All I Need (Julian Brandt)

Kapitel 37

Kajas POV

"Now suddenly, you're askin' for it back
Could you tell me, where'd you get the nerve?
Yeah, you could say you miss all that we had
But I don't really care how bad it hurts
When you broke me first"
Tate McRae - You broke me first

Ich spürte Kevins Atem auf meinem Gesicht und unsere Blicke trafen sich. Das Braun seiner Iris brannte sich in das Grün meiner Augen und ich presste fest meine Lippen aufeinander, während Kevin zu mir hinunter sah. Es war eine völlig surreale Situation und eine Stimme in meinem Kopf schrie mich schon fast an, dass ich von hier verschwinden sollte. Doch allein die Tatsache, dass er mich hier so einkesselte, machte mich bewegungsunfähig. Stattdessen sah ich angespannt zu ihm hoch und lehnte mich instinktiv weiter nach hinten gegen die Sofalehne, als ich realisierte, dass er sich mir langsam näherte. „Kevin", sagte ich leise und war selbst erschrocken wie unsicher meine Stimme klang. Bilder aus unseren guten Zeiten liefen wie ein Spielfilm vor meinem inneren Auge ab und ich kniff meine Lider fest zusammen, was für meinen Exfreund offenbar wie eine Einladung zu wirken schien. Denn es vergingen nur wenige Sekunden, bis ich seine Hand an meiner Wange spürte, was mich augenblicklich ins Hier und Jetzt zurück holte. Ich riss erschrocken meine Augen auf und begegnete seinem liebevollen Blick, den ich nur allzu gut von ihm kannte. So hatte er mich früher immer angesehen, doch das war vorbei. Entschlossen schlug ich seine Hand weg und sah wütend zu Kevin auf, der sich unsicher mit einer Hand durch den Nacken fuhr. „Spinnst du? Was soll das werden?", rief ich und warf aufgebracht meine Arme in die Luft, was ihn zusammenzucken ließ. Vermutlich hatte er mit einer Ohrfeige von mir gerechnet. Die hatte ich eigentlich sowieso noch gut bei ihm nachdem was er mir angetan hatte. Doch so war ich einfach nicht gestrickt

„Kaja, ich...", setzte er an, doch ich gab ihm mit einer Hand zu verstehen, dass er still sein sollte. Ich wollte seine Ausreden gar nicht hören. „Sei einfach still", gab ich seufzend von mir und erntete dafür einen verwirrten Blick seinerseits. Wir waren getrennt und er hatte mich überhaupt nicht mehr anzufassen. Mit einem Mal wurde mir klar, dass es ein riesiger Fehler war überhaupt hergekommen zu sein und ich entschloss mich dazu, dass ich schleunigst von hier verschwinden sollte. Kevin, der noch immer total verdattert vor mir stand, sah mir stumm dabei zu, wie ich mich an ihm vorbei schob und mit meinen Augen den Raum nach meinen persönlichen Dingen absuchte. Mein Handy lag noch immer auf dem Wohnzimmertisch und ich konnte auch auf die Entfernung erkennen, dass das Display gerade aufleuchtete. Als zusätzlich die Vibration aktiviert wurde und das Smartphone brummend auf der Glasplatte unher tanzte, richtete sich auch Kevins Aufmerksamkeit darauf. Er hatte von seiner Position aus den besten Blick auf den Wohnzimmertisch und seine Augen hefteten sich ungeniert auf das Display, während ich mit schnellen Schritten zu dem kleinen Tisch ging. Ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, wer mich gerade anrief.

Julian♡

Während mich sofort das schlechte Gewissen ihm gegenüber wieder überkam, konnte ich hinter mir nur ein missbilligenes Schnauben vernehmen. „Natürlich ruft der jetzt an", murmelte Kevin und ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Es schien ihn wirklich sehr zu wurmen, dass Julian und ich uns so nahe gekommen waren. Vermutlich war es für ihn so, als hätte er mich an seinen ehemaligen Teamkollegen verloren. Doch damit lag er ja völlig falsch. Kevin hatte mich verletzt und mein Herz in tausend Stücke gerissen, während Julian mich wie ein Anker vor dem Ertrinken gerettet hatte. „Du musst damit klar kommen, Kevin", sagte ich nahezu emotionslos und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. „Er war doch schon immer scharf auf dich und hat nur auf eine Chance gewartet", schoss er weiter gegen meinen Freund und ich blickte skeptisch in seine Richtung.