Kapitel 29

3.8K 89 11
                                    

Kajas POV

"Jeder weiß,
das mit uns wär Hollywood
Happy End, alles gut
Jeder weiß, wie lang man sowas sucht
Ist fast wie im Bilderbuch
Jeder weiß es, nur wir zwei nicht
Wir haben die Augen noch zu
Denn so küsst sich's so gut"
Benne -Hollywood

Am nächsten Morgen wurde ich von einem seltsamen Kratzgeräusch geweckt und auch Julian regte sich hinter mir und zog mich mit seinem Arm näher an sich heran, während er leise schmatzte. Kurz hielt ich instinktiv die Luft an und lauschte seinem ruhigen Atem, den er mir mit warmer Luft in den Nacken blies. Als ich mir sicher war, dass er nicht aufgewacht war, stieß ich die angehaltene Luft erleichtert aus und runzelte die Stirn, als ich erneut ein leichtes Kratzen an der Zimmertür ausmachen konnte, dem ein Fiepen folgte. Ich überlegte gerade, wie ich mich am besten aus Julians Schraubstock-Griff lösen könnte, als ich sah, wie die Türklinke vorsichtig heruntergedrückt wurde. Langsam öffnete sich die Tür und ein feiner Lichtstrahl schlich sich in das abgedunkelte Zimmer. Nala kam schwanzwedelnd in den Raum und ich streckte meine Hand nach der Hündin aus. Sie setzte sich hechelnd vor das Bett, während ich ihr liebevoll über den Kopf strich. Als mich ein Lichtstrahl im Gesicht traf, wandte ich meinen Blick in Richtung der Zimmertür in deren Rahmen ein grinsender Jannis stand. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete das Bild, das sich ihm bot. Ich war mir für einen Augenblick nicht sicher, was für ihn amüsanter war. Die Tatsache, dass ich hier eng umschlungen mit seinem Bruder in einem Bett lag oder dass der Familienhund offenbar gerade lieber zu mir wollte als zu ihm. Unsere Blicke trafen sich und ich hoffte, dass er nicht allzu viel in diese Situation hinein interpretierte. Schließlich wusste ich ja auch nicht was Julian ihm bereits von uns erzählt hatte. „Sorry, aber Nala wollte unbedingt zu euch", flüsterte er, als er langsam auf das Bett zu kam und die Hündin am Halsband fasste, um sie wieder mit raus zu nehmen.

Allerdings schien er die Rechnung ohne den Labradormischling gemacht zu haben, denn anstatt mit ihm mitzukommen, legte sie ihren Kopf vor mir auf die Matratze und schob die Schnauze unter die Decke. Julian hinter mir zuckte zusammen, als ihn die kalte Nase traf, und er brummte ehe er sich umdrehte und mir so seinen Arm entzog. Jannis lachte leise und ich presste meine Lippen fest aufeinander, als Julians Stimme ertönte. „Alter Jannis, verpiss dich und lass mich pennen", motzte er grummelnd was den Jüngeren nur noch mehr zum Lachen brachte. Doch da er offenbar keinen Streit anzetteln wollte, gab er Nala nun doch ein deutlicheres Zeichen und dieses Mal gehorchte sie ihm. „Na komm, wir gehen mal eine Runde raus", sagte er zu ihr und bevor er das Zimmer verließ, fasste ich mir schnell entschlossen ein Herz. „Nimmst du mich mit?", fragte ich leise und Jannis drehte sich lächelnd zu mir um. „Klar. Der alte Sack schläft sicher eh noch zwei Stunden. Wir warten unten auf dich", antwortete er und ließ Julian und mich nun doch allein. Der Ältere drehte sich seufzend auf den Rücken und ich konnte dem Drang nicht widerstehen ihm mit den Fingern zärtlich seine wirren Strähnen aus der Stirn zu streichen, bevor ich meine Lippen flüchtig auf seine Wange drückte und aufstand.

Jannis stand bereits fertig angezogen im Flur, als ich in einer Jogginghose und einem von Julians Pullovern die Treppe herunterkam. Lächelnd begutachtete er mein Outfit, bevor er mir meine Jacke reichte, die ich dankend entgegen nahm. Ich schlüpfte noch in meine Sneaker, während Jannis die Hundeleine und seinen Schlüssel von der Kommode im Flur nahm. Nala lief schwanzwedelnd vor und folgte Jannis aufgeregt zu seinem Auto, das er per Funkfernbedienung öffnete. Die Hündin stieg brav ein und ich ließ mich ebenfalls auf dem Beifahrersitz nieder, bevor Jannis elegant ausparkte. Wir fuhren ungefähr 20 Minuten, bis er den Wagen auf einem öffentlichen Parkplatz abstellte und mich anlächelte. „So, willkommen im Weseruferpark. Ich dachte ich zeige dir mal ein bisschen was von unserer Heimat, wenn Jule das schon nicht tut", gab er mit einem frechen Grinsen von sich, nachdem wir ausgestiegen waren und Nala ihm aufgeregt ihren Tennisball vor die Füße legte. Lächelnd schnappte er sich den gelben Ball und warf ihn weit über eine Wiese. Die Hündin rannte sofort schwanzwedelnd hinterher, während Jannis und ich uns in Bewegung setzten. Ich ließ meinen Blick über den wirklich schön angelegten Park gleiten, der in der Morgensonne etwas Faszinierendes an sich hatte. Das Gras war noch vom Morgentau benetzt und es war auch noch ziemlich kalt, weshalb ich meine Hände in den Taschen meiner Jacke versteckte. Da es gerade einmal halb neun war, waren noch nicht allzu viele Leute unterwegs, weshalb wir die Ruhe genießen konnten.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt