Kapitel 47

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Kajas POV

„These nights never seem to go to plan
I

don't want you to leave will you hold my hand?"
Sam Smith - Stay with me

Ein lautes Poltern ließ mich aufschrecken und ich setzte mich hektisch im Bett auf, nachdem ich nach meinem iPhone auf dem Nachtschrank gegriffen hatte. Mit schnellen Griffen betätigte ich die Taschenlampen-Funktion und ich stutzte, als ich erkannte, dass Julians Bettseite leer war. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade einmal zwanzig nach acht war. Also absolut nicht die Uhrzeit meines Freundes, den ich im hellen Licht der Taschenlampe unweit entfernt von mir ausmachen konnte. Er stand auf einem Bein am Bettende und stützte sich an diesem ab, während sein Blick starr auf den Boden vor ihm gerichtet war. Schnell schlug ich meine Bettdecke beiseite und schwang mich aus dem Bett, um zu ihm zu gehen. Julian zuckte leicht zusammen, als ich meine Hand auf seinen Unterarm legte, doch er ließ sich bereitwillig von mir auf die Matratze drücken. „Was hast du vor?", fragte ich den Blonden leise, der nun doch zu mir aufsah. „Ich konnte nicht mehr liegen, weil jede Position einfach nur weh tut. Da ich dich nicht wecken wollte, wollte ich in die Küche gehen und mir eine Schmerztablette holen", sagte er, während er sich mit einer Hand durchs Gesicht fuhr. Durch den leichten Lichtstrahl, der sich durch die Jalousien schlich und genau in Julians Gesicht fiel, konnte ich deutlich die noch dunkleren Schatten unter seinen Augen erkennen. „Ach Schatz. Du kannst mich doch wecken, wenn etwas ist. Hast du denn überhaupt geschlafen?", versuchte ich ihm feinfühlig eine Antwort zu entlocken, da ich ja bereits wusste, dass er nicht auf seine Gemütslage angesprochen werden wollte.

Seine Mundwinkel wackelten unsicher hin und her und ich sah, wie er einen inneren Kampf mit sich selbst führte, ehe er wieder zu mir aufsah. „Naja, ein paar Stunden schon", gab er leise von sich und ich seufzte, ehe ich mich nach seinen umgefallenen Krücken bückte und sie ihm hin hielt. „Dann lass uns mal ins Wohnzimmer gehen und dann legst du dich nochmal auf die Couch", schlug ich ihm vor und er nickte, bevor er sich erhob und ich hielt Julian die Tür auf, damit er vor gehen konnte.

Ich ging zuerst in die Küche und holte für Julian ein Glas Wasser und ein Kühlpad, ehe ich ihm die Packung mit den Schmerztabletten reichte. Dankbar nahm er sie entgegen und drückte eine der weißen Pillen aus dem Blister, bevor er nach dem Wasserglas griff und es in einem Zug leerte. Anschließend legte er sich brav aufs Sofa und legte seinen Fuß auf das Kissen das noch vom Vorabend hier lag. Ich holte für Julian noch seine Decke und sein Handy aus dem Schlafzimmer, ehe ich mich erstmal ins Bad begab, um mich frisch zu machen und anzuziehen. Dabei konnte ich allerdings nicht verhindern, dass ich anfing mir Gedanken über Julians Schlafmangel und seinen Gemütszustand zu machen. Diese Verletzung hatte ihn noch weiter in dieses Loch gezogen in dem er durch Kais Ankündigung ohnehin schon steckte. Ich wusste, dass die beiden bisher noch nicht wieder richtigen Kontakt miteinander hatten und irgendwie machte Julian auf mich auch nicht den Eindruck, als würde er das in den kommenden Tagen ändern wollen. Ich wusste von Sophia wie sehr Kai ebenfalls unter dieser Situation litt, doch uns waren beide die Hände gebunden. Die Männer waren erwachsen und mussten sich schon selbst irgendwie wieder zusammenraufen. Und wir konnten nur hoffen, dass sie das bald tun würden.

„Wann musst du eigentlich wieder in Dortmund sein?", fragte ich Julian, der gähnend auf dem Display seines iPhones herum tippte. Er schien gerade eine Nachricht zu schreiben und ich war mir sicher, dass er seine Teamkollegen über seine Verletzung informierte. Daran hatten wir gestern nicht mehr gedacht. Also wartete ich geduldig und ließ mich neben ihm auf dem Sofa nieder, ehe er mir seine Aufmerksamkeit schenkte. „Ich habe morgen Nachmittag einen ersten Termin am Trainingsgelände mit dem Mannschaftsarzt und einem der Physios. Dann besprechen wir den genauen Behandlungsplan", antwortete Julian, ehe er sich seufzend gegen die Rückenlehne lehnte. „Okay, dann sollten wir Jannis fragen, ob er dich fahren kann", sagte ich und legte meine Hand auf Julians Unterarm , auf dem sich die feinen blonden Haare leicht aufstellten, als ich meine Finger leicht über die warme Haut fahren ließ. Julian entzog mir seinen Arm und schlang ihn stattdessen um meine Taille um mich nah an sich heran zu ziehen. Seine Lippen trafen auf meine Stirn und ich schloss genießerisch die Augen, ehe ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. „Kommst du dann mit? Ich hätte dich gerne bei mir", raunte Julian leise und jagte mir damit einen angenehmen Schauer über den Rücken. Zur Antwort nickte ich, bevor ich meinen Kopf hob und kurz darauf in dem tiefen Blau seiner Augen versank. Zärtlich legte Julian seine Hand an meiner Wange ab und beugte sich langsam nach vorne, um wenige Augenblicke später seine weichen Lippen auf meine zu legen und mich in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Nur allzu gerne ließ ich mich darauf ein.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt