Kapitel 57

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Ehrlich gesagt habe ich ein bisschen Angst euch dieses Kapitel zum Lesen zu geben:-D. Doch das werde ich während der letzten drei, die es einschließlich diesem hier noch sind, wohl immer haben:-D. Also haut gerne in die Tasten:).

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Kajas POV

„It's easy to say, but it's never the same.


I guess I kinda liked the way you numbed all the pain."


Lewis Capaldi - Someone you loved



„Ja Mama, mir geht's wirklich schon besser", versuchte ich meine Mutter zu beruhigen. Ich war mittlerweile seit zwei Tagen wieder zuhause, nachdem ich mich selbst entlassen hatte. Ich lag ohnehin die ganze Zeit nur in meinem Bett und das konnte ich meiner Meinung nach auch zuhause. Also hatte ich mir zwei Tage nach dem Unfall meine Entlassungspapiere ausstellen und mich von Jannis abholen lassen. Seitdem war ich wieder in unserer Wohnung in Köln. Die meiste Zeit des Tages verbrachte ich mit dem Lernen für die Uni, um mich selbst irgendwie von diesen ganzen Geschehnissen abzulenken. Mein Mitbewohner tat sein Übriges jeglichen Stress von mir fern zu halten und er verwöhnte mich beinahe schon mit irgendwelchen Leckereien oder seinen Kochkünsten, die während meiner Zeit bei Julian irgendwie besser geworden waren. Julian. Von dem gab es bisher tatsächlich noch keine richtigen Kontaktversuche. Ich wusste, dass das einzig und allein Jannis' Verdienst war, denn erst gestern hatte ich mitbekommen, wie der Ältere ihm eine Nachricht geschickt hatte. Julian hatte sich nach meinem Befinden erkundigt und Jannis hatte ihm zumindest eine kurze Antwort gegeben, um den Fußballer nicht wieder aufzuregen. Kai war es den Abend nach meinem Unfall tatsächlich irgendwie gelungen seinen besten Freund nach Hause zu bringen und ich wusste von Sophia, dass die beiden seitdem wieder täglich Kontakt zueinander hatten. Das freute mich sehr, auch wenn die Umstände nicht schlechter hätten sein können.



Mein Herz sehnte sich so sehr nach Julian, dass es mir noch immer schwer fiel nachts zu schlafen ohne aufzuwachen. Seine Nähe fehlte mir und ich musste bedauerlicherweise feststellen, dass auch seine Seite meines Bettes langsam nicht mehr nach ihm roch. Doch vielleicht war es auch besser so, denn so wurde ich nicht jede Nacht an ihn erinnert und konnte ein wenig Abstand zu der ganzen Sache gewinnen. Es war nicht einfach für mich und ich wusste, dass ich Julian ein klärendes Gespräch schuldig war. Doch es war mir aktuell einfach nicht möglich ihm gegenüber zu treten. Zu sehr würde mich sein Anblick an den Tod unseres ungeborenen Kindes erinnern und daran was sich zwischen ihm und dieser Linda abgespielt hatte. Von Jannis hatte ich mittlerweile erfahren, dass Julian sich nicht getraut hatte mir von der neuen Physiotherepeutin zu erzählen, da er mich nicht beunruhigen wollte. Zwar konnte ich ihn da verstehen, da ich ja bereits einmal von einem Mann betrogen wurde, doch meiner Meinung nach war dies nur erst recht ein Grund mir die Wahrheit zu sagen. Daher reichte mir diese simple Aussage von Jannis nicht aus, um seinem Bruder dieses Geheimnis zu verzeihen. Was es mir jedoch noch schwerer machte, war die Tatsache, dass Linda sich offenbar doch irgendwie versuchte an Julian ran zu schmeißen. Gepaart mit Sophias Erzählungen von Julians Art vor unserer Beziehung, ließ dies einfach die Alarmglocken bei mir schrillen. Ich wusste, dass es nicht fair von mir war direkt vom Schlimmsten auszugehen, doch ich konnte dieses vertraute Bild der beiden einfach nicht mehr verdrängen.



„Hast du nochmal mit Julian gesprochen?", riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken und ich schloss seufzend für einen Moment die Augen, ehe ich wild mit dem Kopf schüttelte, bis ich realisierte, dass sie mich ja gar nicht sehen konnte. „Nein, bisher nicht", gab ich knapp von mir und ich konnte mir ihren bedauernden Gesichtsausdruck nur allzu gut vorstellen. „Ich weiß ich kenne ihn nicht, aber vielleicht ist das auch alles nur ein riesen Missverständnis und du tust ihm unrecht", sagte sie vorsichtig und ich seufzte leise. Tatsächlich war auch mir dies in den letzten Tagen mehmals durch den Kopf gegangen, doch ich konnte einfach nicht mit diesem seltsamen Gefühl in meiner Brust umgehen. Ich fühlte mich hintergangen und für mich war allein die Tatsache, dass Julian ein solches Geheimnis aus der Sache mit Linda machte, ein Vertrauensbruch. Er hatte sich durch Kais bevorstehenden Wechsel und seine Verletzung in eine Richtung entwickelt, die es für mich nicht einfach machte mit ihm umzugehen. Doch bis zu unserem Streit war ich eigentlich der Meinung, dass wir das Ganze irgendwie wieder hinbekommen würden. Doch dass er sich ihr offenbar anvertrauen konnte und auch privat Kontakt mit ihr hielt, machte es mir nur umso schwerer ihm das Vertrauen zu schenken, dass es für eine gesunde Beziehung brauchte. „Ich...ich weiß es nicht, Mama. Er hat sich so seltsam verhalten die letzten Wochen und ich habe das Gefühl, dass er sich eher von mir entfernt hat", gab ich leise zu, während ich mir mit einer Hand durchs Gesicht fuhr. Irgendwie war ich müde solch ein Gespräch zu führen. Zu groß war die Angst eine ernsthafte Entscheidung treffen zu müssen. Dazu war ich einfach noch nicht bereit.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt