Kapitel 41

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Kajas POV

„Don't want to sing mad songs anymore
Only want to sing your song
'Cause your song's got me feeling like I'm
I'm in love, I'm in love, I'm in love"
Rita Ora- Your song

Mit wackligen Knien stieg ich aus dem Sportcoupé, das ich mehr oder weniger gut neben dem mattschwarzen Mercedes eingeparkt hatte. Da auch der Range Rover hier in der Tiefgarage stand, musste Julian definitiv zuhause sein. Bei dem Gedanken daran wie Julian seinen geliebten Audi skeptisch umrunden und auf Kratzer untersuchen würde, schlich sich ein kurzes Grinsen auf meine Lippen. Dieses verschwand allerdings recht schnell wieder, als ich versuchte meine Schultern zu straffen und mich auf den Weg zum Aufzug machte. Jannis hatte mir genau erklärt, wie ich diesen bedienen musste und mit jedem Stockwerk das ich passierte, schlug mein Herz stärker in meiner Brust. Meine Handflächen fühlten sich schwitzig an und ich spürte deutlich die Anspannung in meinem gesamten Körper. Ich wusste einfach nicht was gleich auf mich zukommen würde und das machte mir Angst. Julian war in dieser schweren Zeit mein Anker gewesen und hatte sich so tief in mein Herz geschlichen, dass mir allein bei dem Gedanken daran, dass ich ihn nun doch verlieren könnte, schlecht wurde. Ich wollte mir nicht ausmalen was passieren würde, wenn er meinen Worten kein Gehör schenken sollte. Zu groß war die Angst, dass er mich raus schmeißen und nie wieder sehen wollen würde. Zur Beruhigung versuchte ich mir Jannis' Worte wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Du bist ihm so wichtig wie es lange keine Frau mehr war", hatte er gesagt und ich musste ihm einfach Glauben schenken.

Der Fahrstuhl kam auf Julians Etage zum Stehen und ich bewegte mich langsam auf die Wohnungstür zu. Es war fast schon lächerlich, dass ich eine solche Angst hatte die Wohnung meines Freundes zu betreten. Sofern er dies auch noch war. Da war ich mir gerade gar nicht mehr so sicher. Um mich jedoch nicht noch verrückter zu machen, steckte ich mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn langsam um, ehe ich die Tür öffnete und leise eintrat. Eine ungewohnte Stille herrschte in der großen hellen Wohnung und ich war mir für einen Augenblick gar nicht so sicher, ob Julian nicht doch unterwegs war, bis ich seinen Schlüsselbund in der Schale auf der Kommode neben mir entdeckte. Ich schloss leise die Tür hinter mir und bewegte mich langsam vom Flur in Richtung Wohnzimmer, wobei mir Julians Trainingstasche auffiel, die er offensichtlich noch nicht ausgepackt hatte. Das war ziemlich untypisch für ihn, da er seine Trainingssachen normalerweile immer direkt in die Waschmaschine packte. Ich ließ mich jedoch nicht davon beirren und setzte meinen Weg weiter fort, bis ich schließlich das Wohnzimmer erreichte. Oder zumindest das, was man davon noch erkannte. Überall waren irgendwelche Klamotten von Julian verstreut und auf dem Wohnzimmertisch sammelten sich bereits einige Gläser und Teller, was ich stirnrunzelnd zur Kenntnis nahm. Julian war normalerweise ein sehr ordentlicher Mensch, doch in den letzten Tagen hatte er diese Sachen ganz offensichtlich ziemlich vernachlässigt.

Ein Poltern ließ mich herum fahren und ich schluckte, als ich auf der Treppe weiße Tennissocken ausmachen konnte, die sich langsam nach unten bewegten. „Ich habe doch gesagt ich komme die Tage vorbei und hole mein Auto ab, Jannis", sagte Julian und mir entging sein genervter Tonfall nicht. Mein Blick richtete sich gen Boden und ich presste meine Lippen fest aufeinander, als ich hörte, wie er auf einer der unteren Treppenstufen zum Stehen kam. Ich spürte Julians Blick nur allzu deutlich auf mir, doch ich war für einen Augenblick unfähig mich zu bewegen. Zu groß war die Angst, dass er sich einfach wieder umdrehen und in seinem Schlafzimmer verschanzen würde bis ich auf gab. Doch ich rief mir wieder Jannis' Worte ins Gedächtnis und nahm schließlich doch meinen Mut zusammen und drehte meinen Kopf in Richtung Treppe. Julian stand wie erwartet noch immer auf der vorletzten Stufe und ich konnte auch auf die Entfernung sehen wie angespannt sein Körper war. Mit einer Hand hielt er sich am Geländer fest, während er mit der anderen versuchte seine Haare zu bändigen, die ihm wild vom Kopf abstanden. Sein Körper steckte in einem weißen knittrigen Shirt und einer grauen Sweat-Jogginghose, die ihm tief auf der Hüfte saß. Es war nicht zu übersehen, dass er offenbar nicht vor hatte heute noch jemanden zu sehen und er schien auch nicht sonderlich erfreut über meinen Besuch zu sein.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt