Kapitel 54

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Julians POV

„You can say what you like


Just don't say I wouldn't die for it.


I'm down on my knees


And I need you to be my God „


James Arthur - Train wreck



Immer wieder tippte mein Finger wie wild auf dem Display meines iPhones herum, während ich krampfhaft versuchte Kaja irgendwie zu erreichen. Doch ganz offensichtlich hatte sie sich dazu entschieden heute nicht mehr mit mir sprechen zu wollen. Und irgendwie konnte ich es ihr ja auch nicht verdenken. Natürlich hatte mich ihr Vergleich mit Kevin sehr verletzt und überrascht, doch wenn ich einmal ehrlich zu mir selbst war, dann hatte ich das wohl auch verdient. Ich war ein absoluter Vollidiot in den letzten Wochen gewesen und dann hatte ich ihr auch noch ewig verschwiegen, dass ich eine Frau als Physiotherapeutin zugewiesen bekommen hatte. Linda war neu bei uns am Trainingsgelände und Lucien hatte mich gefragt, ob es ein Problem für mich darstellen würde, wenn sie mich behandelte. Natürlich tat es dies nicht - doch vielleicht hätte ich meine Freundin mal darüber informieren sollen. Dann wäre das Ganze hier sicher auch nicht so eskaliert. Auch wenn ich mir nichts mehr gewünscht hätte, als dass sie mir geglaubt hätte. Dass Kaja mir so sehr vertrauen würde, dass sie mir einen solchen Betrug gar nicht erst zutraute Doch ganz offensichtlich hatte ich das nicht geschafft bisher.



Wütend über mich selbst trat ich mit meinem gesunden Fuß gegen das Bein des Wohnzimmertisches und genoss beinahe schon den stechenden Schmerz, der sich direkt in meinem Spann ausbreitete. Ich war ein solcher Esel und hatte es wohl verdient, dass Kaja mich hier nun sitzen gelassen hatte. Seufzend ließ ich meine Hand mit dem Handy sinken und musste wohl einsehen, dass ich sie heute nicht mehr erreichen würde. Dafür war der Schmerz, den ich ihr ungewollt zugefügt hatte, wohl einfach zu groß. Also setzte ich mich auf mein Sofa und ließ die letzten Minuten noch einmal Revue passieren, nachdem ich mein Telefon neben mich auf die Sitzfläche geworfen hatte. Es war mir gar nicht so bewusst gewesen wie Linda sich heute mir gegenüber verhalten hatte, doch wenn ich einmal ehrlich zu mir selbst war, musste ich mir wohl eingestehen, dass wir tatsächlich sehr vertraut gewirkt haben mussten. Der Kuss, den mir die Braunhaarige auf die Wange gedrückt hatte, war sicher nicht in Ordnung gewesen und das hatte ich ihr auch gesagt nachdem ich sie bestimmend von mir geschoben hatte. Doch Kaja hatte dies wohl nicht mehr gesehen. Sonst hätte sie sicherlich nicht so reagiert. Wenn da nicht noch diese verheißungsvolle Whatsapp-Nachricht von Linda wäre, die ich an Stelle meiner Freundin wohl auch falsch verstanden hätte. Mein Herz zog sich noch immer schmerzhaft zusammen, als ich an diesen Schmerz und die Trauer in Kajas Blick zurück dachte. Es war niemals meine Absicht gewesen sie so zu verletzen. Ich wollte doch nicht, dass es ihr meinetwegen schlecht ging.



Mit einem Mal fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich griff hektisch erneut nach meinem Smartphone, als mir in den Sinn kam in welchem Zustand Kaja hier vorhin mit mir angekommen war. Sofort machte sich große Sorge in mir breit und das machte mein schlechtes Gewissen nicht besser. Ich hätte sie niemals fahren lassen dürfen. Mit zitternden Fingern tippte ich die Nummer ein, die ich schon seit Jahren in- und aufwendig kannte, und hielt mir mein Handy ans Ohr, während ich ungeduldig mit meinen Beinen auf- und ab wippte. Für meinen Geschmack dauerte es viel zu lange, bis ich endlich diese bekannte Stimme hörte.



„Hey alter Sack! Was verschafft mir die Ehre?", erklang die fröhliche Stimme meines Bruders und ich hörte im Hintergrund nur allzu gut die Musik des Fifa-Menüs. „Jannis, du musst mir einen Gefallen tun", fiel ich direkt mit der Tür ins Haus, während ich aufgeregt an der Haut meines Daumens herum puhlte. „Ähm okay!? Ist alles gut bei dir?", fragte er und ich schloss für einen Moment die Augen, um tief durchzuatmen. „Naja, also.... Kaja ist auf dem Weg nach Köln. Kannst du mir vielleicht Bescheid geben, wenn sie bei dir ankommt? Ihr ging es vorhin nicht so gut und...", plapperte ich einfach drauf los und ich hörte, wie es bei Jannis im Hintergrund raschelte. Offenbar hatte er sich aus seiner bequemen Haltung aufgesetzt, um sich besser mit mir unterhalten zu können.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt