십사 [14]

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Yoongi

Und wieder war es soweit. Seufzend richtete ich mich von meinem Bett auf, in dem ich bis eben noch gemütlich lag und am Handy hing, und zog mir ein lockeres Shirt und eine meiner Trainingshosen aus dem Schrank. Die Tür zum Flur schloss ich ab, da man den Leuten in diesem Wohnabteil nicht trauen konnte. Nie klopften sie an, sie platzen immer einfach rein.

Leicht schmunzelte ich bei dem Gedanken und zog mir meinen Hoodie über den Kopf. Mein Blick glitt in den Spiegel an der Wand neber mir. In den letzten beiden Wochen waren meine Arme und mein Oberkörper um einiges muskulöser geworden und ich war ziemlich stolz drauf. Nur auf den Grund warum es so war, da war ich keinesfalls stolz drauf. Doch ich hatte keine andere Wahl. 

Ich griff nach meinem Shirt und zog es mir über den Kopf und wechselte von meiner Jogginghose auf die Trainingshose, ehe ich mich zum Trainingsraum begab. Mir graute es jedes mal vor dem Training. Jimin nahm mich echt hart ran, ließ keine Pausen zu und ließ mich über Stunden drillen. Und dass jeden Abend. Dafür war meine Verteidigung um einiges besser geworden und wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen noch drei bis vier Tage und ich kann Jimins Angriffe perfekt abwehren. 

Als ich beim Trainingsraum ankam, war Jimin schon da. Wie immer. Ich wärmte mich auf und wir begannen mit dem Training. Er griff mich an und ich musste mich verteidigen. Seine Schläge und Tritte waren hart, doch das machte mir eher weniger aus. Das Problem war die Kombination mit der Schnelligkeit und die Tatsache dass sie unberechenbar waren. Noch dazu kam, dass dieser Junge mehr als nur biegsam war. In dem Moment in dem du den Schlag von vorne abwehrst, erwischt dich der Tritt im Rücken.

Genau das passierte mir in diesem Moment und ich ging zu Boden. Mittlerweile hatte Jimin nicht das kleinste bisschen Gnade mit mir und griff selbst an wenn ich am Boden lag. Er versuchte nach mir zu treten, doch ich rollte mich zur Seite weg und wollte mich aufrichten, wäre da nicht Jimin. Mit einem Roundhouse-Kick versuchte er mich wieder auf den Boden zu schleudern, woraufhin ich mich nach hinten lehnte und er mich so nicht erwischte. Ich stützte mich mit meinen Händen am Boden ab und ging von der Brücke in einen Handstand und sprang aus diesem zurück auf die Füße. 

Den nächsten Schlag wehrte ich ab, genauso wie den darauffolgenden Tritt. Dann blieb Jimin stehen und stellte sich aufrecht hin. “Das war gut. Wir machen eine Pause.”, sagte er und griff nach seiner Wasserflasche. Ich stellte mich neben ihn und trank ebenfalls etwas. Mein Blick lag dabei auf den Armen des jüngeren. Schon seit ich sie gesehen hatte, fragte ich mich was passiert war. “Darf ich dich was fragen?”, rutschte es mir raus. Zwar war ich neugierig, doch so offensiv wollte ich eigentlich nicht fragen. Jimin sah mich emotionslos an. “Erwarte keine Antwort.” Mit diesen Worten sah er von mir weg und nahm einen Schluck aus seiner Fasche. War irgendwie klar, diese Antwort. “Okay. Woher kommen die ganzen Narben?”, fragte ich. Jimin setzte seine Wasserflasche ab und stellte sie weg. “Geht dich nichts an.”, sagte er kalt und stand auf. “Und jetzt komm, wir machen weiter.”

Seufzend richtete ich mich auf und musste direkt einen Angriff parieren. Was hatte ich anderes erwartet? Er war ein kalter Mensch, dessen Gefühle abtrainiert wurden wie die verspielten Gewohnheiten von Jagdhunden, da kam es doch nicht in Frage dass er mir das erzählte. So fühlte ich mich allerdings auch; wie ein Jagdhund den man gerade abgerichtete. Man gab mir Essen, einen Schlafplatz und man trainierte mich. Ich wurde zum töten abgerichtet, so wie ein Hund zur Jagd. Bei Jimin war es vermutlich nicht anders, nur dass er wahrscheinlich dazu erzogen wurde. Ihm hatte man voraussichtlich von klein auf beigebracht der perfekte Killer zu sein. 

Den Gedanken bekam ich während des ganzen Trainings nicht mehr raus und auch danach nicht. Von meinen Haaren tropfte das Wasser als ich aus der Dusche trat und die Tropfen liefen meinen Körper hinunter, während ich mir ein Handtuch um die Hüften band und mich weiterhin fragte, wie diese Leute Jimin behandelt haben mussten. Ob sie alle hier so behandelten, die hier geboren und aufgewachsen sind?

Ich zog mich an und ging in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett fallen ließ. Lange dachte ich noch darüber nach, bis ich irgendwann einschlief und von meinen Gedanken befreit wurde.

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750 Wörter

02072021

For Every ScarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt