Kapitel 23

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Nach dem kleinen Kuss auf meiner Stirn driffte ich langsam in einen unruhigen Schlaf.

Ich habe keine Albträume oder so, aber erholsam ist der Schlaf auch nicht. In der Nacht werde ich mehrmals wach durch leichtes schütteln an meiner Schulter und leisem rufen nach mir. Ich schaue verschlafen hinter mich. Mb wischt mir über das Gesicht und drückt mich näher an sich und erklärt mir auf Nachfrage hin das ich unruhig war und immer wieder nach ihm gerufen habe. Ich weiß davon nichts. "Ist wirklich alles gut Kleiner?" "Ja, mir geht es gut, aber können wir uns richtig hinlegen, das sollte dir auch nicht ganz so weh tun, wegen gestern Abend" "Du hast mir nicht weh getan wirklich!" "Kannst du mich umarmen, vielleicht wecke ich dich dann nicht mehr so oft!" "Komm her Kleiner " und so schlafen wir auch schon wieder ein, ohne weitere Vorfälle meiner seits. Als es wieder hell ist, bemerke ich unterbewusst das mich jemand am Kopf krault und die Wärme-Quelle vor mir entspannt atmet. Letztendlich aufgeweckt werde ich dann von meinem Vater, welcher uns zum Frühstück holt. Ich murre nur und will absolut nicht aufstehen, weil ich alles aber nicht ausgeschlafen bin. Nach einer zehn minütigen Diskussion, welche ich verliere, werde ich hochgenommen und unten im Flur wieder abgesetzt. Schlaftrunken wie selten setze ich mich neben Mb an den Tisch und schlafe auch direkt an diesen gelehnt wieder ein. Aufwachen tue ich durch einen brennenden Schmerz an meiner Wange. Mb ist nirgends zu sehen, nur meinen wutentbranten Vater. Ich verstehe rein garnichts. "Vater? " frage ich, doch er schaut mich nur an und spuckt mir ein "Nenn mich nicht so, sowas wie dich habe ich nicht aufgezogen!" entgegen. Er kommt auf mich zu und ich bekomme Angst, vor mir bleibt er dann stehen und zieht mich am Kragen auf seine Augen Höhe. "Undankbares Balg, Schwuchtel, wir hätten uns das mit dir echt besser überlegen sollen. So eine Teufelsbrut  aufgenommen zu haben. Das ist unnatürlich, von Gott nicht gewollt und dann auch noch so respektlos zu sein und mit diesem Jonathan zu schlafen, obwohl du schon eine Frau hast, die dich glücklich macht und dir Kinder schenkt! Du kannst froh sein dass ich dich nicht rausschmeiße!!" und schon landet sein Faust meinem Gesicht, besser gesagt auf meiner Nase, welche ein ekelerregendes knacken von sich gibt. Mir kommen die Tränen und ich halte mir meine Hände vor die Nase. Nach einer weiteren Backpfeife lässt er mich fallen und tritt mit den Worten "So eine Sünde hat es nicht verdient zu leben" zu. Ich halte mir die Rippen und scheiße tut das weh. Irgendwann hat meine Nase aufgehört zu bluten, naja wenigstens ist sie nicht gebrochen. Ich schleppe mich unter die Dusche und fange langsam an das Blut aus meinem Gesicht zu waschen. Wieder in meinem Zimmer angekommen versuche ich das geschehnde zu verarbeiten. Ich wusste von Anfang an das, wenn ich auch nur den Hauch an Interesse an jemanden nicht weiblichen aufbauen würde, dass mein Vater genau so reagieren würde, aber da ist doch nichts außer Freundschaft. Bei Eren ist soetwas doch auch okay, aber warum bei Mb nicht. Ich kenne ihn zwar noch nicht allzu lange, aber er war da als Eren es nicht konnte, oder besser gesagt durfte. Warum schlägt Vater direkt, er scheint es falsch interpretiert zu haben! Ich weiß nicht wirklich warum, aber ich fühle mich leer und benutzt, einfach irgendwie falsch! "Vielleicht ist das alles auch einfach nur ein schlechter Traum und ich wache in ein paar Stunden wieder auf und alles ist wieder normal und die unschöne Auseinandersetzung hat es nie gegeben, also sollte ich wohl schlafen gehen" murmel ich leise zu mir selber. Ich nehme mir die Decke an dem noch immer der Geruch von Mb dran hängt und umklammere diese. Die Decke oder besser gesagt der Geruch an dieser beruhigt mich und lässt mich mehr oder weniger ruhig einzuschlafen.
Ich werde durch einen stechenden Schmerz in meiner Rippen Gegend wach und muss verstellen das das gestern wohl doch Realität war. Es tut nicht arg weh, aber bemerkbar ist es schon. Ich stehe auf und gehe leise in das nahe liegende Badezimmer und wasche mir erstmal mein Gesicht. Natoll um meine Nase herum ist es noch immer leicht angeschwollen und mitlerweile auch schon blau-lila angelaufen. Vorsichtig hebe ich meinen Pullover worin ich geschlafen habe hoch. Erleichtert atme ich aus, es hat nur eine leichte Tönung angenommen und wenn man es nicht weiß dann sieht man es auch nicht. Wenigstens etwas.... Ich putze mir also so gut es geht meine Zähne und kämme mir anschließend meine Haare nur um sie unordentlich, zumindest teilweise in einen Zopf zu binden. Ich habe Angst. Was ist, wenn das erst der Anfang war? Ich bin überfordert und fange schon wieder an zu weinen, na toll wieso muss ich auf egal was immer so reagieren? Ich ziehe mir irgendwas bequemes über und verlasse möglichst schnell nachdem ich mich wieder beruhigt habe das Haus. Mit tief ins Gesicht gezogender Kaputze, gehe ich  schnurstracks in den Park, indem Eren und ich als Kinder immer gespielt haben. Ich denke über schöne Erinnerungen nach die ich mit Eren schaffen durfte. Mir fällt die kleine Lichtung an dem angrenzenden Wald wieder ein. Da sind eigentlich nie Menschen und ich kann einfach ein bisschen alleine sein. Das es eigentlich unangenehm kalt ist, verdrängte ich ganz getrost. Nach einer knappen Stunde des suchens finde ich die kleine Lichtung wieder und lasse mich nieder. Es ist schön an diesem Ort zu sein, es bringt mich auf andere Gedanken.
Nach ein paar Stunden beginnt es auch schon wieder dunkel zu werden. Mit der Kaputze tief im Gesicht gehe ich wieder Richtung Park. Nach Hause will ich nicht wirklich, aber wo soll ich denn hin. "Kleiner?" ich schaue nach oben, was sich als Fehler herausstellte "Ich habe leider keine Zeit, tut mir echt leid" versuche ich so glaubwürdig wie auch nur möglich rüber zu bringen. Nervös spiele ich mit dem Pulli-Saum. Ich hasse es Eren an zu lügen, aber ich will das alleine klären, ohne ihn, ich kann das auch alleine. Er packt mich immer nur in Watte, so als würde ich sofort zerbrechen, wenn ich mal etwas selber mache. Ich höre Schritte und merke wie Eren mir gerade versucht die Kapuze runter zu ziehen.

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