Kapitel 15

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Kajas POV

Schnaubend ließ ich mich gegen die Lehne meines Stuhles fallen und fuhr mir mit einer Hand durchs Gesicht, als die Eieruhr vorne bei meinem Dozenten schrillte. Zufrieden lächelnd schnappte ich mir den kleinen Plüschpinguin, den Julian mir letzte Woche als Glücksbringer überreicht hatte. Ich hatte gerade so alles ausfüllen und noch einmal Korrektur lesen können und ich spürte direkt eine gewisse Erleichterung, als ich meine Sachen zusammenpackte und meine Prüfungsunterlagen abgab. Es war wie ein Befreiungsschlag, als ich das Universätsgebäude verließ und ich sog gierig die frische Luft in mir auf. Die Prüfungsphase war immer sehr anstrengend für mich und ich war wirklich froh, dass ich jetzt für ein paar Tage Ruhe hatte. Auch wenn ich natürlich das bevorstehende Ergebnis immer im Hinterkopf behalten würde. 

Auf leichten Sohlen machte ich mich auf den Weg vom Campusgelände zur Bushaltestelle. Unsere Wohnung war nicht allzu weit von der Uni entfernt und ich musste nur wenige Stationen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, was die Tatsache, dass ich kein eigenes Auto besaß, nur umso mehr erleichterte. Allerdings konnte ich schon aus einigen Metern Entfernung einen mattschwarzen Mercedes ausmachen, der überhaupt nicht in die Reihe der ganzen Studentenfahrzeuge hier passte. Mit langsamen Schritten bewegte ich mich auf das Fahrzeug zu und stoppte abrupt in meiner Bewegung. Ein kurzer Blick aufs Kennzeichen verriet mir, dass es sich bei dem Halter eigentlich nur um Einen handeln konnte. Autos aus Bremen waren hier schließlich nicht so weit verbreitet. Außerdem öffnete sich genau in dem Moment, als ich hinter dem Wagen zum Stehen kam, die Fahrertür und schon an den weißen Nike-Sneakern konnte ich erkennen, wer hier gleich vor mir stehen würde. Meine Lippen verzogen sich automatisch zu einem freudigen Grinsen und auch Julians Gesicht zierte ein Lächeln, welches ich trotz seiner tiefsitzenden Cap sehr gut erkennen konnte. Er breitete lachend die Arme aus und ich konnte nicht anders, als mich fröhlich von ihm umarmen zu lassen. „Überraschung“, raunte er mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr und drückte mich fester an sich, bevor er sich von mir löste und seine Hände auf meine Schultern legte, um mich zu mustern.

„Ich ... Jule was machst du hier?“, fragte ich noch immer euphorisch und er ignorierte mich kurz, um etwas aus seinem Wagen zu holen. Ehe ich mich beschweren konnte, hielt er mir einen kleinen Prosecco entgegen und ich konnte nicht anders, als noch einmal dankbar meine Arme um seine Hüfte zu schlingen. „Ich wollte dich überraschen und dich für einen Kurztrip entführen“, offenbarte er mir und ich sah fragend zu ihm auf. „Jetzt schau nicht so. Sophia und Kai sind auch dabei und schon auf dem Weg. Um Klamotten musst du dir keine Sorgen machen. Das hat Soph mit Jannis zusammen alles organisiert.“ Ich konnte nicht glauben was ich da hörte und war völlig überwältigt von dieser Aktion. Nicht nur, dass er sich hier, trotz seiner Berühmtheit, einfach an meine Uni stellte. Nein, er plante auch noch hinter meinem Rücken einfach einen Kurztrip. „Aber ich. Das.. das kann ich doch nicht einfach annehmen“, stotterte ich vor mir hin, doch Julian ließ sich davon nicht beirren, sondern griff sich selbst auch einen Piccolo, den er zischend öffnete und mit mir anstieß. Ich trank ebenfalls einen großen Schluck von meinem Prosecco und konnte noch immer nicht glauben was hier gerade passierte. „Natürlich kannst du das annehmen. Du hast dir das nämlich nach den ganzen Strapazen der letzten Wochen einfach mal verdient“, sagte er ehrlich und sah mir tief in die Augen, bevor er mir meine Tasche abnahm und sie hinter seinem Sitz verstaute.

 Wenig später waren wir auf dem Weg in Richtung Westen, wie ich mittlerweile schon herausfinden konnte. Doch mehr ließ Julian einfach nicht aus sich raus quetschen und so entschloss ich mich irgendwann seinem Ratschlag nachzukommen und einfach meine Augen zu schließen. Ich lehnte meinen Kopf gegen das Beifahrerfenster und genoss für einen Augenblick die vorbeiziehende Landschaft, die durch die tiefstehende Sonne des späten Nachmittags in ein warmes Licht getaucht wurde. Wir hatten mittlerweile Anfang November, doch hier und da gab es trotz alledem immernoch ein paar schöne Tage. Ich merkte wie die Anspannung der letzten Wochen von mir abfiel und meine Augen wurden immer schwerer. Kurz bevor ich einschlief merkte ich noch, wie der Sitz unter mir wärmer wurde und dankte Julian in Gedanken für die Sitzheizung, die er aktiviert haben musste.

Es kam mir nur vor wie Minuten, doch als ich von einem sanften Rütteln an meiner Schulter geweckt wurde, war es um mich herum schon ziemlich dunkel. Ich sah mich interessiert um und konnte bereits einen wunderschönen, beleuchteten Anlegeplatz für Schiffe sehen. Das Ganze hier kam mir irgendwie bekannt vor und ich schlug mir die Hand vor den Mund, als ich mit einem Mal realisierte wo wir uns befanden. „Wir.. wir sind ernsthaft in Amsterdam?!“, schrie ich schon fast begeistert auf, was Julian neben mir nur lachen ließ, während er weiterhin die Ampel im Auge behielt. „Ich bin froh, dass du dich freust“, gab er ehrlich von sich, ehe er den Wagen elegant um die Rechtskurve lenkte. Vor uns konnte ich Kais Auto ausmachen und ich musste mich zusammenreißen nicht vor Freude auf meinem Sitz herumzuzappeln.

 Die Männer hatten die Autos in einem Parkhaus sicher in einer der hintersten Ecken abgestellt und Sophia und ich rissen fast synchron unsere Beifahrertüren auf und fielen uns lachend in die Arme. „Ich freue mich so dich wieder zu sehen“, sagte ich ehrlich, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten und sie nickte bestätigend. Nachdem ich auch Kai begrüßt hatte, folgten wir Mädels den Männern, da sie offenbar genau wussten wo wir hin mussten. Julian hatte sein Cap wieder tiefer ins Gesicht gezogen und sowohl er als auch Kai setzten sich die Kapuzen ihrer Hoodies auf, um nicht direkt aufzufallen. Es war zwar dunkel und wir waren in einem fremden Land, doch wenn wir ehrlich waren, wollte heute Abend keiner von uns hier erkannt werden. Ich staunte nicht schlecht, als wir nur wenige Minuten später vor dem Mövenpick Hotel standen, das mitten am Wasser gelegen war. Dieses Hotel bot einem sicherlich einen sensationellen Ausblick über die Stadt und ich konnte es kaum erwarten diesen zu genießen.

Julian checkte für uns beide ein und ich sah ihn für einen Moment skeptisch an, als ich erkannte, dass er nur eine Zimmerkarte in der Hand hielt. „Ich hoffe doch, dass du ein Zweibettzimmer gebucht hast?“, fragte ich und er sah mich frech an. „Nein, selbstverständlich habe ich extra nach einem Doppelbett für uns verlangt, Schatz“, gab er locker von sich, während er mir lässig einen Arm über die Schulter legte und mich in Richtung Fahrstuhl lotste. Kai und Sophia beobachteten das Spektakel belustigt und ich verschränkte trotzig meine Arme vor der Brust, nachdem ich Julians Arm abgeschüttelt hatte. „Prolliger Idiot“, murmelte ich leise, was den Blonden neben mir nur zum Lachen brachte. „Ich hab dich auch lieb, Schätzelein“, raunte er mir leise zu, nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, und ich beschloss es aufzugeben. Es hatte sowieso keinen Sinn. Gegen Julian hatte man bei solchen Diskussionen einfach keine Chance. Dafür hatte er zu viele trockene Sprüche auf Lager.

Als wir unser Zimmer erreichten und Julian die Schlüsselkarte in den Schlitz steckte, wurde sein Grinsen allerdings auch kleiner. Denn in unserem Zimmer stand tatsächlich ein Doppelbett und zu allem Überfluss hatte die Reinigungskraft einen besonders guten Tag, denn aus den Handtüchern waren zwei Schwäne gebastelt, die sich an den imaginären Schnäbeln berührten. Ich zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe und sah Julian abwartend an. Doch dieser hob ergeben die Hände. „Schau mich nicht so an. Das ist wirklich nicht auf meinen Mist gewachsen. Ich habe ein Zweibettzimmer gebucht“, redete er sich raus und ich quälte ihn einen Moment mit meinem Blick, bis ich schließlich seufzend abwank. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns ein Bett teilen“, sagte ich und konnte den Anflug von Erleichterung in Julians Blick erkennen.

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Hallöchen ihr Lieben,

Es ist wieder Mittwoch- also gibt es auch ein neues Kapitel für euch:).

Danke erstmal wieder für eure ganzen Votes!:) ich freue mich immer sehr:).

Mich würde mal interessieren, wie euch das Kapitel gefallen hat und ob ihr eine Idee habt, was sie so in Amsterdam machen könnten?

Ganz liebe Grüße

Pina

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt