Nachdem die ersten Schocksekunden überwunden waren, feuerten die meisten der Schüler, die auf die Mission mitgekommen waren, ihre Waffen ab.
Allerdings waren viele der Nymphen schon zu nah an den drei Lehrern dran, sodass wir sie mit dem Gift ebenfalls gefährdet hätten.
Immer mehr Nymphen strömten auf die Lehrer zu, und obwohl Jones und Professor Morgan ihre Kräfte einsetzten und Harry mit seinem Schwert durch die Luft wirbelte, schafften sie es nicht, alle Nymphen abzuwehren - geschweige denn sie auf Abstand zu halten.
Es waren einfach zu viele.
Mir kam es sogar so vor, als wären es mehr als doppelt so viele wie bei dem letzten Angriff.
Ich sog scharf die Luft ein, als ich sah, wie eine Nymphe Professor Morgan von hinten packte und ihr dabei mit den krallenartigen Fingernägeln über den Rücken kratzte.
Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, rannte ich zu den Lehrern - raus aus dem schützenden Wald.
Ich hörte noch, wie jemand hinter mir her schrie, ich solle zurückkommen. Doch es war bereits zu spät.
Die Nymphen hatten mich entdeckt.
Ruckartig fuhren drei der Kreaturen zu mir herum und sprangen auf mich zu. Das Adrenalin, welches durch meinen Körper schoss, schien meine Kräfte um einiges zu verstärken, sodass ich sie spielend leicht mit einem Luftstoß einige Meter nach hinten katapultierte.
Ein paar der anderen Nymphen bewegten sich ebenfalls in meine Richtung und stießen dabei markerschütternde Schreie aus.
Ich legte meine Handflächen aneinander und erzeugte winzige Blitze dazwischen, um den Nymphen einen Stromschlag zu verpassen. Da spürte ich plötzlich, wie sich etwas Scharfes in meine Schulter bohrte.
Ich fuhr herum und versetzte der Nymphe hinter mir einen starken Stromschlag, während ich mit einer Hand meine verletzte Schulter abtastete, aus der warmes Blut sickerte.
Es war nicht besonders viel Blut, doch die Wunde brannte höllisch.
"Pass auf, Aline!", schrie Harry mir zu.
Gerade noch rechtzeitig konnte ich auch die nächsten Nymphen abwehren.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Shadow auf die Nymphen, die sich durch meinen Luftstoß einige Meter von uns entfernt befanden, einen Hagel aus Pfeilen abfeuerte. Die Wirkung des Gifts entfaltete sich schnell - besonders bei denen, die Shadow mehrmals in der Nähe des Herzens getroffen hatte.
Aus ihren Mündern quoll violetter Schaum, sie begannen zu zucken und sackten schließlich unter wilden Krämpfen zu Boden.
Schaudernd wandte ich meinen Blick wieder ab.
"Verdammt, noch mal, Aline!", schimpfte Professor Morgan und warf mir einen strengen Blick zu, als ich neben ihr auftauchte.
"Das war nicht der Plan! Du solltest überhaupt gar nicht erst mitkommen!"
"Da muss ich Minerva ausnahmsweise Recht geben", mischte Jones sich verärgert ein.
"Das war kopflos und riskant und du...!"
Weiter kam er nicht, denn plötzlich sprang eine Nymphe von einer der Baumkronen auf Jones herab und landete auf seinen Schultern, wo sie sofort ihre krallenartigen Finger um seinen Hals legte.
Ich nutzte meine gesamte Kraft dazu, die Nymphe in die Luft zu befördern und von Jones wegzuschleudern.
Jones weitete überrascht die Augen.
"Danke", murmelte er und wirkte auf einmal ziemlich kleinlaut.
Ich grinste zufrieden, legte dann aber wieder meine ganze Konzentration auf die Abwehr der Nymphen.
Mit der Zeit wurde ich immer abgestumpfter und eine eigenartig kühle Ruhe durchströmte mich.
Ich hatte mir einen Kampf immer so vorgestellt, dass ich dabei hektisch um mich schlug und so kopflos und übereilt handelte, wie es bei mir allgemein häufig der Fall war.
Doch nun musste ich feststellen, dass das hier ganz anders war.
Ich wusste nicht, wie viele Minuten bereits vergangen waren oder wie viele Nymphen ich verletzt, wie viele ich getötet hatte. Ich war nur noch eine emotionslose Kampfmaschine, die genau wusste, was sie im nächsten Moment zu tun hatte.
Normalerweise hätte mir dieser Gedanke Angst gemacht.
Doch gerade wusste ich, dass genau das mein Leben rettete.
Gemeinsam mit den Lehrern verteidigte ich mich gegen die gefühlskalten Kreaturen, in deren Augen die kalte Mordlust blitzte.
Während Professor Morgan und Harry aufpassten, dass keiner von uns stark verletzt wurde, sorgten Professor Jones und ich mit unseren Kräften dafür, dass wir Abstand zu den Nymphen gewannen und diese so von den anderen Schülern ausgeschaltet werden konnten.
Als Shadows und mein Blick sich für einige Sekunden trafen, sah ich, dass er zwar in Sorge um mich war und am liebsten an meiner Seite gekämpft hätte - doch er wusste, dass er aus der Entfernung mit Pfeil und Bogen weitaus nützlicher war und so blieb er auf seiner Position.
Ich war so in den Kampf vertieft und auf die Kontrolle meiner Kräfte konzentriert, dass ich erst merkte, dass es vorüber war, als Harry die letzte Nymphe erledigte.
Shadow kam zu mir herübergelaufen.
"Alles okay?", fragte er angespannt und musterte meine Schulter, die noch immer blutete.
Ich nickte.
"Ich glaub schon"
Mein Blick wanderte über meine Hände und meine Kleidung, die mit Blutsprenkeln übersät waren.
"Aline...", fing Professor Morgan an, doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich will nicht mit Ihnen reden."
Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich von ihr ab und lief gemeinsam mit Shadow zu den anderen Schülern herüber.
Auch auf dem Rückweg zur Akademie achtete ich sorgfältig darauf, dass genug Abstand zwischen mir und Professor Morgan bestand.
Vor der Akademie warteten bereits einige neugierige Schüler, die von der Aktion Wind bekommen hatten.
Eve war auch darunter und lief sofort zu Kilian herüber. Sie musterte ihn besorgt von Kopf bis Fuß und zog ihn dann an sich.
Ich warf Shadow einen kurzen Blick zu, der mir daraufhin ein Lächeln schenkte.
"Wie geht es dir?", fragte Eve mich, als wir gemeinsam den Speisesaal betraten und uns einen Platz suchten.
"Kilian hat erzählt, du bist einfach zu den Lehrern gerannt, um Professor Morgan zu schützen"
Ich schnaubte. "Das habe ich nicht für sie getan"
Doch ich wusste, dass das eine Lüge war. Mein erster Instinkt war es gewesen, ihr zu helfen, als ich gesehen hatte, dass sie in Gefahr war.
"Du schaffst es auch echt nie, dich an Regeln zu halten, oder?", fragte Lucas grinsend und ließ sich mir gegenüber nieder.
Ich schmunzelte und hob entschuldigend die Hände.
"Liegt mir wohl einfach im Blut"
"War aber vielleicht gar keine so schlechte Idee", mischte sich Kilian ein, woraufhin Argon ihm einen finsteren Blick zuwarf.
"Immerhin sind wir die Nymphen jetzt endgültig los", murmelte Eve und schaufelte sich einen Berg aus Rührei auf ihren Teller.
Ich hatte schon nach dem zweiten Bissen meines Toasts keine Hunger mehr.
Vielleicht lag es daran, dass mich die Sache mit Professor Morgan noch immer beschäftigte, vielleicht war mir auch einfach übel, weil ich die unheimlichen Fratzen der Nymphen nicht aus meinem Kopf bekam.
Außerdem hatte ich irgendein ungutes Gefühl, das mich einfach nicht mehr losließ - woher auch immer dieses Gefühl kam...
Um mich abzulenken und den Kopf ein wenig frei zu bekommen, begab ich mich zu der Lichtung mit dem kleinen Wasserfall, auf der ich meistens trainierte.
Nach wenigen Minuten tauchte Poseidon auf und beobachtete mich, während ich versuchte, das Wasser zu bändigen.
Doch im Gegensatz zu dem Kampf gegen die Nymphen, war ich viel zu unkonzentriert, als das ich wirklich etwas hätte zu Stande bringen können.
Poseidon wieherte.
"Ach, sei still", brummte ich entnervt.
"Du weißt doch, dass ich das normalerweise besser kann!"
Das Kelpie wieherte noch einmal, diesmal lauter.
Verwundert kniff ich die Augen zusammen und beobachtete Poseidon, während dieser nervös hin und her schwamm.
"Was ist denn los mit dir?", flüsterte ich verwirrt.
Als hinter mir ein Rascheln ertönte, verstärkte sich mein ungutes Gefühl von eben.
Ruckartig drehte ich mich um.
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Academy of Salem
FantasyAls Aline an der mysteriösen Akademie angenommen wird, verändert das ihr Leben vollkommen. Sie entdeckt eine neue Welt voller Magie und düsterer Geheimnisse. Und dann ist da noch dieser Junge, den sie eigentlich nicht mögen sollte, der ihr aber einf...