Kapitel 36

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Kajas POV

„So, before you go
was there something
I could've said
to make your heart beat better?"
Lewis Capaldi - Before you go

"So , ich fahre dann jetzt", sagte ich zu Jannis, der konzentriert an seinem Laptop die Fotos seines gestrigen Shootings bearbeitete. Der Jüngere sah mich über den Rand seines Notebooks an und schenkte mir ein Lächeln. „Alles klar. Fahr vorsichtig", gab er zwinkernd von sich und ich rollte gespielt genervt mit den Augen, ehe ich nach meinem Wohnungsschlüssel und meiner Handtasche griff und die Wohnung in Richtung Tiefgarage verließ. Bereits im Aufzug überkam mich das schlechte Gewissen gegenüber den Brüdern, denen ich gesagt hatte, dass ich heute Abend etwas in der Bibliothek der Uni zu erledigen hatte. Natürlich war das nicht richtig, doch ich wollte Julian in Marbella nicht unnötig Sorge bereiten. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, dass ich wusste, dass er für seine gute Leistung einen freien Kopf brauchte. Und den hatte er nicht, wenn er sich nur Gedanken darüber machen würde, dass ich zu meinem Exfreund fuhr. Außerdem wollte ich nur schnell die Sachen holen und dann wieder dort verschwinden. Julian wollte mich heute Abend noch anrufen und bis dahin wollte ich wieder zurück sein. Zudem hielt mich in dieser Wohnung nichts mehr. Auch unabhängig von der Tatsache, dass Kevins Eroberung mit in der Wohnung wohnte, wollte ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er stellte keinerlei Gefahr für die Beziehung zwischen Julian und mir dar. Dafür hatte er mir einfach zu sehr weh getan. Doch ich wusste, dass der Blonde das sicher ein wenig anders gesehen hätte. Jannis hingegen hatte ich nichts gesagt, weil dieser sonst sicherlich mitgekommen wäre und das Ganze dort ein wenig aufgemischt hätte. Und ich konnte wirklich darauf verzichten, dass da irgendwelche dummen Sachen passierten und an die Öffentlichkeit gelangten.

Als ich eine gute Stunde später in einer der Haltebuchten vor dem großen Wohnhaus einparkte, überkamen mich doch ein wenig die Zweifel, ob das hier so eine gute Idee gewesen war. Zum Einen war das Auto hier sehr bekannt und es war für mich kein Geheimnis, dass die Presse hier öfter mal unterwegs war. Und zum Anderen wollte ich einfach nicht mehr hier sein. Hier waren einfach zu viele Erinnerungen an die schönen Zeiten, die Kevin und ich miteinander erlebt hatten. Diese Wohnung war unser Traum gewesen und wir wollten uns hier unsere eigene kleine Familie aufbauen. Doch dann hatte er alles kaputt gemacht und mich einfach ersetzt. Eine Sache, die ich ihm niemals verzeihen würde. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich mir meine Sachen schnappte und ausstieg, um zur Haustür zu gehen, wo ich die Klingel betätigte. Kurz stutzte ich, als ich nur den Namen Volland auf dem Schild las, doch vielleicht war diese Mara auch bisher einfach nicht fest hier eingezogen. Ehe ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, ertönte auch schon der Türsummer und ich drückte die große Glastür auf, bevor ich die Treppen nach oben stieg.

Kevin lehnte im Türrahmen, als ich die letzte Treppe nach oben kam und ich sah ihn überrascht an, als mir sein Aufzug auffiel. Er trug eine schwarze Jeans und einen dünnen, roten Pullover. Seine Haare waren ordentlich frisiert und noch bevor ich vor ihm zum Stehen kam, stieg mir dieser Geruch von seinem Parfum in die Nase. Er war für meinen Geschmack für einen Donnerstagabend sehr vernünftig gekleidet. Normalerweise trug er nach dem Training immer nur irgendeine Jogginghose und ein lässiges T-Shirt. Doch ich wollte mir garnichts darauf einbilden. Schließlich konnte es ja auch sein, dass er einfach noch etwas vorhatte. „Hey, schön, dass du da bist. Komm doch rein", begrüßte er mich und als ich an ihm vorbei ging, konnte ich im Augenwinkel sehen, wie er beinahe seine Hand auf meinen Rücken gelegt hätte. Doch er hatte sich offenbar schnell wieder im Griff. Zumindest berührte er mich nicht. Wir betraten die Wohnung und sofort fiel mir auf, dass der Flur ungewohnt ordentlich war. Seine Schuhe standen alle ordentlich in einem Regal und auch seine Jacken hingen an der Garderobe. Das war vor einigen Monaten noch anders. Ich konnte mich nur allzu gut daran erinnern, dass ich mehrmals über seine Sneaker gestolpert war, die er immer nur achtlos so stehen ließ, wie er sie sich ausgezogen hatte. Und als ich ihm ins Wohnzimmer folgte, wurde meine Überraschung nicht kleiner. Es standen keine leeren Flaschen herum und auch die Kissen auf der großen Wohnlandschaft waren ordentlich aufgereiht. Offenbar schien Kevin an sich gearbeitet zu haben. Meinem Exfreund schien mein erstaunter Blick nicht zu entgehen, denn er fuhr sich mit einer Hand durch den Nacken. „Naja, irgendwann muss so ein Chaot wie ich auch mal Ordnung in die Bude bringen, oder?", gab er schmunzelnd von sich und ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen.

All I Need (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt