Kapitel 9

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   Julians POV

Widerwillig ließ ich mich von Kai mit ins Wohnzimmer ziehen. Dieser intensive Blickkontakt zwischen Kaja und mir hatte mich für einen Augenblick völlig aus dem Konzept gebracht und ich wusste, dass derartige Situationen für mich mehr als gefährlich waren. Ich konnte nicht leugnen, dass sie mir gefiel, doch natürlich wusste ich, dass sie absolut tabu für mich war.  Ihre Trennung von Volland, dem Vollidioten, war noch viel zu frisch und mir war klar, dass sie alles Andere als über ihn hinweg war. Dennoch hatte sie mich mit ihren braunen Augen in ihren Bann gezogen und brachte mich sogar dazu einen völlig anderen Kurs einzuschlagen, als ich es eigentlich tat. Normalerweise war ich bei Weitem nicht so ein Kumpeltyp und unter anderen Umständen hätte ich vielleicht auch schon versucht bei ihr zu landen.

Da Kai für meinen lädierten Fuß ein wenig zu schnell unterwegs war, entriss ich ihm grummelnd meinen Arm und ignorierte seinen prüfenden Blick, bevor ich mich wenig später neben ihm auf die große Couch fallen ließ. Mein Knöchel pochte, da Jannis, Kai und ich bereits den ganzen Tag damit verbracht hatten die Möbel zu holen und aufzubauen. Sicherlich nicht die klügste Idee mit einer Bänderdehnung, wie ich nun auch feststellen musste. Also schlüpfte ich kurzerhand aus meinen Nikes und rutschte in die Ecke des L-Sofas, um mein Bein hochlegen zu können. Ich ignorierte den komischen Blick meines besten Freundes , als ich nach dem Bier griff, welches mir mein kleiner Bruder entgegen streckte. Netterweise hatte er auch an einen Eisbeutel für meinen Fuß gedacht und ich seufzte, als es endlich aufhörte zu pochen. „So, was zocken wir jetzt?“, durchbrach ich die Stille, die hier im Wohnzimmer herrschte und war ein bisschen verwundert, dass die beiden mir nicht direkt antworteten.

„Willst du uns nicht lieber mal verraten was du da gerade schon für Spiele gespielt hast?“, Kai zog seine Augenbrauen in die Höhe und ich trank augenrollend einen Schluck aus meiner Flasche. „Ich weiß nicht was du meinst“, gab ich trocken von mir und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Mir war natürlich bewusst was er meinte, doch ich konnte nicht fassen, dass er mir hier jetzt irgendwie einen Vorwurf machen wollte. Schließlich hatte ich mir doch nichts zu Schulden kommen lassen. Der Braunhaarige schnaubte und verschränkte seine Arme vor der Brust, ohne seinen Gesichtsausdruck groß zu verändern. „Okay. Dann fasse ich es für dich mal zusammen..“, setzte er an und ich konnte mir ein genervtes Schnauben nicht verkneifen. „Erst finde ich euch im Hausflur, während Kaja ihre Hand in deiner Hosentasche hat und dann gräbst du sie noch weiter an, als sie sich bei dir bedanken will.“ Mein Blick wanderte zwischen meinem besten Freund und meinem Bruder hin und her. Während Kai mich abwartend ansah, fand Jannis seinen Wohnzimmerteppich mit einem Mal total interessant. Umso besser für ihn.

„Alter, komm schon. Sie war total traurig, als sie mit Sophia hier ankam und ich wollte nur die Stimmung ein bisschen auflockern“, verteidigte ich mich, obwohl ich nicht  glauben konnte, dass ich mich hier rechtfertigen musste. „Und ich habe sie auch nicht angegraben. Wir sind Freunde. Ich weiß ja selbst nicht was das gerade war.“ Die letzten Worte sagte ich nicht lauter als nötig, doch die Tatsache, dass Kai mit den Augen rollte, zeigte mir, dass er es durchaus verstanden hatte. „Jule im Ernst... meinst du nicht, dass Kaja gerade andere Sorgen hat als deine typische Masche?“, Jannis Stimme war eher kleinlaut und doch schnellte mein Kopf in seine Richtung. Meine Augenbrauen zogen sich fast automatisch in die Höhe, doch mein kleiner Bruder ließ sich davon nicht einschüchtern. Es kam nicht oft vor, dass er mir so die Stirn bot, doch mir war klar, dass er in diesem Moment klüger war als ich. Dass er recht hatte. Wir lieferten uns ein kleines Blickduell, ehe ich mir seufzend mit einer Hand durchs Gesicht strich. „Meinst du das weiß ich nicht? Ich kann ja auch nichts dafür, dass sie mir gefällt und ich versuche doch schon mich zurück zu halten. Ihr könnt mir doch nicht wirklich vorwerfen, dass ich für sie da bin.“ Mit einem lauten Knall traf meine Bierflasche auf die Tischplatte, nachdem ich mich abrupt aufgesetzt hatte, was mir mein Fuß alles Andere als dankte. Doch das war mir in diesem Moment völlig egal.

„Digga, ich schwör dir eins. Solltest du mit Kaja so umspringen wie mit deinen anderen Weibern, dann lernst du mich mal anders kennen. Ich musste Sophia versprechen, dass du dich bei ihr im Griff haben wirst“, platzte es plötzlich aus Kai heraus und ich sah ihn überrascht an. Einen solchen Ton war ich von ihm nicht gewohnt. Normal war er immer eher der ruhigere Part von uns beiden. „Ich sag´s nochmal. Es ist überhaupt nicht meine Absicht Kaja zu verletzen. Ganz im Gegenteil. Ich will ihr einfach nur ein guter Freund sein. Nicht mehr und nicht weniger.“ Meine Stimme klang fester, als ich gedacht hätte und die beiden schienen sich damit zufrieden zu geben. Jannis und Kai tauschten einen kurzen Blick aus und ich lehnte mich mit meinem Bier in der Hand wieder zurück, als mein Bruder die Controller an uns verteilte.

Wir waren gerade in unser Spiel vertieft, als sich Kajas Zimmertür öffnete und wenig später standen sie und Sophia auch schon vor uns. Die Jüngere stemmte genervt die Hände in die Hüften und ihr Freund pausierte das Spiel, nachdem er sie bemerkte. „Seid ihr schon fertig?“, fragte er überflüsserweise nach und ich presste grinsend meine Lippen zusammen, um mir ein Lachen zu verkneifen. Diese Frage war so typisch Kai. Sophia ließ sich mit einem zustimmenden Murmeln neben ihm fallen und ich legte meinen Controller beiseite, da mir klar war, dass das Spiel jetzt sowieso gelaufen war. Ich beobachtete Kaja, die unschlüssig mitten im Raum stand und fasste mir schließlich ein Herz, indem ich auf den freien Platz links von mir klopfte. Sie schien kurz zu überlegen, ehe sie doch auf mich zukam und sich neben mich setzte. Mir war klar, dass die Blicke der Jungs auf uns ruhten, also unterdrückte ich den Drang meinen linken Arm locker über die Rückenlehne hinter ihr zu legen. „Sag mal Julian?“, sprach Kaja mich leise an, als Jannis, Kai und Sophia sich gerade darüber berieten was wir noch essen würden heute. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf die junge Frau vor mir, die mich unsicher ansah und gab ihr so die stumme Aufforderung weiterzusprechen. „Wieso hast du mir eigentlich die Möbel gekauft? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Für einen Moment blieb mir die Spucke weg und ich suchte in meinem Kopf nach einer plausiblen Erklärung, ehe ich wenig geistreich etwas von mir gab. „Naja, man muss mittellosen Medizinstudentinnen doch helfen“, gab ich zwinkernd von mir und Kaja entwichen kurz die Gesichtzszüge, während ich mit einem Ohr hören konnte, wie mein keiner Bruder sich die flache Hand an die Stirn knallte.

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Soo meine Lieben,

Ich kann euch ja nichts versprechen was ich nicht einhalte- außerdem ist das nach dem Sieg gestern doch ein schönes Geschenk!:)

Danke erstmal für eure ganzen Kommentare!:). Ich bin mal gespannt wie euch der Sichtwechsel gefällt und was ihr so zu Julians Gedanken zu sagen habt:).

Ich würde mich freuen, wenn sich wieder ein paar von euch melden:)

Liebst,

Pina

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt