Kapitel 13

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Zwei Stunden später bog Caleb mit seinem Rad auf einen Firmenparkplatz ein. Für die Uhrzeit standen erstaunlich viele Autos hier. Der Ruf war immer lauter und drängender geworden, der Ursprung musste sich in dem Gebäude befinden. Er stellte das Fahrrad ab und betastete den Rahmen. Er hatte zwischendurch einen Stopp einlegen müssen, weil er seine Vampirkräfte eingesetzt hatte und sich das Fahrrad durch die nicht vorgesehene Beanspruchung der Pedale und der Kette zu stark erhitzt hatte. Jetzt war genug Zeit, um abzukühlen. Er packte seinen Rucksack fester und ging neugierig auf das Gebäude zu, das die Quelle dieses ominösen Lockrufs war. Eine beleuchtete Tafel nahe des Eingangs trug die Aufschrift »Red Life – Firmenzentrale«. Trotz der späten Stunde war das Gebäude voll erleuchtet. Es war ein imposanter Bau, mindestens zehn oder fünfzehn Stockwerke hoch. Die Außenfassade bestand aus schwarzem, glänzend polierten Stein und verspiegelten Fenstern. Es sah sehr beeindruckend und nach Geld aus.

Ich bin gespannt, was mich hier erwartet.

Langsam näherte er sich dem beleuchteten Eingang. Geräuschlos glitten die Türen beiseite und gewährten ihm Einlass. Sich umblickend betrat er das Innere. Auch hier dominierten dunkle Farben und Stein. Die Beleuchtung setzte Akzente, aber blendete nicht. Wie eine Insel im Sonnenlicht wurde ein Empfangsbereich angestrahlt, wo ihn zwei Mitarbeiter aufmerksam beobachteten. Allmählich fragte sich Caleb, was er eigentlich hier tat, aber um einen Rückzieher zu machen, war es zu spät. Er ging zu dem Empfangstresen und wusste sofort, dass die beiden Mitarbeiter vor ihm keine Menschen waren. Ihre Blässe und Ausstrahlung waren eindeutig. Es handelte sich um Vampire wie ihn.

»Blutigen Mittwoch. Was können wir für dich tun?«, sprach ihn der blonde Lockenkopf an. Caleb beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben.

»Ich wurde gerufen.«

»Ich kenne dich nicht. Zu welchem Clan gehörst du oder bist du ein Clanloser?«

»Ähm ...«

Von was redet der da?

»Äh, ich weiß nicht.«

Sein Gegenüber wandte sich an seinen Kollegen.

»Ruf Sorin an.«

Caleb war gespannt, was jetzt geschah. Während der andere Vampir telefonierte, behielt »sein« Rezeptionist ihn scharf im Auge. Nach einer Weile kam ein junger Mann herein. Caleb schätzte den Schwarzhaarigen etwa auf achtzehn Jahre. Wahrscheinlich ein Azubi, der ihn zu diesem Sorin führen sollte.

»Was gibt's, Jungs?«

»Er hier sagt, er hat den Ruf gehört. Aber er weiß nicht, was er ist«, erklärte der Kerl von der Rezeption unbeholfen.

»Ich verstehe.«

Während des Gesprächs hatte Caleb den Neuankömmling heimlich gemustert. Seine bronzefarbene Haut, die glänzenden, schwarzen Haare und die Gesichtszüge deuteten auf ein südosteuropäisches Erbe hin. Am auffälligsten war seine Kleidung: Hautenge dunkle Chinos, die in ein paar braunen, halbhohen Stiefeln aus weichem Leder steckten. Sie hingen extrem tief auf seinen Hüften. Darüber ein Designershirt, das äußerst knapp war und bei jeder Bewegung aufregende Einblicke gewährte. Man konnte den Pfad an Haaren sehen, der vom Nabel nach unten führte, den oberen Ansatz der Schamhaare, nur teilweise verdeckt vom Bund einer Unterhose. Alles in allem schrammte das Outfit gerade so am Tatbestand der Erregung öffentlichen Ärgernisses vorbei. Caleb schluckte. Er war zwar jetzt ein Vampir, aber diese aufreizende Aufmachung verfehlte ihre Wirkung auf ihn nicht. Dieses geile Wunder drehte sich mit strahlendem Lächeln zu ihm um. Caleb versank in den warmen schokobraunen Augen unter den buschigen schwarzen Augenbrauen. Sein Dreitagebart und der Flaum auf der Oberlippe sahen unglaublich weich aus. Zu gern hätte er darüber gestreichelt.

Wolfswandler II: BlutwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt