"Alles okay?", fragte mich Argon nach dem Elementartraining.
Ich zuckte die Schultern. "Ich glaube das musst du eher ihn fragen", murmelte ich und deutete auf Shadow. "Ich wurde ja nicht fast in einem Strudel ertränkt"
Argon schnaubte verächtlich.
"Der kann das schon ab"
Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. "Ja, irgendwie schon"
Von einiger Entfernung beobachtete ich, wie Shadow sich wieder sein schwarzes T-Shirt überstreifte und erhaschte einen letzten Blick auf das Tattoo auf seinem Rücken.
Als er sich zu mir umdrehte und mich beim Starren erwischte, hob er amüsiert die Augenbrauen, woraufhin ich schnell woanders hinsah.
"Ich wollte dir nochmal danken", sagte Argon, während wir zurück zur Akademie liefen. "Wegen der Sache in Geschichte"
Ich schüttelte den Kopf. "Ach, Quatsch. Du hast doch diese Strafaufgabe bloß aufgebrummt bekommen, weil du mir helfen wolltest. Wenn, dann muss ich mich bei dir bedanken."
Er lächelte. "Naja, es ist auf jeden Fall schön, nicht alleine am Wochenende in der Akademie bleiben zu müssen."
Ich erwiderte sein Lächeln. "Ja stimmt"
"Was ist eigentlich wegen dieser Sache mit Professor Morgan?", fragte Argon vorsichtig nach einiger Zeit des Schweigens.
Ich zuckte die Schultern.
"Keine Ahnung, heute war sie irgendwie anders drauf. Ich meine, wir hatten wirklich Spaß!", sagte ich und stieß dabei ein überraschtes Lachen aus.
"Aber im Grunde genommen ist sie ja trotzdem eine völlig Fremde."
Argon blickte sich kurz um, um zu sehen, ob uns jemand zuhörte, ehe er weitersprach. "Naja, sie ist deine Mutter... irgendwie ist sie also schon immer Teil deines Lebens gewesen - nur eben ohne, dass du davon wusstest."
Ich lachte. "Na super. Das klingt ja gar nicht nach einer unheimlich Stalker-Mom."
Argon stimmte in mein Lachen ein.
Gemeinsam liefen wir die Treppen zum Flügel der Artemis hinauf und ich hatte auf einmal dieses beruhigende Gefühl von Angekommen-sein. Vielleicht war es wirklich die beste Entscheidung gewesen, die ich je getroffen hatte, auf die Akademie zu gehen.
Da fiel mir jedoch wieder Leonora ein, die mich vor ein paar Tagen um einen Rückruf gebeten hatte. Wahrscheinlich machte sie sich mal wieder unnötig viele Sorgen.
"Hat Eve dir schon von ihrer Idee erzählt, Freitagabend eine Party in unserem Flügel zu starten?", fragte Argon, während er mir galant die Tür aufhielt.
Ich schüttelte den Kopf und folgte ihm in die Räumlichkeiten der Artemis. "Ne, aber ich bin auf jeden Fall dabei!"
Argon grinste zufrieden. "Gut, das wollte ich doch hören. Ich meine, wenn wir schon das Wochenende hier verbringen müssen, können wir wenigstens ein bisschen Spaß haben."
Ich schmunzelte nachdenklich. "Das bringt mich auf eine Idee"
Er warf mir einen fragenden Blick zu. "Na, wir müssen das Jones doch irgendwie heimzahlen. Er darf nur nicht merken, dass wir es waren."
Begeisterung blitzte in Argons Augen auf.
"Ich hab da schon so eine Idee", murmelte er und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Doch bevor ich nachhaken konnte, fiel mein Blick auf Kilian und Eve, die auf Kilians Bett saßen und uns ertappte ansahen.
Als ich die Augenbrauen hob, lief Eve knallrot an und stammelte etwas davon, dass sie jetzt unbedingt noch etwas für Geschichte lernen müsse.
Argon ließ sich lachend neben Kilian aufs Bett fallen.
"Was haben wir denn spannendes verpasst?", fragte er seinen besten Freund, während ich grinsend im Türrahmen lehnte.
Irgendwie war es ja klar gewesen, dass zwischen Eve und Kilian früher oder später etwas laufen würde. Doch, dass sich das Ganze so schnell entwickelte, hätte ich nicht gedacht.
Kilian schmunzelte nur geheimnistuerisch und wandte sich seinem Handy zu. Wobei 'Handy' nicht wirklich der passende Begriff dafür war.
Schon bei Eve hatte ich entdeckt, dass man die neumodischen Technologien der Unterwelt nicht mit der Oberwelt vergleichen konnte.
Im Gegensatz dazu war mein Smartphone wohl so etwas wie ein altes Telefon mit Wählscheibe.
"Okay, ich lass euch dann mal alleine, Jungs", sagte ich, bevor ich zu meinem Zimmer lief. "Ihr habt ja sicher einiges zu bereden""Ihr hattet also Spaß ohne uns", stellte ich amüsiert fest.
