쉰 여덟 [58]

472 32 1
                                    

Yoongi

Die Nacht war arschkalt und ich hatte nur die pechschwarze Lederkluft und den Helm für das Motorrad an. Der Wind zog kalt an mir vorbei und wäre ich nicht so aufgeregt wegen dem was ich gleich tun würde, wäre mir schon längst mein süßer Arsch eingefroren. 

Ich fuhr aus der Stadt raus, zu dem angrenzenden Wald der auf der anderen Seite des Ufers lag. Glücklicherweise war um diese Uhrzeit kein Schwein mehr draußen unterwegs, weshalb ich ungestört in den Wald fahren konnte. Ich fuhr ein Stück hinein, ehe ich den Motor abschaltete und abstieg. Geschickt zog ich mir den Helm vom Kopf und hängte ihn an den Lenker, bevor ich meine Waffe und meine Maske aus dem Stauraum unter dem Sitz rausholte. 

Die Desert Eagle steckte ich mir hinten in den Hosenbund und den schwarzen Mundschutz zog ich an. Ich wagte mich in den Wald, suchte nach den Waldweg bei dem ich auf mein Opfer warten sollte. Es dauerte ein Weilchen bis ich den Schleichweg fand. Kein Wunder dass der Mann so gerne hier joggen ging, dieser Weg war schwer zu finden.

Am Rand des Schleichwegs stand ein großer Busch, hinter dem ich mich klein machte. Die Blätter des Busches waren dicht beieinander, nur an einer Stelle waren sie weniger. Perfekt um das Opfer zu beobachten ohne dass es mich sehen konnte. Ich hockte hinter dem Busch und sah durch das Loch, genoss die Stille und die Dunkelheit. Nur der Wind, der durch die Bäume zog und die Blätter zum Tanzen brachte und ein paar Grillen die zirpten.

Zwar war es arschkalt, doch irgendwie vergaß ich es, bei der Ruhe. Als ich jedoch mein Opfer auf mich zu joggen sah, erwischte mich die Kälte mit einem Schlag und ein Schauer lief mir über den Rücken. Bei dem Gedanken diesen Mann hinterrücks zu erschießen wurden meine Knie weich. Ich konnte ihn nicht einfach umbringen, ein Leben nehmen, das ging nicht. Doch wenn ich es nicht tat, ihn laufen ließe, wäre ich einen Kopf kürzer. Nicht von Jimin, von Choe. Und das wollte ich keinesfalls. 

Der Mann lief an mir vorbei und ich schlich hinter meinem Versteck hervor. Leise schloss ich zu ihm auf und zog ihm mit dem Griff meiner Knarre eins über. Wie ein Stein fiel er vor meine Füße. Und schon machte sich die Panik in mir breit. Ich musste ihn jetzt töten. Ich wollte das nicht. Ich konnte das nicht. Verängstigt sah ich mich um, doch wie zu erwarten war niemand da. 

Der Wunsch Jimin wäre hier keimte in mir auf und wurde immer präsenter, bis mir einfiel dass er da war. In gewisser Weise. Ich drückte einen kleinen Knopf an dem Ohrhörer. "Jimin?", fragte ich und hörte das leise Zittern in meiner Stimme. "Jimin bist du da?" Die Panik breitete sich aus doch dann hörte ich Jimins Stimme durch das Funkgerät. "Ja Yoongi, ich bin hier. Alles gut, hast du es geschafft?" Meine Atmung verschnellerte sich ein wenig, denn auch wenn seine Stimme mich eigentlich immer beruhigte, schob ich weiterhin Panik.

"Das ist es ja!", rief ich verzweifelt aus. "Ich… ich weiß nicht ob ich das kann."
"Hör zu Yoongi.", sagte er ruhig. Seine Stimme ein wenig verzerrt durch die Distanz, doch die Ruhe die in ihr lag war deutlich zu hören. "Ich weiß es ist schwer und ich weiß nicht ob das hilft, aber versuch es mal damit." Tief atmete ich ein und aus und beruhigte meinen Atem, um Jimin besser zuzuhören. "Denke an die Person, die dir am wichtigsten ist und stelle dir vor, dass dieser Mann dieser Person etwas schlimmes angetan hat. Und dann schieß."

"Aber vielleicht hat er gar nichts schlimmes getan!", sagte ich und starrte auf den beweglosen Körper zu meinen Füßen. "Hat er, Yoongi.", kam es etwas lauter, doch immer noch mit ruhigem Ton aus dem Ohrhörer. "Er hat junge Mädchen vergewaltigt und getötet. Nie hat ihn jemand aufhalten können weil die Beweise nicht gereicht haben. Und jetzt stell dir vor, der wichtigsten Person in deinem Leben passiert so etwas."

In meinem Kopf poppten Bilder auf, die ich mir eigentlich nicht vorstellen wollte. Mein Blick legte sich wutentfacht und angeekelt auf den Mann am Boden. Ohne weiter zu zögern richtete ich meine Waffe auf ihn und drückte ab.

----------------
708 Wörter

08042022

For Every ScarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt