All I Need (Julian Brandt)

Kapitel 18

Kajas POV

Nervös wippte ich mit meinem Bein auf und ab, während ich gebannt auf das Spielfeld blickte. Sophia hatte mich fast 2 Wochen lang versucht zu überreden, bis ich schließlich eingeknickt war und sie zu dem Spiel von Kai und Julian begleitet hatte. Der BVB spielte heute in Leverkusen und meine Freundin wollte mich unbedingt mitnehmen. „Dann seht ihr euch auch mal wieder“, hatte sie mir gegenüber mehrmals argumentiert und irgendwann konnte ich ihr den Wunsch nicht mehr abschlagen. Julian und ich hatten uns seit unserer Rückkehr aus Amsterdam vor 3 Wochen nicht mehr gesehen. Dies lag jedoch eher weniger an ihm als an mir selbst. Ich hatte mich wie in ein Schneckenhaus zurückgezogen und schob immer das Lernen vor, wenn Jannis und er sich miteinander trafen. Mir war klar, dass wir beide gleichermaßen Schuld an diesem Zeitungsartikel waren. Und doch wollte ich nicht riskieren, dass uns doch noch etwas angedichtet wurde. Julian hatte wie versprochen bei einem Interview nach dem nächsten Spiel klargestellt, dass uns eine rein platonische Beziehung verband und weder er noch ich uns weiter dazu äußern würden. Die Presse schien es insoweit geschluckt zu haben, dass es keine weiteren Spekulationen zu uns gab. Doch ich redete mir auch brav ein, dass es auch mit an der Tatsache lag, dass wir beide nicht mehr zusammen gesehen wurden. 

Jetzt saß ich also hier in der Bayarena und sah Julian gerade dabei zu, wie er mit dem Ball am Fuß an der Außenlinie entlang lief. Marco lief sich in der Mitte frei, doch leider kam Julians unpräzise Flanke nicht bei dem Kapitän an. Stattdessen konnten die Leverkusener einen Konterangriff daraus entwickeln, den Chicharito nur knapp am Dortmunder Tor vorbei schoss. Selbst von hier aus konnte ich sehen, wie sich Julian über seine eigene Leistung ärgerte und ich wusste von Jannis´ Erzählungen, dass er auch im Training aktuell nicht seine Bestleistung abrufen konnte. Woran das lag hatte der jüngere Brandt-Bruder allerdings bisher nicht rausfinden können. Mich überkam ein schlechtes Gewissen, als ich ihn zur Halbzeit mit hängendem Kopf in die Kabine gehen sah.

„Hast du ihm eigentlich gesagt, dass du hier bist?“, riss mich Sophia aus meinen Gedanken und ich schüttelte stumm mit dem Kopf. „Wir haben aktuell eher sporadischen Kontakt und schreiben eher über oberflächlichen Kram“, gab ich ehrlich zu und sie ah mich überrascht an. „Vielleicht solltet ihr mal wieder persönlich miteinander sprechen“, gab sie zu bedenken und ich wackelte unsicher mit meinen Mundwinkeln, während ich den Glühweinbecher in meiner Hand betrachtete. Ich wusste ja, dass sie absolut recht hatte und vielleicht dramatisierte ich das Ganze auch, aber ich wollte nicht als Groupie darstehen, der sich allen Spielern mal an den Hals warf. Seufzend trank ich einen Schluck von dem wärmenden Getränk, während ich mein Handy aus der Tasche zog und es entsperrte. „Ja, okay. Vielleicht hast du recht. Er kann ja nichts dafür“, gab ich zu, ehe ich Julians Chat bei Whatsapp öffnete und die Kamera aktivierte. Ich zwang mir ein fröhliches Grinsen auf, als ich mein Smartphone von mir weghielt und ein Selfie von mir schoss. Ich überprüfte das Bild kurz und setzte je ein schwarzes und ein gelbes Herzchen darunter, ehe ich es losschickte. Vermutlich würde er das Bild sowieso erst nach dem Spiel sehen, wenn er wieder am Handy war, also konnte ich meines ja getrost wieder einstecken. Zumindest dachte ich das, denn nur wenige Sekunden später vibrierte es in meine Hand und ich drückte prüfend auf den Homebutton.

„Wie? Du bist da und sagst mir nichts? Ich bin enttäuscht, Sonnenschein :-P. Wo sitzt du?“

Sophia warf mir einen fragenden Blick zu und ich hielt ihr lächelnd mein Handy entgegen, damit auch sie die Nachricht lesen konnte. Sie streckte mir freudig grinsend ihren erhobenen Daumen entgegen und ich antwortete ihm. Kai hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen seine Freundin und mich möglichst nah am Spielfeld zu platzieren, was uns eine tolle Sicht bescherte.