"Naja, wir... also er hat mich geküsst", murmelte Eve, ohne mich anzusehen.
Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und nestelte nervös an den Bändern ihrer Artemis-Sweatjacke herum.
"Er hat dich geküsst?", fragte ich mit einem überraschten Grinsen. "Und? War es gut?"
Sie lächelte ein wenig verlegen.
"Er kann schon ziemlich gut küssen... Aber es war ja nur ein Kuss. Vielleicht war es ja auch nur..."
"Du findest ihn doch gut, oder?", unterbrach ich sie.
Eve nickte. "Klar. Ich meine, er sieht wirklich gut aus. Und er ist zuvorkommend und wirklich witzig!", schwärmte sie.
"Na, siehst du."
Ich lief zu meinem Nachttisch, um mein Handyladekabel zu suchen, das ich mal wieder verlegt hatte.
"Aber meinst du wirklich für ihn ist das was Ernstes?", fragte Eve verunsichert. "Ich meine, ich weiß ja nicht mal, ob es das für mich ist. Wir kennen uns ja kaum. Aber ich habe einfach das Gefühl, er ist genau der Typ Junge, den ich immer gesucht habe"
Sie seufzte. "Ich würde wirklich gerne mal wieder ein Date haben. Meine letzte Beziehung ist jetzt über ein Jahr her - aber das brauche ich dir wohl nicht zu erzählen. Du bist ja schließlich immer umgezogen. Wahrscheinlich hattest du da auch nicht viel Zeit für Verabredungen, oder?", fragte sie mitfühlend.
Ich zuckte bloß die Schultern. "Ich hatte schon einige Dates. Ich hab es sogar zweimal mit Fernbeziehungen probiert", erzählte ich. "Aber, ja, du hast Recht. So wirklich spannend war mein Liebesleben nie."
Eve grinste verschwörerisch.
"Na, das werden wir auf jeden Fall ändern"
Schmunzelnd sah ich sie an.
"Erober du erst mal Kilian"
"Shhht", machte sie. "Sag das nicht so laut"
Grinsend drehte ich mich Richtung Tür und rief laut: "Eve ist verknallt!"
Daraufhin landete das Kopfkissen meiner Zimmernachbarin und neu gewonnenen Freundin in meinem Gesicht.
"Na, warte!", rief ich. Und ehe wir uns versahen artete das ganze in einer Kissenschlacht aus, bei der wir uns benahmen, als wären wir beide zehn Jahre alt.
Als wir irgendwann beide lachend und außer Atem auf dem Boden lagen, wurde plötzlich die Tür aufgerissen.
"Irgendetwas ist passiert!", rief Argon und die leise Panik in seiner Stimme, ließ mich sofort ernst werden.
"Was ist denn los?", fragte ich und sprang auf.
Argon war bereits losgerannt und hielt Eve und mir ungeduldig die Tür auf.
"Kommt einfach mit."
Ich warf Eve einen verwirrten Blick zu, den sie jedoch nur mit einem ratlosen Schulterzucken erwiderte, ehe ich Argon hinterher sprintete.
Auf dem Gelände der Akademie war alles leer, bis auf einen Mann, der von zwei anderen gestützt wurde und unglaublich viel Blut zu verlieren schien.
Als wir näher kamen, konnte ich den Mann als Harry ausmachen. Links und rechts hatten ihn Kilian und Sofía untergehakt.
Argon lief weiter auf die drei zu und half Sofía, Harry zu stützen, sodass sie schneller voran kamen.
Eve blieb hinter mir wie angewurzelt stehen und blickte nur völlig schockiert auf die klaffenden Wunden in Harrys Oberkörper.
"Oh Gott", entfuhr es mir. "Was ist mit ihm passiert?!"
Sofía schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung. Ich habe ihn eben vor dem Tor der Akademie gefunden. Aber er ist irgendwie nicht richtig bei Bewusstsein"
"Hol die Krankenschwester, Aline. Und am besten einen der Lehrer", rief Argon.
Ich nickte und rannte zurück in das Gebäude. Bereits auf dem Weg zur Krankenstation traf ich Professor Morgan an.
Anscheinend war mir der Schock ins Gesicht geschrieben, denn sie warf mir einen äußerst besorgten Blick zu.
"Was ist passiert?"
"Es geht um Harry. Er ist draußen.", rief ich aufgebracht. "Gehen Sie zu ihm. Ich hole die Krankenschwester."
Noch während ich das sagte, drehte ich mich um und lief weiter.

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Academy of Salem
FantasyAls Aline an der mysteriösen Akademie angenommen wird, verändert das ihr Leben vollkommen. Sie entdeckt eine neue Welt voller Magie und düsterer Geheimnisse. Und dann ist da noch dieser Junge, den sie eigentlich nicht mögen sollte, der ihr aber einf...