Kapitel 26

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In dem Moment, in dem Sereph mit Hope auf den Armen aus dem Portal trat, atmete Jaden auf. Mein Herz macht das langsam nicht mehr mit. Die Qualen und Bürden, die das Schicksal den beiden auferlegte, waren einfach nicht fair. Die beiden gehörten zusammen und doch riss es sie immer wieder auseinander.

Sereph hatte sich diese zwei Wochen zusammengerissen, doch Jaden hatte gewusst, dass die Ungewissheit ihn in den Wahnsinn trieb. Als Lyric heute Morgen plötzlich unangemeldet in ihrer Eingangshalle erschienen war, hatten sie beide es nicht glauben können. Lyric hatte ihnen sofort erzählt, wo sie Hope damals aufgesucht hatten.

Der Runendämon selbst war die letzten zwei Wochen fort gewesen und hatte erst bei seiner Rückkehr erfahren, dass Hope verschwunden war. Den Göttern sei Dank hatte er Nix damals begleitet, denn Nix hatte ihnen nicht sagen dürfen, wo er war und ihr Kontakt in der Menschenwelt war nach wie vor verschwunden. Als hätte das Schicksal persönlich dafür gesorgt, dass sie Hope nicht finden konnten.

Als Lyric davon erfahren hatte, war er sofort aufgebrochen. Dank ihm hatte Sereph erfahren, wo er suchen musste, und hatte damit Erfolg gehabt, denn nun war er mit seinem Herz zurückgekehrt. Warum werden sie immer wieder auseinandergerissen? Warum will das Schicksal Hope von Sereph fernhalten?

Langsam glaubte Jaden, dass mehr dahinterstecken musste, denn das alles konnte kein Zufall sein. Hope, was bist du?

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Sereph ging ruhigen Schrittes zu seinem Schlafgemach, sein Herz fest an sich gepresst. Ich werde dich nie wieder loslassen. Er würde jeden erdenklichen Bannspruch und jede Fessel an Hope legen, sodass es ihm unmöglich wäre, ihn zu verlassen.

Vorsichtig legte er seinen bewusstlosen Gefährten auf das Bett und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. „Du bist so wunderschön, Dhan", flüsterte er und küsste Hope auf die Stirn. Er zog ihm die Kleidung aus und erstarrte, als er auf dessen Brust sah. Die Narben waren in vollen Umfang zurück, doch das war nicht das Schockierende - sein Gefährtenmal war verschwunden. Keine Spur davon auf seiner Brust. Vielleicht liegt es daran, dass es sein menschlicher Körper ist. Und doch verunsicherte es ihn. Mit einem Lappen wusch er seinen Liebsten und deckte ihn zu.

Das verschwundene Bindungsmal war nicht das Einzige, was Sereph beunruhigte. Hope schien ihn in der Menschenwelt auch nicht erkannt zu haben. Sereph wusste, dass Seelen nach während ihrer Wiedergeburt alle Erinnerungen verloren, um neu anfangen zu können. War das mit Hope auch geschehen? Doch er war nicht wiedergeboren worden, es war anders bei ihm gewesen. Es macht keinen Sinn zu grübeln. Ich kann nichts anderes tun, als abzuwarten, bis er aufwacht.

Er entledigte sich seiner Kleider und stieg zu Hope ins Bett. Dann zog er seinen Menschen an sich und legte dessen Kopf auf die Brust. Innerlich kam er zur Ruhe, denn sein Herz war wieder dort, wo es hingehörte. Zum ersten Mal seit zwei Wochen schlief Sereph wieder einen erholsamen Schlaf.

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Hope spürte eine unglaubliche Wärme, die ihn einhüllte. Ein gleichmäßiger Ton beruhigte ihn. Er hatte das Gefühl, in einem warmen Moosbett in einem Wald voller Kiefern zu liegen und das Pulsieren der Erde und das Rauschen des Windes zu spüren. Er hatte sich noch nie so wohl, so Zuhause gefühlt. Er kuschelte sich noch enger an den warmen Untergrund und seufzte, denn er wollte nicht aufwachen.
Langsam spürte er, wie der Boden glatter wurde und seine Konsistenz änderte. Zudem hörte er neben dem Pochen nun noch ein regelmäßiges Rauschen. Er runzelte die Stirn.

Der Wind ist nicht so regelmäßig, das hört sich eher an wie... ein Atem?

Da begriff er, dass er nicht im Wald lag, er lag auf etwas Lebendigem. Sein Kopf begann zu arbeiten und er analysierte die Situation in wenigen Sekunden. Ich liege auf einem Menschen, jemandem, den ich nicht kenne... oder? Der Geruch kam ihm bekannt vor, doch irgendwie konnte er ihn nicht greifen. Erneut schoss ein Schmerz durch seinen Kopf.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt