스물 여덟 [28]

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Jimin

Mit dem Rücken an der Wand saß ich auf dem Boden des Trainingsraums. Ein wenig genervt seufzte ich auf und erhob mich vom Boden. Eigentlich war heute Training mit Yoongi, doch dieser war nicht aufgetaucht. Ich dehnte mich und wärmte mich ein wenig auf, bevor ich mir meine Boxbandagen um die Hände wickelte und anfing auf den Boxsack einzuschlagen. Yoongi war nicht hier und ich würde ihn auch nicht herschleifen. Das war mir schlichtweg zu blöd. 

Eine ganze Weile schlug ich auf den Sack ein, bis sich die Tür zum Trainingsraum öffnete. Anfangs dachte ich es wäre Yoongi, doch als Jin fragte was ich hier machte, hatte sich dieser Gedanke in Luft aufgelöst. “Trainieren, wonach sieht’s denn aus.”, sagte ich, ohne meine Schläge auf den Sandsack einzustellen. “Eigentlich sollte ich mit Yoongi trainieren, doch der ist ja nicht da.” 
“Kannst du es ihm verübeln?”, hörte ich Jin sagen. “Er hat das erste mal einen Menschen umgebracht, Jimin. Erinnerst du dich noch, wie du dich nach deinem ersten Mord gefühlt hast?”

Die Schläge auf den Boxsack stellte ich ein, als ich mich schweigend zu dem älteren drehte. Der Boxsack schwang noch nach, was die Ketten an denen er hing ein wenig klappern ließ. “Nur zu gut.”, gab ich meine Antwort auf Jins Frage. “Dann hör auf, auf diesen gottverdammten Sandsack einzuprügeln und leiste dem Jungen Beistand, denn den braucht er jetzt.”, sagte Jin in einem strengen Ton und deutete auf die Tür des Trainingsraums. Monoton sah ich ihn an, ehe ich leise seufzte und mir die Bandagen abwickelte, während ich den Raum verließ. 

Jin hatte ja recht, Yoongi konnte Beistand gebrauchen, doch warum ich? Ich konnte mit Emotionen und Gefühlen nichts anfangen. Weder mit meinen eigenen, wenn sie mal auftauchten, noch mit den von anderen. Ich konnte sie erkennen, doch nicht damit umgehen. Und jetzt sollte ich jemandem Beistand leisten der genauso wenig mit seinen Gefühlen umgehen konnte wie ich? Er würde mich danach definitiv hassen, aber mir war das so ziemlich egal. Ich musste ihn nur trainieren und ausbilden, bis er selber ein guter Killer war.

Ich kam bei unserem Wohnabteil an und stand kurz darauf auch schon vor dem Zimmer des älteren. Nach einem kurzen Klopfen an der Tür war nichts zu hören, weswegen ich einfach eintrat. Sein Zimmer war abgedunkelt und er selbst lag auf seinem Bett, in die Decke eingekuschelt. Seufzend trat ich näher an ihn heran und setzte mich auf sein Bett. Mit dem Rücken an der Wand und den Füßen hoch gelegt saß ich neber ihm und sagte nichts. “Was willst du hier?”, fragte Yoongi dann mit leiser Stimme. “Ich bin hier, damit du über das reden kannst, was du loswerden willst.”, gab ich mit monotoner Stimme zurück. “Ich bin nicht sicher ob ich mit dir darüber reden will.” 

Innerlich schmunzelte ich ein wenig. “Verständlich.”, sagte ich und lehnte meinen Kopf an die Wand. “Ich bin ein kaltherziges Arschloch, dass sich einen Dreck um andere schert. Trotzdem sitze ich hier.” Ich warf einen Blick zu dem jungen Mann neber mir. Er lag mit dem Rücken zu mir und konnte nur meine eintönige Stimme hören. “Jin wäre mir lieber.”, kam es leise von ihm, was mich schnauben ließ. Natürlich war Jin ihm lieber, wäre bei mir nicht anders. “Ich weiß. Allerdings verliere ich meinen Kopf, wenn ich zu ihm gehe und sage du würdest lieber mit ihm sprechen.”

Eine Stille entstand. Ich begann mich zu fragen ob er vielleicht darüber nachdachte, dass mein Tod ihn freuen würde. Wenn man jedoch weiter dachte, konnte es nicht so sein. Er müsste meinen Platz einnehmen, da er der einzige halbwegs ausgebildete Killer hier war. Aber warum machte ich mir überhaupt Gedanken darum was er über mich dachte? Es war egal ob er wollte dass ich sterbe oder nicht, so einfach würde ich nicht von der Bildfläche verschwinden. 

“Hör mal Yoongi.”, begann ich, als mir einfiel weshalb ich überhaupt hier war. “Ich weiß, ich wirke nicht wie die vertrauensvollste Person, aber du kannst mir glauben, wenn ich dir sage dass du mir vertrauen kannst. Und auch wenn ich mit diesem sentimentalen Scheiß nichts anfangen kann, kannst du mit mir reden.” Ein wenig weitete ich selbst die Augen, als ich mir so selber zuhörte. Dass so etwas mal meinen Mund verlassen würde, überraschte mich. Ich wusste nichtmal dass ich das konnte.

Von Yoongi kam nichts mehr, weshalb ich seufzte und aufstand. Ich lief zur Tür und griff nach der Klinke, als ich das Rascheln einer Decke und meinen Namen aus dem Mund des älteren hörte. Ich drehte mich um und sah Yoongi aufrecht im Bett sitzen. Er hatte ein schwaches, dankendes Lächeln auf den Lippen liegen. “Danke.”, sagte er. Ich nickte ihm zu und verließ sein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und ging duschen, bevor ich in meinem eigenen Zimmer verschwand.

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804 Wörter

20092021

For Every ScarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt