Kapitel 11

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Kajas POV

Am nächsten Morgen war ich verhältnismäßig früh auf den Beinen, da ich mir vorgenommen hatte endlich mal wieder etwas für die Uni zu machen. Die letzten Wochen hatte ich dies ziemlich schleifen lassen- einfach weil ich viel zu beschäftigt mit mir selbst war. Also machte ich mich im Badezimmer soweit fertig, ehe ich mich mit einer Jogginghose und einem schlichten Shirt bekleidet in die Küche begab, um mir einen Kaffee zu kochen. In der Wohnung herrschte noch absolute Stille, was sicherlich auch an der Tatsache lag, dass es gerade mal kurz nach 8 war. Jannis und Julian schliefen sicher noch friedlich und ich gönnte es ihnen. Also verhielt ich mich so leise wie es ging, als ich die Kaffeemaschine bediente. Während das schwarze Gold in meine Tasse lief, holte ich aus meinem Zimmer mein Laptop und meine restlichen Unterlagen, bevor ich es mir am Küchentisch bequem machte. Zwar hatte ich einen Schreibtisch, aber ich genoss lieber den Ausblick, den ich von meinem Platz hier hatte.

Während mein Laptop startete, warf ich einen Blick auf mein Smartphone, welches ich gestern Abend nicht mehr groß beachtet hatte. Sophia hatte mir geschrieben und ich öffnete die Nachricht.

„Hey Süße, ich hoffe ihr konntet das gestern klären!? Wollen wir uns heute Nachmittag in Köln auf einen Kaffee treffen?“


Schnell antwortete ich ihr und wir verabredeten uns für später.  Anschließend schloss ich meine Kopfhörer an meinem iPhone an und ließ mich von ein wenig Musik berieseln, während ich das Skript für die Anatomie-Prüfung in 4 Wochen öffnete. Eigentlich wollte ich schon viel weiter sein mit dem Lernen, doch durch den Vorfall mit Kevin und meinen zwei Umzügen hing ich deutlich hinterher, was mich ein wenig unter Druck setzte.

Ich tippte gerade die letzten Sätze meiner Zusammenfassung in ein Word-Dokument ein, als eine Schüssel vor mir abgestellt wurde. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah geradewegs in Jannis´ verschlafenes Gesicht. Ich zog mir einen Kopfhörer aus dem Ohr und begrüßte ihn lächelnd, während er mir auffordernd die Schüssel zu schob. „Hier du fleißiges Bienchen. Du solltest vielleicht etwas frühstücken“, sagte er grinsend und ich nahm das Müsli nur allzu gern entgegen, bevor sich der Jüngere mir gegenüber auf einen Hocker fallen ließ. „Wie lange bist du schon auf?“, durchbrach seine Stimme die kurze Stille und ich sah prüfend auf die kleine Uhr in der rechten Bildschirmecke meines Laptops, die mir 11 Uhr anzeigte. „Seit 8 Uhr“, gab ich wenig beeindruckt von mir und widmete mich dann meinem Essen. Jannis und ich unterhielten uns eine ganze Zeit lang über unsere Studiengänge und waren beide fasziniert von der Arbeit des Anderen. Ich wusste, dass Jannis wirklich super Fotos machte und war mir sicher, dass er damit mal groß rauskommen würde. „Wie viele Semester musst du jetzt noch?“, fragte er mich und ich zwang mir ein Lächeln auf. „Vier sinds noch, bevor dann endlich die Assistenzarzt-Phase beginnt“, gab ich seufzend von mir. Das Medizinstudium war sicherlich kein einfaches, doch es war einfach mein großer Traum gewesen Menschen zu helfen. Auch wenn das bedeutete, dass ich sehr viel Zeit fürs Lernen aufbringen musste.

Unsere ruhige Stimmung wurde von einem lauten Poltern unterbrochen und Jannis beobachtete belustigt das Geschehen hinter mir. Ich konnte deutlich erkennen, dass er sich ein Lachen verkniff und als er meinen fragenden Blick bemerkte, nickte er bloß in Richtung Küche. Als ich mich umdrehte, konnte ich auch den Grund für seine Belustigung erkennen. Julian stand vor der Kaffeemaschine, während er sich mit den Händen auf der Arbeitsplatte abstützte. Seine Finger trommelten ungeduldig auf dem dunklen Holz herum, während er irgendwas vor sich hin grummelte. Seine Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und das verlieh ihm irgendwie etwas Niedliches. Er hatte es offenbar noch nicht für nötig gehalten sein T-Shirt zu wechseln, während seine langen Beine in einer tiefsitzenden BVB-Trainingshose steckten. Als er sich nun gähnend zu uns umdrehte, musste ich doch an mich halten nicht loszulachen. Seine Augen waren noch fast vollständig geschlossen und er zog eine Schnute wie ein kleines Kind. Da war er also. Der morgenmufflige Brandt himself. Der, von dem Kai immer berichtet hatte.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt