Kapitel 48

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Kajas POV

„I'm just praying you can figure this out.
When there's nothing left, you know I still be around."
Tom Walker, Zoe Wees - Wait for you

„Kaja, hey! Was machst du denn hier?" begrüßte mich Sophia, als ich mich zu Balou herunter beugte, um ihn zu streicheln. Der kleine Rüde war schon ganz schön gewachsen, aber nicht weniger süß, als noch vor ein paar Wochen. „Ich dachte mir ich komme mal spontan vorbei und trinke einen Kaffee mit dir. Oder störe ich?", gab ich lächelnd von mir und tadelte mich selbst ein wenig dafür, dass ich meine Freundin hier einfach überrumpelte. Doch zu meiner Erleichterung verzogen sich ihre Lippen zu einem breiten Grinsen, als sie zur Seite trat und mich in die Wohnung bat. Natürlich entging mir ihr leicht besorgter Blick, mit dem sie mich beim Ausziehen meiner Schuhe beobachtete, nicht. Nachdem ich während des ersten Teiles der Fahrt meine Tränen der Wut nicht zurückhalten konnte, hatte ich mich die letzten Kilometer dazu hinreißen lassen die A-Klasse mal ein wenig auszufahren. Dies hatte jedoch nichts daran geändert, dass ich nun mit geröteten Augen in dem Flur meiner besten Freundin stand, die mich kurzerhand in ihre Arme schloss. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht direkt wieder loszuheulen. Julians Art hatte mich ziemlich aufgewühlt und ich konnte mit diesem Charakterzug von ihm nicht so gut umgehen. Er konnte wirklich ein ziemliches Arschloch sein, wenn er wütend oder gefrustet war. Nicht, dass ich ihn nicht verstehen konnte. Für mich war der anstehende Abschied von Kai und Sophia auch nicht einfach und seine Verletzung setzte dem Ganzen nur die Krone auf, doch es nervte mich, dass Julian in manchen Dingen so ein Dickkopf war.

„Wie geht's dir, Süße?", fragte mich meine beste Freundin, nachdem sie mir eine Tasse Kaffee gereicht und sich mir gegenüber an den Esstisch gesetzt hatte. Dankbar nahm ich die Tasse an mich und legte meine zittrigen Finger um diese, um meine aufgewühlte Stimmung ein bisschen zu vertuschen. Doch natürlich wusste ich, dass ich der Braunhaarigen nichts vor machen konnte. Das zeigte mir ihr tiefgründiger Blick nur allzu deutlich. „Ach naja, es geht schon", setzte ich an und sah auf meine Finger, die die Kaffeetasse fest umschlossen, ehe mich ein ungläubiges Schnauben aufschauen ließ. „Also nichts für Ungut, Kaja. Aber du siehst nicht so aus, als wäre alles gut", gab Sophia von sich und ich schluckte den Kloß herunter, der sich automatisch in meinem Hals bildete.

„Julian benimmt sich wie ein bockiges kleines Kind", platzte es aus mir heraus und Sophia nickte wissend, ehe sie ihre Hand über den Tisch hinweg auf meinen Unterarm legte. Es war eine Geste, die mir Verständnis entgegen bringen sollte und ich wusste, dass es für sie keine Neuigkeit war. Schließlich versuchte Kai mehrmals täglich seinen besten Freund zu erreichen, der es vorzog wie ein kleiner Junge zu schmollen anstatt die verbliebene Zeit zu nutzen und etwas mit dem Größeren zu unternehmen. „Kai weiß auch nicht mehr weiter. Er hat Julian gestern nach dem Foul geschrieben, weil er sich wirklich Sorgen gemacht hat. Aber Jule antwortet ihm einfach nicht." Man konnte Sophia nur allzu gut anmerken, dass diese Situation für sie auch alles Andere als leicht war. Ich wusste nur allzu gut wie wohl sie sich hier fühlte und sie hatte mir erst vor ein paar Tagen geschrieben, dass den beiden diese Entscheidung überhaupt nicht leicht gefallen war. Doch so war es eben in diesem Geschäft der Profifußballer. Es war alles sehr schnelllebig und ehe man sich versah hatten die Männer ein neues Angebot von irgendeinem Top-Verein auf dem Tisch. Wer wusste schon wo es Julian einmal hintreiben würde!?

„Ich hoffe wirklich, dass er bald mal zur Vernunft kommt und sich bei Kai meldet. Ihm geht's damit nämlich auch nicht gut. Er versucht es nur mit seiner bockigen Art zu überspielen", sagte ich mit einem leicht genervten Unterton, ehe ich einen Schluck von meinem Kaffee trank. Es war nicht einmal gelogen. Julians kleiner Ausbruch auf Sylt war eigentlich nur der Anfang von einer Serie an Vorfällen, an die ich nur ungerne zurück dachte. „Wie meinst du das?", fragte Sophia und ich überlegte für einen Augenblick, ob ich ihr wirklich davon erzählen sollte. Doch wem sollte ich mich sonst anvertrauen, wenn nicht meiner besten Freundin?

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt