Kapitel 15

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Am nächsten Morgen klopfte Lyric an Hopes Tür. Er wartete darauf, dass dieser ihn hereinbat. Als die Zustimmung kam, trat er ein. Der Mensch saß auf dem Bett und schaute ihn mit geschlossenen Augen an. Daran würde er sich noch gewöhnen müsse. Er wusste, dass Hope blind war, und trotzdem irritierte es ihn. „Bist du bereit?", fragte er den Menschen.

Dieser schüttelte den Kopf, sagte dann jedoch: „Aber es hilft nichts. Also lass uns gehen."

Hope stand auf und zog sich ein Oberteil an, denn er hatte ohne eines geschlafen. Damit hatte er begonnen, als er angefangen hatte, bei Sereph zu schlafen und sich nachts an ihn zu kuscheln.

Lyric verzog das Gesicht, als er die tiefen Narben auf dessen Brust und Rücken sah. Er wusste von ihnen und doch erschreckten sie ihn jedes Mal. Was ist ihm nur passiert, dass er solche Narben davongetragen hat, dass sie selbst nach seinem Tod geblieben waren? Doch er würde nicht nachbohren. Der Junge ist stur und hat Durchhaltevermögen. Doch wird das reichen?

„Soll ich dich hinausführen oder folgst du mir wie gestern?", fragte er den Menschen, immer noch fasziniert, dass er ohne Probleme hinter Nix hergelaufen war.

„Geht schon, geh einfach vor mir", antwortete Hope.

So gingen sie nach draußen und durchschritten das Tor. Die Dunkelheit verschluckte sie, doch Hope sah es nicht. Stattdessen schaute er sich verwirrt herum.

„Lyric, ist hier... nichts? Ich kann nichts wahrnehmen."

Lyric schaute ihn überrascht an. Faszinierend. Das muss er nachher genauer erklären. Kurz darauf erschien eine größere Fläche mit Bänken, auf denen Nix und Tori auf sie warteten. Hoffentlich sind die sich nicht gegenseitig an den Kragen gegangen.

Nix hatte Tori weitestgehend über ihre Situation ins Bild gesetzt. Der Gott hatte schweigend zugehört. Als Lyric und Hope sich zu ihnen gesellten, wurden beide ruhig.

Tori ergriff das Wort. „Wenn ich alles zusammenfassen dürfte, muss Hope innerhalb dieser zwei Jahre zu einem Krieger werden, der einen Dämon vom Rang B besiegen kann. Zu beachten ist dabei, dass er blind ist."

Nix und Lyric nickten, Hope senkte den Kopf. Er hatte ein schlechtes Gefühl. Wie soll ich ein Krieger werden? Ich bin doch nur ein Mensch, dazu behindert.

„Ich denke die größte Herausforderung wird sein, mit seiner Blindheit umzugehen. Er besitzt schon eine gewissen Muskelmasse, was gut als Grundlage dienen kann", sagte Lyric.

Wieder dasselbe Lied, egal in welcher Welt ich bin. Doch dann sagte der Gott etwas, womit keiner gerechnet hatte.

„Wieso redet ihr eigentlich die ganze Zeit davon, dass Hopes Blindheit ein Nachteil oder Handicap ist, das es auszugleichen gilt?" Alle schauten ihn an, auch Hope mit seinen geschlossenen Augen.

„Was meinst du, Gott?", fragte Nix mit verengten Augen.

„Ich denke, ihr habt alle ein völlig falsches Bild von der Situation. Meines Erachtens wäre es nicht möglich, dass Hope dieses Level erreicht, wenn er sehen könnte."

„Wenn es mir erlaubt sei zu sprechen, aber wie meint Ihr das? Meine Blindheit ist, ohne es schönzureden, eine Einschränkung", fragte Hope den Gott.

Dieser runzelte die Stirn. „Nein, sie ist genau das Gegenteil. Du siehst besser als wir alle."

„Kannst du uns das genauer schildern?", fragte ihn der Runendämon.

Der Gott seufzte. Die Sicht von Sterblichen ist wirklich sehr eingeschränkt. Na gut. „Gut. Lyric und Nix, steht auf und geht nach hinten."

Die beiden taten, was Tori sagte, auch wenn sie nicht wussten, was das sollte.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt