Y/n Pov:
Sana hatte mich mitgenommen. Ich hatte ihr bei Einigem geholfen. Als ich plötzlich Stimmen hörte. Ich schob Sana von mir weg und sagte: ,,Danke, dass du mir etwas zu Trinken gegeben hast. Vielen Dank." Sie schaute mich verwirrt an und als sie die Jungs bemerkte, nickte sie und sagte: ,,Sie sind der Gast. Ihr Wunsch ist mein Befehl. Ich freue mich, wenn ich Ihnen helfen konnte." sagte sie und lächelte mich an. ,,Tschau. Danke." flüsterte ich ihr im Gehen noch zu. ,,Wo warst du die ganze Zeit?" fragte mich Minho vorwurfsvoll. ,,Ich hatte eben Durst." sagte ich. ,,Und da der da ja nichts angeboten hat, wie es gute Gastgeber tun sollten, habe ich mir eben selbst etwas besorgt und mich mit der lieben, wie heißt du noch gleich?" fragte ich Sana. ,,Sana." sagte sie leise. ,,Und habe mich noch ein wenig mit Sana unterhalten." schob ich hinterher. Hyunjin hatte es anscheinend die Sprache verschlagen, denn er schaute mich nur dumm an. Haha, jetzt konnte ich ihm noch eins Auswischen. Innerlich hüpfte mein kleiner Teufel freudig herum und rieb sich zufrieden die Hände. ,,Du hast ja nichts gesagt und hast gesagt du musst aufs Klo. Kann ich dann wissen, dass du Durst hast?" fragte er empört. ,,Als guter Gastgeber bietet man immer mal wieder etwas zu Trinken an." gab ich zurück. Ein paar der Jungs nickten zustimmend. ,,Was seid ihr denn für Freunde? Ich fallt mir einfach so in den Rücken?" fragte er die Jungs und es war nicht zu übersehen, dass ihm diese Tatsache nicht passte. Ich unterdrückte ein Grinsen. ,,Ich hab auf jeden Fall keine Lust mehr hier zu sein." sagte ich und schaute Minho an. Dieser nickte ergeben und sagte: ,,Dann bis Morgen Jungs." Die Jungs verabschiedeten sich mit Handschlägen und ich stand daneben und schaute zu. Ein paar der Jungs kamen auch zu mir, aber ich lief einfach weiter nach vorne und fand auch schnell meine Jacke und meinen Rucksack. Anscheinend hatte Minho ihn hierher gebracht. Ich öffnete die Tür und stapfte raus. Dort setzte ich mich auf die Treppe und holte mein Handy heraus. Ich scrollte durch Instagram. Ich likete ein paar Posts die mir gefielen, aber dann steckte ich das Handy wieder weg. Auf einmal hielt ein Auto vor mir und ich erkannte Minho's Mom. ,,Hey, Y/n. Wo ist denn Minho?" fragte sie. ,,Der ist noch drinnen, aber ich bin schon mal rausgegangen." erklärte ich ihr. Sie nickte verständnisvoll. ,,Du kannst ja schon mal einsteigen." sagte sie freundlich. Ich tat was sie vorgeschlagen hatte und schnallte mich schonmal an. Sie stieg auch wieder ein und fragte: ,,Und verstehst du dich mit den Jungs?" ,,Hmm, nicht so. Ich weiß nicht, sie sind mir zu arrogant." sagte ich leise. ,,Glaub mir die sind alle eigentlich total nett. Wenn du sie erst besser kennst, dann siehst du, dass sie alle total nett und lustig sind." sagte sie und schaute mich durch den Rückspiegel an. Bevor ich etwas erwidern konnte, stieg Minho ein. Sun fuhr los.
Zuhause bei Minho angekommen, begrüßten wir Minho's Vater. Er umarmte Minho und dann sogar mich. Ich stand zuerst nur da wie ein Stock, aber dann erwiderte ich seine Umarmung. Ich fühlte mich ganz kurz sicher. Dann lässt er mich los und die Sicherheit, die ich gerade noch verspürt habe verschwindet. Trotzdem setzte ich mein Lächeln auf. ,,Tut mir leid Kids, aber ich muss wieder an die Arbeit." entschuldigt er sich und nachdem er uns nochmal zugewunken hat, ging er auch schon wieder. Ich stand unentschlossen da und schielte zu Minho. Minho sagte: ,,So, dann lernen wir uns jetzt erst mal kennen." ,,Okay." gab ich leise von mir. Minho lief zu seinem Zimmer und ich folgte ihm schweigend. Minho machte die Tür auf und machte einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten konnte. Ich blieb unschlüssig stehen und wartete ab, was Minho zu mir sagte. ,,Komm, setz dich." sagte er und klopfte neben sich aufs Bett. Ich lief zu ihm und setzte mich mit Abstand neben ihn. ,,Was ist los?" fragte er mich plötzlich. ,,Was sollte los sein?" fragte ich ihn. ,,Vor den Jungs bist du so selbstbewusst, so stark, aber hier bei mir Zuhause bist du so schüchtern und siehst so unsicher aus. Irgendwas stimmt nicht. Verrätst du es mir?" Ich schaute nach unten auf meine Hände, die ich nervös knetete. Sollte ich es ihm sagen? Würde er es verstehen? Würde er mich akzeptieren? Ich kenne ihn nicht lange genug, um ihn einschätzen zu können und das macht mir Angst. Nein, das Risiko was ich eingehen würde, ist mir zu groß. Er wird wie alle anderen mich als aufmerksamkeitsbedürftiges Arschloch ansehen und würde mich rausschmeißen. Ich wollte nicht wieder nach Hause zu meinen Eltern. ,,Hey, alles gut." sagte Minho und strich über meine Arme. Verwirrt schaute ich ihn an. Erst als er mir meine Tränen wegstrich kapierte ich, dass ich heulte. Wie konnte das sein? Immer wenn ich heulen wollte kamen nie Tränen. Nie. Warum genau jetzt? Jetzt wusste er, das irgendwas nicht stimmte. Vorher hätte ich ihm noch eine ausgedachte Geschichte auftischen können, aber mein verräterischer Körper hatte mich verraten. Ich zitterte und Minho kam näher zu mir und umarmte mich. ,,Pscht, Alles wird gut. Ich bin hier." flüsterte er und strich über meinen Kopf. Ich hielt mich an ihm fest, denn ich hatte das Gefühl, wie so oft in dieses schwarze, unendliche Loch zu fallen. Er war gerade mein Halt. Jemand der bei mir war, wenn über mir wieder einmal alles zusammenstürzte. Er beschützte mich gerade. Er drängte mich nicht ihm alles zu sagen, er saß einfach nur schweigend bei mir und hielt mich fest. Ich war ihm gerade so unendlich dankbar. Jetzt musste ich es ihm doch eigentlich erzählen. Er war für mich da, ohne zu wissen, warum ich heulte. ,,Du musst es nicht sagen wenn du nicht willst. Aber falls du reden willst, ich bin da für dich. Ich lass dich nicht allein." sagte er sanft, aber ich hörte seine stumme Bitte darin mitschwingen, mich ihm anzuvertrauen. Ich versuchte mich zu beruhigen und als mein Schluchzen weniger und leiser wurde, brachte ich etwas Abstand zwischen uns. ,,Meine Eltern...sie...sie...schlagen mich." brachte ich mit zitternder Stimme hervor. ,,Ich bin eine...eine Enttäuschung für sie. Ich mache immer alles falsch." sagte ich heulend. Meine Dämme waren gebrochen und die Tränen flossen ohne Ende. Minho nahm mich wieder in den Arm und drückte mich gegen sich. ,,Das tut mir so leid. Ich wünschte ich hätte das früher gewusst." sagte er leise und strich über meinen Rücken. Diese Berührung beruhigte mich. ,,Ich muss mich ums Haus kümmern, meine Hausaufgaben machen, lernen, ich muss mich um den Garten kümmern und Essen machen. Es..es ist alles viel zu viel für mich. Ich kann das nicht. Ich bin nicht genug, ich bin zu schlecht, zu hässlich, zu dumm, zu fett, ich bin zu wenig oder zu viel von allem. Ich kann nichts. Ich bin ein Nichts." schluchzte ich in sein Shirt. ,,Sag das nicht. Du bist ein verdammt tolles Mädchen. Deine Eltern sind einfach nur richtige Arschlöcher. Klar, ist das alles zu viel für dich. Das ist normal. Du bist nicht für das alles verantwortlich. Und du bist nicht zu fett, zu hässlich oder zu viel oder zu wenig. Du bist genauso wie du bist toll. Perfekt ist keiner von uns. Ich nicht, meine Eltern nicht, du nicht und deine Eltern erst recht nicht. Ich weiß auch nicht, was bei deinen Eltern falsch läuft dir so etwas einzureden, aber das Alles stimmt nicht. Glaub mir." ,,Du glaubst mir?" fragte ich ungläubig, aber immer noch heulend. ,,Natürlich. Warum solltest du lügen? Ich kenne deine Eltern zwar nicht, aber was mir meine Eltern über sie erzählt haben, lässt mich schon ein wenig erahnen. Und du kannst bei mir bleiben. Ich regle das mit meinen Eltern. Du wirst nicht mehr zu deinen Eltern zurück müssen. Versprochen." sagte er und schaute mich eindringlich an. Ich vertraute ihm. Es tat gut, dass jemand mir glaubte. ,,Ich bin gar nicht so selbstbewusst, wie ich immer mache. Eigentlich bin ich total unsicher und habe Angst etwas falsch zu machen. Ich habe Angst davor geschlagen zu werden. Aber ich kann hier nicht bleiben. Das kann ich nicht verlangen." schluchzte ich. ,,Doch, du kannst bei uns bleiben. Ich lass dich nicht mehr weg. Ich mag dich jetzt schon. Du bist meine Cousine und ich mag dich, auch wenn ich dich noch nicht wirklich kenne. Ich kann dich sehr gut verstehen, du bist unsicher, weil du geschlagen wurdest, wenn du nicht alles perfekt gemacht hast. Glaub mir, ich werde dich beschützen. Ich bin bei dir. Ich lass dich nicht allein." sagte Minho und strich wieder meine Tränen weg. ,,Danke, Minho." schluchzte ich. ,,Das war aber noch nicht alles oder?" fragte er leise. ,,Nein, ich habe mich schonmal meinen Freunden auf der anderen Schule anvertraut, aber sie haben mir nicht geglaubt. Sie haben mich als Aufmerksamkeitssuchendes, reiches Arschloch beschimpft. Sie haben sich alle von mir abgewendet und ich war dann die reiche Schlampe, die immer Aufmerksamkeit braucht. Ich wurde nicht wirklich gemobbt, aber keiner wollte mehr etwas mit mir zu tun haben und dann bin ich schließlich gewechselt. Der Schuldirektor wollte mich nicht mehr auf der Schule haben. Also bin ich hier her gekommen. Meine Eltern sind reich, aber ich habe nie etwas davon abbekommen. Während sie alles im Überfluss hatten, musste ich mit dem Nötigsten auskommen. Klamotten musste ich mir alle selbst kaufen, von dem Geld, dass ich mir mit einem Nebenjob verdiente. Ich arbeitete als Kellnerin und auch ab und zu im Supermarkt, aber irgendwann hatte ich keine Zeit mehr dafür. Ich musste meine Eltern schließlich irgendwann nach Geld fragen, da ich aus meinen Klamotten rausgewachsen war. Mein Vater hat mich zusammengeschlagen, dass ich ins Krankenhaus musste. Dort haben sie gesagt, ich wäre ein tollpatschiges Ding und wäre die Treppe nach unten gefallen. Ich hatte zwei gebrochene Rippen und eine leichte Gehirnerschütterung. Und statt, dass ich zu Hause bleiben durfte und sie sich um mich gekümmert haben, musste ich in die Schule und musste trotzdem die ganzen anderen Arbeiten machen. Ich habe Angst vor erwachsenen Männern." sagte ich leise. Ich traute mich nicht Minho anzusehen, aus Angst, er würde mir doch nicht glauben. ,,Wann war das mit den gebrochenen Rippen und der Gehirnerschütterung?" fragte Minho. ,,Kurz nach den Sommerferien. Also schon lange her." sagte ich. ,,Was?! Aber du sahst immer so fit aus. Aber stimmt, in der Zeit bist du nicht auf deinen Baum geklettert. Das war mir aufgefallen, aber ich habe mir eben nichts dabei gedacht. Es tut mir leid." sagte er geknickt. ,,Nicht schlimm. Du kanntest mich ja nicht." beruhigte ich ihn. ,,Trotzdem tut es mir leid. Und was ist mit deiner Mutter? Hat sie nie etwas dagegen getan, dass dich dein Vater schlägt?" fragte er. ,,Nein, sie hat meistens zugeschaut und geheult und gesagt, dass sie sich ein Mädchen gewünscht hat, das perfekt ist und nicht sowas wie mich." erklärte ich ihm. ,,Deine Eltern sind Arschlöcher." sagte Minho. ,,Da hast du recht." murmelte ich leise. ,,Darf ich es meinen Eltern erklären?" fragte er mich vorsichtig. ,,Bitte sag es nicht weiter." flehte ich ihn an. ,,Aber ich muss es meinen Eltern doch erklären, warum du nicht nach Hause kannst. Ich verspreche dir, sonst wird es niemand erfahren. Versprochen. Und meine Eltern werden es somit verstehen und werden auch hinter dir stehen. Du gehörst jetzt schon zu unserer Familie." sagte er und umarmte mich nochmal. ,,Na gut. Danke. Ich hab dich lieb." sagte ich und schaute ihn dankbar an. ,,Ich dich auch. Willst du mit, wenn ich es meinen Eltern erkläre?" fragte er mich. ,,Nein." sagte ich. ,,Ist in Ordnung, dann warte hier. Ich bespreche es mit ihnen und dann bin ich sofort wieder da. Fühl dich frei. Alles was mir gehört, gehört auch dir." sagte er und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich nickte. Ich werde mich nicht vom Bett wegbewegen. Hier fühle ich mich sicher. ,,Ich bin gleich wieder da." sagte Minho und drückte meine Hand. Dann lief er nach draußen. Ich blieb auf dem Bett sitzen und irgendwann legte ich mich zusammengerollt hin.
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Run Away
Fiksi PenggemarY/n rennt von Zuhause weg, da sie dort geschlagen wird und alles allein machen muss. Ihre Eltern lassen sie immer wieder wissen, dass sie ein Fehler war, der Einzige, fatale Fehler ihrer perfekten Eltern, war sie. Sie war nicht genug. Niemals. Also...