Sie hatten ihren Spaß beim Training, auch wenn Caleb schnell bemerkte, dass Derek sein Programm nur mit angezogener Handbremse durchführte und auf Jamaal Rücksicht nahm. Der hatte wohl wirklich länger nichts mehr gemacht, denn er keuchte recht schnell und begann früh zu jammern. Doch die gegenseitigen Frotzeleien spornten sie immer wieder an.
In der Umkleidekabine ließ Jamaal sich direkt auf die Bank fallen.
»Boah, mir tut alles weh! Wenn ich noch ein Mensch wäre, könnte ich morgen vor lauter Muskelkater nicht mehr laufen!«
»Ich könnte auch eine Massage vertragen«, antwortete Derek, »aber wenn du dich bei Lucien darüber beschwerst, dann übernimmt er selbst die Massage. Und glaub mir, danach willst du nie wieder eine!«
Caleb kam eine Idee. Sorin hatte es ja schließlich erlaubt. Sicherlich war da ein bisschen Angeberei dabei, aber er hatte bisher nicht viel zum Angeben gehabt. Außerdem diente es ja einem medizinischen Zweck. Dass er nebenbei die beiden anderen in Ruhe nackt sehen konnte, war nur ein kleiner, zusätzlicher Bonus und auf gar keinen Fall der Hauptgrund für seine Überlegungen.
»Hey, mir fällt da was ein. Wir duschen nicht hier. Schnappt eure Klamotten und folgt mir!«
Derek und Jamaal schauten sich kurz an, dann zuckte Derek mit den Schultern.
Caleb führte sie in Sorins Reich.
Jamaal schaute sich etwas nervös um.
»Ist das ok, wenn wir hier sind? Ich meine, Sorin ist nicht da, und ...«
Es war ihm deutlich anzusehen, dass ihm die Situation nicht ganz geheuer war.
»Klar, Sorin hat gesagt, ich kann jederzeit hier schlafen und so, auch während seiner Abwesenheit!«, sagte Caleb großspurig. Es machte Spaß, mal den großen Zampano raushängen zu lassen.
»Ah, verstehe«, sagte Derek mit einem fiesen Grinsen, »Betthäschen-Bonus!«
Dafür fing er sich von Caleb einen Boxhieb auf den Oberarm ein.
Caleb machte sich in der Miniküche zu schaffen und stellte drei Gläser Blut auf den Tresen.
»Macht es euch gemütlich. Ich lasse schon mal Wasser ein.«
Nach einer schnellen Hausdurchsuchung fand er das Jasmin-Badeöl, das Sorin benutzt hatte, und gab es dem einfließenden Badewasser zu. Kurz darauf umgab ihn eine intensive Wolke aus Jasminduft. Er ging wieder zu den anderen, die mit ihrem Getränk extra gewartet hatten, auch wenn das Jamaal sichtlich schwergefallen war.
»Also, Prost!«
Sie stießen an und Caleb nahm einen Schluck. Das Blut hatte einen leichten Beigeschmack von Zimt. Eigentlich lecker.
»Ich frage mich, wie Sorin immer an diese besonderen Blutkonserven kommt?«
Derek probierte ebenfalls und antwortete: »Hep-C«
Jamaal kippte direkt das ganze Glas hinunter.
»Hepsi? Ist das mit Cola vermischt?«, wunderte sich Caleb.
»Nicht Hepsi. Hep-C. Der Blutspender hat Hepatitis C, daher der Geschmack.«
Ungerührt nahm Derek einen neuen herzhaften Schluck.
Caleb fuhr herum und versuchte, das getrunkene Blut in den Ausguss zu spucken.
»Igitt! Wieso bekomm ich immer das verseuchte Blut?«, maulte er.
»Also, wenn du den Rest nicht willst ...«, meinte Jamaal und griff sich Calebs Glas.
»Wohl bekomm's!«
DU LIEST GERADE
Wolfswandler II: Blutwandler
FantasyCaleb hat kein einfaches Leben. Nach einem Unglück kommt er zwar bei einer liebevollen Familie unter, doch wird von seinem Pflegebruder getrennt. Beim Versuch ihn zu retten, schließt er tödliche Bekanntschaft mit einem Vampir. Als er wieder erwacht...