Kapitel 23

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Kajas POV

„.... und für diese tolle Hinrunde möchte ich hiermit erneut allen Spielern und dem Trainerteam danken. Genießt den Abend, Jungs", beendete Aki Watzke seine Rede und ein lautes Jubeln und Klatschen ging durch den Raum, während der Geschäftsführer der Borussen die Bühne verließ. Julian saß mittlerweile wieder neben mir, nachdem er Jadon erfolgreich erklärt hatte, dass hier kein freier Platz mehr für ihn verfügbar war. Für meine Begriffe klang er dabei tatsächlich ein bisschen zu bestimmend, doch ich wollte da nicht allzu viel hinein interpretieren. Stattdessen genoss ich lieber den Rotwein, den Julian mir mitgebracht hatte, und sah kurz zu dem Blonden herüber, der sich gerade mit Emre über das letzte Saisonspiel unterhielt. Sein Arm ruhte dabei locker auf der Lehne meines Stuhles und ich spürte zwischendurch immer mal seinen Finger an der nackten Haut in meinem Nacken, was ein Kribbeln auf meinem Körper auslöste. Julian schenkte mir ein ehrliches Lächeln, als er meinen Blick auf sich spürte.

„Und wie lange kennt ihr euch schon?", riss mich Melanie aus meinen Gedanken und ich löste peinlich berührt meine Augen von Julian. „Also.. du musst nicht antworten, wenn das jetzt zu persönlich war", schob sie unsicher hinterher und ich schenkte ihr ein Lächeln. Manuels Frau war mir wirlich sympathisch und ich war froh, dass wir so nette Tischnachbarn hatten. „Nein, nein alles gut. Wir kennen uns noch aus Leverkusen und haben uns kurz nach seinem Wechsel auf einer Party wiedergetroffen. Seitdem haben wir regelmäßig Kontakt", antwortete ich ehrlich, auch wenn das wohl ein wenig untertrieben war, wenn man daran dachte was bisher bereits zwischen uns vorgefallen war. Melanie nickte lächelnd und sah einen Moment lang auf Julians Hand, die sich gerade wieder auf den Weg über mein Schulterblatt zu meinem Nacken machte. Nach einem Blick in mein Gesicht beugte sie sich über den Tisch zu mir herüber. „Er scheint dich sehr gern zu haben", bemerkte sie und ich versuchte das Herzklopfen zu ignorieren, das ihre Worte gepaart mit Julians Berührung in mir auslösten. Zum Glück wurde nur wenige Momente später das Essen serviert und ich konnte mich so problemlos von meiner eigenen Verwirrung ablenken. Ich war solche Bemerkungen ja bereits von Sophia gewohnt, doch es beunruhigte mich ein wenig, dass auch Außenstehende die Situation zwischen Julian und mir so wahrnahmen. Doch anstatt jetzt zu viel in diese Sache hinein zu interpretieren, widmete ich mich dem Carpaccio, welches gerade vor mir abgestellt wurde.

Nach dem Essen lockerte sich die offizielle Stimmung ein wenig auf und einige der Spieler fanden sich an der Bar ein, um sich ein paar Drinks zu genehmigen. Julian zog es hingegen vor mit Manuel und Emre an unserem Tisch sitzen zu bleiben. Er war bisher beim Bier geblieben, während Maria, Melanie und ich auf Cocktails umgestiegen waren. Mittlerweile war auch der DJ eingetroffen, der uns alle mit einer lockeren Rede begrüßte, bevor er coole Clubsounds abspielte. Es dauerte nicht lange, bis sich die Tanzfläche mit ein paar mutigen Leuten füllte. „Sagt mal Ladies, wollen wir nicht auch mal tanzen gehen?", fragte Melanie auf einmal und während ich noch überlegte, war Maria bereits freudig aufgesprungen, was ihr einen skeptischen Blick ihres Freundes bescherte. Doch sie ignorierte ihn einfach und griff nach meiner Hand, um mich ebenfalls auf die Füße zu ziehen. Julian beobachtete diesen Vorfall nur belustigt und wünschte mir viel Spaß, bevor die Mädels mich mit sich zogen. Wir mischten uns unter die tanzenden Menschen und bewegten uns lachend zum Beat von „Got 2 Luv U" von Sean Paul.

Es dauerte allerdings nicht lange, bis ich in Melanies Gesicht blickte. Sie hatte erstaunt die Augenbrauen in die Höhe gezogen und noch bevor ich sie fragen konnte was los war, spürte ich auch schon, wie ich von hinten angetanzt wurde. Eine Hand legte sich locker auf meine Hüfte und als ich nach unten blickte, konnte ich deutlich einen tättowierten Unterarm erkennen, der mich an einen trainierten Oberkörper zog. Unsere Hüften bewegten sich im selben Rhythmus und ich konnte nicht abstreiten, dass die Person hinter mir ein guter Tänzer war. Wir bewegten uns eine ganze Zeit lang im gleichen Takt, bis ich plötzlich herumgewirbelt wurde und ich erschrak, als ich in Jadons Gesicht blickte, der mich breit angrinste. Ich ließ es zu, dass er seine Hände an meiner Hüfte ablegte, während er ein Bein zwischen meine schob, um unsere Hüften wieder zusammen zu bringen. Unsere Blicke trafen sich und er fesselte mich für einen Moment mit seinen braunen Augen, während ich meine Hände auf seinen Oberarmen ablegte und mich so näher an ihn pressen ließ. Jadon führte mich talentiert über die Tanzfläche und ich genoss den Augenblick mit ihm. Meine Arme schlangen sich wie von selbst um seinen Nacken, als der DJ den Song wechselte und „Rude Boy" von Rihanna ertönte. „Jule ist grade von der Toilette zurückgekommen", konnte ich plötzlich Jadons Stimme an meinem Ohr vernehmen und ich sah ihn fragend an, während er nur möglichst unauffällig in Richtung der Bar nickte, ehe er mich so drehte, dass ich nun wieder mit dem Rücken zu ihm tanzte.

Von unserer Position aus hatte ich den perfekten Blick auf Julian, der mit Marco und Emre auf einem der Hocker saß. Vor ihm standen mehrere Schnapsgläser mit einer klaren Flüssigkeit und ich sah wie der Kapitän auf ihn einredete, ehe Julian schulterzuckend nach einem der Gläser griff und sich den Schnaps die Kehle herunterkippte. Er griff direkt nach dem nächsten und ich runzelte fragend die Stirn, als er in unsere Richtung sah und kurz innehielt, bevor er auch dieses Glas mit einem Zug leerte. Ich war zu weit weg, um seine Gefühlslage einschätzen zu können, doch zufrieden wirkte er nicht. Allerdings ließ er sich von Emre in ein Gespräch verwickeln, sodass ich mich wieder auf Jadon konzentierte, der mich mit einem Arm um meinen Bauch wieder eng an sich presste. Ich schloss die Augen und ließ mich von dem Engländer führen, während ich seinen Atem deutlich an meinem Ohr spürte. „Ich glaube er ist eifersüchtig", sagte er gerade so laut, dass ich ihn verstand und ich öffnete abrupt die Augen. So ein Schwachsinn. Julian hatte doch überhaupt keinen Grund eifersüchtig auf Jadon zu sein. Als ich einen erneuten Blick seine Richtung riskierte, trafen sich unsere Blicke und der Blonde sah unergründlich in meine Richtung, ehe er sein Handy aus der Hosentasche zog und darauf herumtippte. Es dauerte nicht länger als einen Augenblick, bis Jadon mir seinen Arm entzog und entschuldigend mit seinem Smartphone wackelte, auf dem ein eingehender Anruf von einem unbekannten Anrufer zu erkennen war. Mit schnellen Schritten verschwand der Engländer von der Tanzfläche und ich hielt einsam Ausschau nach Maria und Melanie, die unweit entfernt noch immer zusammen tanzten.

Ich war gerade im Begriff die beiden zu erreichen, als sich auf Marias Gesicht ein breites Grinsen ausbreitete. Ehe ich jedoch dazu kam sie nach dem Grund ihres Gesichtsausdrucks zu fragen, konnte ich erneut einen warmen, trainierten Körper an meinem spüren. Eine große Hand legte sich beinahe zärtlich an meine Taille und ich ließ es zu, dass ich ein Stück nach hinten gezogen wurde. Mein Rücken prallte gegen einen harten Oberkörper und nur wenige Sekunden später konnte ich einen mir sehr bekannten Geruch wahrnehmen. Die Härchen auf meinem Körper stellten sich automatisch auf, als ich feine Bartstoppeln an meiner erhitzten Wange spürte. „Hallo Sonnenschein", raunte Julian mir heiser ins Ohr und ich konnte deutlich hören, dass er nicht mehr ganz nüchtern war. Der DJ legte „I feel it coming" von The Weeknd auf und Julian legte auch seine zweite Hand an meiner Seite an, ehe er mich an sich presste und begann sich passend zum Beat zu bewegen. Zwar war er nicht so ein guter Tänzer wie Jadon, doch ich ließ mich trotzdem von ihm führen, als unsere Körper eng aneinander gepresst einen gemeinsamen Rhythmus fanden.

Julians Arme umschlossen meinen Oberkörper und wir tanzten so eng umschlungen, dass kein Blatt Papier mehr zwischen uns passte, Ich schloss instinktiv die Augen und ließ mich von dem Blonden führen, dessen Hände langsam auf Wanderschaft gingen, ehe er mich zu sich umdrehte. Wie von selbst schlang ich meine Arme um seinen Nacken, während er eine Hand kurz über meinem Steißbein ablegte und so unsere Schritte fest aneinanderpresste, was mich schlucken ließ. Verwundert blickte ich zu ihm auf, doch seine Lippen wurden von einem frechen Grinsen umspielt, während er mich nicht aus den Augen ließ. Er beugte sich ein wenig zu mir herunter und ich ließ es zu, dass er eine Hand in meinen Nacken schob, als ich seinen Atem an meinem Ohr spürte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, als ich plötzlich seine raue Stimme hörte.

„You don't need a lonely night. So baby, I can make it right. You just got to let me try to give you what you want", sang er leise den Text mit und ich versuchte mich nur auf unsere Körper zu konzentrieren, die sich noch immer eng aneinandergepresst im Takt hin und her bewegten. Als ich einen Blick nach oben in seine Richtung wagte, konnte ich deutlich einen dunklen Schleier erkennen, der seine Iris einhüllte und julians Kehlkopf bewegte sich, als er erkennbar schluckte. Langsam zog er seine Hände aus meinem Nacken hervor und während sich ein Arm fest um meine Hüfte schlang, ließ Julian seine linke Hand an meiner Wange liegen. Sein Daumen strich zärtlich über meine erhitzte Haut und ich bemerkte, wie sein Gesicht sich meinem langsam näherte. Julians Blick wanderte zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her und es schien, als würde er mich still um Erlaubnis fragen. Angespannt biss ich mir auf die Unterlippe und lehnte mich ihm voller Ertwartung entgegen, als er die weiche Haut mit seinem Daumen liebevoll aus den Fängen meiner Zähne befreite. Instinktiv schloss ich meine Augen, als ich seinen unruhigen Atem auf der erhitzten Haut meines Gesichts spürte.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt