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Hyunjin Pov:

Ihr Anblick tat mir im Herzen weh. Ich wollte sie nicht da draußen lassen, aber mein Herz verkraftete ihre Anwesenheit nicht. Es tat zu sehr weh. Ich legte mich wieder in mein Bett und deckte mich zu. Ich versuchte zu schlafen, aber es klappte nicht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich konnte Y/n doch nicht in der Kälte da draußen lassen. Sie würde sich den Tod holen. Aus welchem Grund auch immer sie hier war, ich konnte sie doch nicht da draußen lassen. Hatte Jaemin sie im letzten Moment doch abgewiesen? Hatte er ihr wehgetan? Trotz, dass sie mein Herz gebrochen hatte, machte ich mir Sorgen und Gedanken um sie. Genau das war Liebe, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich stand wieder auf, lief nach unten und öffnete die Tür. Y/n saß auf dem kalten Boden und weinte. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Nicht nur, weil es gebrochen war, nein, auch weil Y/n so am Boden zerstört aussah. Sie hatte mich noch nicht einmal bemerkt. Sie zitterte am ganzen Leib und schluchzte ununterbrochen. ,,Steh auf.", sagte ich leise. Sie hatte mich nicht gehört. Ich wiederholte die Worte, diesmal aber lauter. Sie zuckte zusammen und schaute mich aus verweinten, roten Augen an. Ich machte einen Schritt nach hinten und machte eine Kopfbewegung, die ihr zeigen sollte, dass sie reinkommen sollte. Sie schaute mich lange an, dann erhob sie sich und kam langsam rein. Ich schloss die Tür hinter ihr. ,,Warum wolltest du mich nicht reinlassen?", schluchzte sie. War das ihr ernst? Ich antwortete nicht. Sie stand im Wohnzimmer, zitterte immer noch und sah aus, als würde sie jeden Augenblick zusammenklappen. Sie holte tief Luft, atmete zitternd aus und schnappte wieder nach Luft. ,,Ich bekomme keine Luft.", sagte sie erstickt. Kein Wunder, ihr Kleid war so eng, dass es ein Wunder war, dass sie noch nicht verstickt war. Schnell ging ich hinter sie und löste das Korsett. Ich lockerte es und zog es auseinander. Sie holte tief Luft und hielt ihr Oberteil fest. ,,Danke.", sagte sie außer Atem. Sie zitterte immer noch. ,,Komm mit.", sagte ich und drehte mich um. Sie tapste mir hinterher, man hörte ihre leisen Schritte und das Schleifen ihres Kleides. Ich brachte sie ins Badezimmer und ließ die Badewanne volllaufen. Sie stand zitternd da. Ich gab ein Schaumbad ins Wasser hinzu und dann holte ich ein großes, flauschiges Handtuch. Ich lief aus dem Bad. ,,Warte, kannst du mir helfen aus dem Kleid zu kommen?", fragte sie mich leise. Ich blieb stehen und drehte mich langsam zu ihr rum. Ich nickte. Ich ging zu ihr, schloss die Augen und öffnete den Reisverschluss des bauschigen Rockes. Ich hörte, wie der Stoff auf den Boden fiel und ich drehte mich mit dem Rücken zu ihr. Sie stieg ins Wasser und setzte sich hin. ,,Du kannst wieder schauen.", sagte sie leise. Ich tat es nicht, ich lief aus dem Bad. ,,Ich hol dir Klamotten, wenn was ist, ruf mir.", sagte ich schlicht und ging aus dem Bad.

Kurze Zeit später  stand ich unentschlossen vor dem Bad. ,,Ich hab die Klamotten.", sagte ich. ,,Du kannst reinkommen.", sagte sie und ich wartete ein paar Sekunden. Dann schluckte ich einmal und ging rein. Ich legte die Klamotten neben die Badewanne und wollte gerade wieder gehen, als sie sagte: ,,Ich schulde dir ein paar Erklärungen." ,,Nein, du musst dich nicht dafür rechtfertigen, dass du Jaemin heiraten wolltest."  ,,Ich wollte nicht. Meine Eltern haben mich ihm einfach versprochen, ich hatte keine Wahl, sie haben mich gezwungen. Ich wollte das nicht. Genau deshalb bin ich doch auch abgehauen.", sagte sie schnell. Mein Herz hüpfte und ich war erleichtert. Sie wollte es nicht. Sie wollte ihn nicht heiraten. Und jetzt sah ich auch alles. Die Karte, Y/n hätte sie komplett von Hand geschrieben, sie hätte ein anderes Kleid gewählt, anderes Make-Up,  dezenteres oder gar keins. Schlichte Haare, weniger Gäste, alles weniger pompös und teuer. So tickte sie nicht, dass alles so pompös sein musste. ,,Ich wollte das alles nicht. Ich hab euch vermisst. So sehr. Ich war eingesperrt in einem Zimmer, Jaemin hat mich geschlagen und mir gedroht, sonst wäre ich abgehauen, aber ich konnte nicht. Und es gab keinen Weg euch Bescheid zu sagen. Ich war so verzweifelt, das Einzige, dass mir Kraft gegeben hat, war das hier.", sagte sie leise. Ich drehte mich um und sah, wie sie die Kette, die ich ihr geschenkt hatte in den Fingern hielt. ,,Nur durch sie, hab ich daran geglaubt, dass ich aus dieser Hölle ausbrechen kann. Und dank ihr habe ich es geschafft. Dank dir.", sagte sie und ich blickte sie an. Sie schaute mich aus verweinten Augen an, aber ich sah sofort, dass sie die Wahrheit sagte. Ich setzte mich vor die Wanne und lehnte mich mit dem Rücken daran. ,,Ich dachte du wolltest ihn heiraten, nachdem ich eine Einladung bekommen hatte und ich dich gesehen hatte, war ich todtraurig. Aber Jaemin hat das alles mit Absicht gemacht. Als ich dich gesehen habe, wie du in diesem Kleid standest, du sahst so schön aus, auch wenn das Kleid nicht zu dir passte. Aber du warst wunderschön. Dein Anblick tat mir im Herzen weh.", sagte ich ehrlich. ,,Hyunjin?" ,,Hm?" ,,Ich bin froh, dass ich abgehauen bin.", sagte sie. ,,Das glaube ich dir.", sagte ich.  Wir schwiegen eine Zeit lang. ,,Hyunjin?" ,,Hm?" ,,Ich hab dich vermisst. Sehr sogar. Als ich abgehauen bin, warst du der Erste, zu dem ich wollte. Ich hatte mich verlaufen, aber dann kam ich irgendwie bei dir in der Nähe raus und ich wollte unbedingt zu dir. Aber als du nicht aufgemacht hast, hat mich so verdammt traurig gemacht.", sagte sie. Mein Herz schlug schneller. ,,Ich war auch traurig, dich dazulassen, aber ich war traurig, da ich dachte, du wolltest ihn heiraten.", sagte ich ehrlich. ,,Das tut mir leid.", sagte sie leise. ,,Ich bin froh, dass du ihn nicht geheiratet hast.", platzte es aus mir raus. ,,Ja, ich auch. Ich liebe ihn nicht.", sagte sie. "Aber ich liebe dich.", schoss es mir durch den Kopf. ,,Ist es warm genug?", fragte ich leise. ,,Ja, es ist angenehm.", antwortete sie. ,,Kannst du bei mir bleiben?", fragte sie mich. ,,Ja." Also blieben wir so sitzen. Sie in der Wanne, ich vorne dran. Wir schwiegen,  aber es war kein unangenehmes Schweigen.

,,Ich glaube, du solltest mal rauskommen und dich abtrocknen und anziehen.", sagte ich irgendwann. ,,Du hast recht.", stimmte sie mir zu. Ich gab ihr das Handtuch und ging raus. Ich wartete vor der Tür. Sie kam raus, wir liefen hoch in mein Zimmer. Ich gab ihr eine Decke und sie wickelte sich drin ein. Wir setzten uns in mein Bett. ,,Danke.", sagte sie. ,,Mach ich gern." Trotz ihrer Decke schien ihr kalt zu sein. Ich rutschte näher zu ihr, legte mein Decke über sie drüber und sie lehnte sich zögerlich an mich. Ich legte einen Arm um sie und sie kuschelte sich gegen mich. Ihr Körper war immer noch ziemlich kühl, trotz der heißen Wanne. Wir saßen ziemlich lange so da. ,,Hyunjin?" ,,Ja?" ,,Lass mich bitte nicht mehr los.", sagte sie zögerlich.  ,,Mach ich nicht. Wir sollten schlafen gehen.", antwortete ich. Sie nickte. Wir legten uns hin und sie kuschelte sich an mich. Ich wärmte sie. Ihr Kopf ruhte auf meiner Brust und schon nach kurzer Zeit war sie eingeschlafen. Ich machte das Licht noch aus, dann machte ich auch die Augen zu. Ich schlief mit Y/n in meinen Armen ein.

Run AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt