Kapitel 1

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Bist du dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?“ Die Stimme von Sophia riss mich aus meinen Gedanken. Die Braunhaarige lächelte mich fröhlich an und ich zog skeptisch meine Augenbrauen in die Höhe. Ich wohnte jetzt seit 6 Wochen bei ihr. Nach der Trennung von Kevin waren mir nicht so viele Leute eingefallen, die ich hätte anrufen können. Ich kam gebürtig aus Braunschweig und war nur für ihn damals nach NRW gezogen. Eigentlich kannte ich nur die Leute aus der Mannschaft und meine Studienkollegen, bei denen ich allerdings nicht unterkommen wollte. Sophia war die Freundin von Kai, einem der Teamkollegen von Kevin, und wir hatten uns schon immer sehr gut verstanden. Trotzdem war es für mich eine ziemliche Überwindung gewesen ihr Angebot anzunehmen. Schließlich wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass Kai irgendwann doch einmal bei Kevin raushören ließ wo ich mich befand oder ihn womöglich noch mitbrachte. Sophia hatte ihren Freund da allerdings sehr gut im Griff und so war es bisher nicht zu einem erneuten Aufeinandertreffen mit meinem Exfreund gekommen.

„Du weißt doch, dass ich keine Lust habe ihm über den Weg zu laufen“, ratterte ich meine Standardantwort herunter und meine Freundin seufzte leise, ehe sie sich zu mir auf die Couch fallen ließ. Sie schunkelte mich leicht mit ihrer zarten Schulter an. „Das weiß ich, aber ich bin ja auch nicht so blöd und frage dich, ob du mitkommst, wenn ich nicht genau weiß, dass er heute Abend nicht dabei ist“, versuchte sie es erneut und ich sah sie zweifelnd an.

„Jetzt schau nicht so. Das ist doch heute gar kein Mannschaftsabend. Jannis hat seine Wohnung endlich soweit fertig und will eine kleine Einweihungsparty geben. Er hat Kevin ganz sicher nicht eingeladen.“ Sophias Worte brachten mich zum Nachdenken. Es würde mir sicherlich ganz gut tun mal wieder unter Leute zu gehen- auch wenn ich eigentlich so gar keine Lust auf eine Party hatte. „Ich weiß nicht, ob das so das Richtige für mich ist momentan“, versuchte ich mich rauszureden, doch meine Freundin schien sich davon nicht weiter beeindrucken lassen zu wollen. „Ich denke du solltest dringend mal wieder unter Leute und dich ablenken. Wenn du es total blöd findest, können wir auch immer noch zurück fahren und es uns mit Popcorn und einem Film auf dem Sofa bequem machen.“ Sophias Gesicht zierte ein breites Grinsen und ich fragte mich wirklich woher sie diese Energie nahm. Doch das musste definitiv an unserem kleinen Altersunterschied von 3 Jahren liegen.

Seufzend gab ich nach und kaum fing ich an zu nicken, quietschte sie auch schon freudig auf und schnappte sich ihr Handy, um Kai die freudige Nachricht mitzuteilen. „Kai holt uns dann in zwei Stunden ab. Du solltest also versuchen einen Menschen aus dir zu machen“ , gab die Jüngere frech von sich und streckte mir selbstgefällig die Zunge heraus. Ich warf, eher schlecht als recht, , mit einem der Sofakissen nach ihr was sie natürlich meilenweit verfehlte, ehe ich mich erhob und unter die Dusche sprang.

Anderthalb Stunden später stand ich dann mit einer schwarzen Lederleggings und einem roten Shirt mit Wasserfallausschnitt vor dem Spiegel im Gästezimmer. Meine Mundwinkel wackelten hin und her, während ich an mir herumzupfte. Die Trennung und das damit verbundene Frustfressen hatten Spuren an meinem Körper hinterlassen und es war wirklich Zeit, dass ich mal wieder ein bisschen Sport trieb, um diese Speckröllchen wieder loszuwerden. Doch jetzt in diesem Moment half mir das auch nicht weiter, weshalb ich es vorzog mir ein ordentliches Makeup zu verpassen.

Pünktlich mit dem Ertönen der Türklingel verstaute ich den roten Lippenstift in meiner Clutch und schlüpfte in meine Schuhe. Ich schnappte mir noch eine leichte Jacke und ging dann in den Flur, wo ich mitten in eine wild-knutschende Begrüßung herein platzte. Kai und Sophia nahmen wirklich immer Rücksicht auf meine aktuelle Gefühlslage, doch es war ihnen ja nicht zu verübeln, dass sich sich auch mal ihrer Liebe hingeben mussten. Trotzdem räusperte ich mich leise, was die beiden auseinanderschrecken ließ. Sophias Lippen entwich ein leiser Pfiff und auch Kai nickte anerkennend, ehe er mich zur Begrüßung in die Arme schloss. „Wenn er wüsste was er fallen gelassen hat..“ ,murmelte er leise in mein Ohr und ich drückte leicht verlegen seine Hand, als wir uns lösten. Es bedeutete mir viel, dass Kai als Teamkollege meines Exfreundes nicht automatisch Partei für ihn ergriff und absolut auf meiner Seite stand, seit er wusste was vorgefallen war.

Die Fahrt nach Köln verging in Kais Auto wie im Flug und noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, ob ich hier wirklich das Richtige tat, standen wir auch schon zusammen im Aufzug zu Jannis´ Wohnung. „Jetzt schau nicht so, Kaja. Ich habe Jannis gesagt, dass du auch kommst und er war total cool damit“, sagte Kai lächelnd, als er mich mit seiner Schulter anschunkelte. Ich lächelte dankbar zurück und folgte den beiden, als sich die Lifttüren mit einem „Pling“ öffneten. An der Wohnungstür lehnte bereits der Gastgeber, der Kai mit einem typischen Handschlag begrüßte, bevor er Sophia und mich jeweils kurz umarmte. Wir kannten uns durch seinen Bruder Julian, der ebenfalls mit Kevin und Kai zusammen bei Leverkusen gespielt hatte, bevor er vor wenigen Wochen zu Borussia Dortmund gewechselt war. „Schön, dass ihr da seid. Getränke und Snacks gibt es in der Küche. Julian steht schon am Grill auf dem Balkon und versorgt euch da mit Fleisch, Würstchen und Burgern“, sagte er freundlich, nachdem wir die Wohnung betreten hatten. Ich ließ meinen Blick kurz durch den hellen Flur gleiten. Vielleicht auch, um noch ein wenig Zeit zu schinden. Schließlich wusste ich, dass Jannis auch mit einigen der Fußballer befreundet war.

Die Wohnung war wirklich schon schön eingerichtet. An den Wänden hingen viele von Jannis´ Bildern, die er selbst geschossen hatte. Er hatte wirklich ein einmaliges Talent für gute Fotos. Dies verlieh der Wohnung ihren ganz eigenen Charme und es war etwas Anderes als diese typischen Junggesellenbuden, die man sonst so kannte.

„Schön hast du es hier“, sagte ich mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen, welches Jannis erwiderte. „Ja, es war auch wirklich ein Stück Arbeit, bis ich euch hier wirklich rein lassen konnte. Hast du denn schon etwas Neues gefunden?“ Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir nervös durch die Haare. „Es ist irgendwie nicht so einfach etwas Schönes und Bezahlbares zu bekommen. Aber ich kann ja nicht ewig bei Sophia bleiben“, antwortete ich und erntete ein wissendes Lächeln vom jüngeren Brandt-Bruder. „Das kann ich verstehen. Ich hätte auch keine Lust mir den ganzen Tag das Geschlabber der beiden anzusehen“, gab er spitzbübisch von sich und verschwand dann mit Kai in der Küche, nachdem er dessen Ellenbogen ausgewichen war.

„Komm, wir gehen mal ins Wohnzimmer und begrüßen die anderen“, sagte Sophia und schnappte sich mein Handgelenk, um mich hinter sich her zu ziehen. Im Wohnzimmer tümmelten sich bereits Sam, Mitchell und ein weiterer junger Mann auf dem Sofa, der sich mir bei der Begrüßung als Tristan vorstellte. „Kaja! Wie schön dich mal wieder zu sehen“, gab Sam breit grinsend von sich und stand auf, um mich in die Arme zu schließen. Ich hatte mich während der Beziehung immer sehr gut mit den Jüngeren verstanden. Umso bedauerlicher war es, dass wir uns von nun an nicht mehr oft sehen würden

Sophia und ich machten es uns ebenfalls auf dem Sofa bequem und folgten den oberflächlichen Gesprächen der Jungs, ehe ich von Mitch kumpelhaft angeschunkelt wurde. „Sag mal, was hast du eigentlich mit Kevin gemacht? Der hat ein solches Leistungstief, dass...“, setzte er an und ich presste meine Lippen fest aufeinander, während ich den Boden vor mir mit meinem Blick fixierte. Vor meinen Augen tauchte ein weiß-schwarzer Nikeschuh auf, den ich Kai zuordnete, der wohl gerade aus der Küche gekommen sein musste. Mitch neben mir stöhnte kurz auf, was mich annehmen ließ, dass Sophias Freund ihm unsanft gegen das Schienbein getreten hatte. In meinen Augen stiegen langsam Tränen auf, die ich wie wild versuchte wegzublinzeln, ohne meinen Kopf zu heben. Ich konnte und wollte nicht in ihre fragenden Gesichter blicken.

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Hallo ihr Lieben,

Danke erstmal für die zwei Sterne für den Prolog:). Ich habe mich sehr gefreut!

Um euch einen besseren Einstieg in die Story zu geben, lasse ich euch mal gleich ein neues Kapitel da:).

Liebe Grüße

Pina

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt