Kapitel 2

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In den darauffolgenden Wochen lernte Hope, wie er sich im Haus zurechtfand und sich weitestgehend um sich selbst kümmerte. Dann kam der langerwartete Tag. Aufgeregt stieg er in das Auto seines Vaters und schnallte sich an. Er brauchte ein paar Versuche, bis es endlich klappte.

„Aufgeregt?", fragte ihn sein Vater mit einer munteren Stimme.

Hope nickte und lächelte. Seine Schule lag leider über zweieinhalb Stunden entfernt, da Blindenschulen eher rar waren. Deshalb würde er in einem betreuten Wohnheim leben und nur am Wochenende und in den Ferien die Möglichkeit haben, nach Hause zu gehen. Die Fahrt verging schneller, als gedacht.

Sein Vater lud Hopes Koffer aus und nahm ihn an die Hand. Gemeinsam liefen sie über den kleinen Campus. Es gab drei große Gebäude und einen großen Hof mit Rasen- und Sportfläche, dazu ein kleiner Park mit Bäumen und Sitzbänken. Das linke der drei Gebäude war das Wohnheim. Es war wie die anderen kastenförmig mit roter Fassade. Sein Vater beschrieb ihm alles im Detail, sodass sein Sohn es sich vorstellen konnte.

Gemeinsam meldeten sie sich am Empfang. Eine Frau begrüßte sie freundlich und gab ihnen eine kleine Führung. Hope war freudig und versuchte, sich grob den Plan im Kopf einzuprägen. Als sie sein Zimmer erreichten, öffnete sie die Tür mit einem Chip. Dieser war an einem Armband, das die Kinder um den Arm oder Hals tragen konnte. Sie betraten gemeinsam das Zimmer.

„Direkt vor dir, etwa zehn Schritte entfernt, befindet sich der untere Teil deines Bettes, das an der rechten Wand steht. Hinten links neben dem Bett steht ein Nachttischchen mit einer Steckdose. Direkt links davon ist das Fenster. Von der hinteren Kante des Bettes etwa acht Schritte nach links ist ein Schrank, in dem du deine Sachen verstauen kannst. Etwa acht Schritte von der unteren Kante des Bettes nach links ist die Tür für die Toilette mit Dusche. Zwischen dieser Tür und dem Schrank ist ein Tisch mit drei Stühlen", erklärte die Dame. Sie schien Expertin darin zu sein, Blinden einen Raum zu beschreiben.

Hope schritt den Raum ab und stellte fest, dass die Einschätzung der Frau sehr exakt war. Er fand alles auf Anhieb. Dann stand er vor der Badezimmertür und öffnete diese. Die Dame fuhr fort: „Direkt vor dir etwa fünf Schritte ist das Waschbecken, rechts daneben ist die Toilette. Drei Schritte von hier auf der rechten Seite ist der Eingang in die Dusche. Direkt rechts hier im Eingang ist ein Regal in der Wand, wo du Handtücher usw. lagern kannst. Über dem Waschbecken ist ein kleines Brett, auf dem die Zahnbürste und Anderes Platz haben. Die Klopapierrolle ist, wenn du sitzt, rechts neben dir auf Bauchhöhe."

Auch diesen Raum schritt Hope ab und war mehr als glücklich, über nichts zu stolpern oder hängen zu bleiben.

„Und wie findest du es?", fragte sein Vater.

„Ich find es toll", sagte er und strahlte.

„Gut, ich lass euch jetzt alleine. Wenn du mich brauchst, kannst du den Knopf direkt hier neben der Tür drücken, dann komme ich oder jemand anderes. Die Schule beginnt morgen früh. Du wirst dann um 7.30 Uhr abgeholt und von einem Helfer hingebracht. Prinzipiell darfst du dich frei bewegen, achte nur darauf den Pieper immer dabei zu haben, für den Fall, dass du dich verirrst." Dann verabschiedete sie sich und ließ das Zweiergespann alleine.

„Wollen wir auspacken?", fragte sein Vater. Hope nickte und so machten sie sich an die Arbeit.

Als Hopes Vater wieder ins Auto stieg, atmete er einmal erleichtert aus. Seit Hopes Unfall war ihr Leben ganz schön durcheinandergekommen. Seine Frau hatte sich danach verändert, sie schien mit Hopes Behinderung nicht klarzukommen. Hope bemühte sich, ihnen nicht zur Last zu fallen, das hatte er bemerkt. Deshalb war er erleichtert, dass er das Internat schön fand. Vielleicht würde endlich etwas Normalität wieder einkehren. Er liebte Hope und hoffte, dass auch seine Frau sich wieder fing, denn es wäre Hope einfach nicht fair gegenüber. Mit all diesen Gedanken im Kopf machte er sich auf dem Heimweg.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt