Kapitel 13

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Nichts.

Erschrocken riss er die Augen auf und hätte beinahe sein Herz aufgeweckt. Nichts. Ich habe absolut nichts gesehen. Das ist unmöglich. Niemand konnte sich ihm verschließen, niemand...

Die Erinnerung an seine Begegnung mit Aleksander brach über ihn herein.

Belial selbst hatte er nicht wiedererkannt. Er hatte gelächelt. Die eiskalte Mauer, die er um sich erbaut hatte, war von diesem Jungen einfach eingerissen worden. Er musste etwas Außergewöhnliches sein, um so etwas zu schaffen. Das hatte er herausfinden wollen und war ihm gefolgt. Doch Belphegor war ihm zuvorgekommen. Er wollte wissen, wie der Junge auf ihn reagierte.

Er hatte ihn überrascht. Der Junge war diesem aufrecht entgegengetreten, hatte sich sogar gewehrt. Ich will ihn ergründen. Dieser Gedanke war in seinem Kopf aufgetaucht. Dafür darf er aber nicht zerbrochen sein. Also griff er ein, bevor Belphegor den Jungen zerbrach.

Dann hatte er endlich die Chance. Er berührte ihn, um ihn zu ergründen. Doch dann... ja was dann? Was war geschehen? Er wusste es nicht, aber der Junge hatte ihn abgewehrt. Sereph hielt inne. Ich habe nichts gesehen. Diese Erkenntnis ließ ihn innehalten. Nein, er hatte nichts gesehen. Das war aber nicht möglich. Niemand konnte sich seiner Gabe verschließen. Was ist er?

Die Realität brach eiskalt über ihn herein und damit auch die Erkenntnis. Es gab nur zwei Möglichkeiten, warum er Hope nicht lesen konnte. Die erste war, es lag daran, dass er sein Herz war. Doch er glaubte nicht, dass es so einfach war, denn sie waren noch nicht verbunden. Die zweite jedoch war, dass Hope kein einfacher Mensch war. Ist Hope ein Engel?

Nein, das ist nicht möglich. Er besaß weder ein Siegel noch irgendwelche engelähnlichen Attribute, die Aleksander hatte. Das konnte er ausschließen. Aber was ist er dann? Gleichzeitig kam eine weitere Vermutung in dem Dämon auf. Wenn Hope nicht menschlich ist, aber auch kein Engel oder Dämon, dann war er etwas anderes. Doch was sollte dieses Etwas sein? Die Einzigen, die ihm diese Frage beantworten konnten, waren Aleksander oder Nix. Nix würde ihm wahrscheinlich nichts verraten, blieb also nur Aleksander. Doch er bezweifelte, dass Belial ihn auch nur in seine Nähe lassen würden. Dann muss ich eben über Astaroth gehen. Anders ging es nicht.

Sein Entschluss stand fest. Er musste herausfinden, ob er mit seiner Vermutung richtig lag, oder ob es wirklich daran lag, dass Hope sein Herz war. Mit zwei Fingern rieb er sich über seine Stirn. Es kann auch nie einfach nur glatt laufen, oder?

༻✧༺


Am nächsten Morgen machte sich Sereph auf den Weg zu Astaroth, dem er sich am Tag zuvor noch angekündigt hatte. Er verabschiedete sich von Hope mit einem Kuss, doch er würde nicht lange wegbleiben.

Hope grinste den gesamten Morgen wie ein Honigkuchenpferd, dass es Jaden schon fast unheimlich war. Es war nicht zu übersehen, dass Sereph den Menschen markiert hatte. Deutlicher hättest du es nicht machen können, oder? Hölle, warum muss er nur so dermaßen übertreiben? Hope sah wie eine wandelnde leuchtende Litfaßsäule für die Dämonen aus, auch wenn er selbst davon nichts zu wissen schien. Doch er und Sereph hatten noch nicht den Bund geschlossen. Lange kann es nicht mehr dauern. Jaden seufzte. Es wurde Zeit, dass sie es endlich taten.

Nach dem Unterricht ging Hope oft in den Garten und verbrachte Zeit dort. So auch heute und Jaden dachte sich nichts dabei. Warum auch?

Sereph schritt mit anmutigen Schritten aus dem Portal in Astaroths Eingangshalle und wurde von den nackten Mauern begrüßt. Wie hässlich. Für einen Liebhaber der Kunst war der Minimalismus, den Astaroth lebte, einfach nur scheußlich. Er schürzte die Lippen und machte sich auf den Weg zu Astaroths Arbeitszimmer. Keiner der Bediensteten wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt