Kapitel 15

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»Du hast ihn gehört, komm.«

Sorin führte ihn zurück zu Marcus' Räumlichkeiten und klopfte leise an.

»Herein!«

Markus saß wieder in seinem Sessel, aber wirkte müde und angeschlagen. Nicht mehr beherrscht und unbeeindruckt, wie eben noch im Saal. Er hielt ein Glas mit roter Flüssigkeit in der Hand, in das er hineinstarrte, das er nachdenklich hin und her schwenkte. Blut. Caleb fühlte sich verunsichert. Was würde mit ihm geschehen? Dass diese Vampire nicht zimperlich waren, hatte er zu Genüge demonstriert bekommen. Dennoch wurde er abgelenkt. Gebannt starrte er auf das Glas und verfolgte jedes Schwappen des Inhalts. Sein Hunger meldete sich wieder. Nicht so drängend wie vorhin, aber deutlich vorhanden.

»Wie geht es dir?«, wandte sich Sorin mitfühlend an Marcus.

»Wie wohl? Ich habe eines meiner eigenen Geschöpfe vernichtet. Du weißt, was das heißt, alter Freund.«

Sorin nickte.

»Wir sind zu viele. Mir entgeht mehr, als mir lieb sein kann. Abel war immer eigenwillig, ein Freigeist und Unruhestifter, aber diese Ablehnung, dieser offene Aufruhr heute, hat mich vollkommen überrascht. Das ist gefährlich. Ich habe Zweifel und Unzufriedenheit im Clan wahrgenommen, aber nicht, dass irgendjemand so eine direkte Konfrontation wagen würde.«

»Caleb, nichts von dem, was du hier hörst, verlässt diesen Raum. Ist das klar?«, sagte Sorin scharf.

Gewaltsam riss sich Caleb von dem Anblick des Blutes los.

»Was? Ja, ok.«

»Wann hast du denn das letzte Mal getrunken?«, fragte Sorin stirnrunzelnd.

»So richtig? Vor fünf Tagen. Gestern nochmal einen Schluck. Ich wollte niemanden mehr umbringen. Und dann natürlich vorhin. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen.«

»Kein Wunder. Du bist halb verhungert, da schaltet dein Körper in den Überlebensmodus. Wenn du mehr und regelmäßig trinkst, kannst du dich zurückhalten und einen Menschen nicht gleich leersaugen. Du musst niemanden töten.«

Wortlos stand Marcus auf, holte ein Glas und eine Karaffe voller Blut von einer Anrichte und stellte beides vor dem durstigen Jungvampir ab. Caleb war versucht, sich direkt die Karaffe an den Hals zu hängen, aber seine Manieren behielten die Oberhand und er schenkte sich ein Glas voll. In seinem Oberkiefer spürte er den mittlerweile vertrauten Druck, mit denen sich seine Fangzähne nach draußen schoben. Damit war es auch vorbei mit Anstand und Etikette. Gierig trank er das Blut und schenkte sich sofort nach. Geräuschvoll schlürfte er das zweite Glas leer. Das wiederholte sich, bis kein Tropfen mehr in der Karaffe war. Satt und zufrieden lehnte er sich zurück.

»Donnerwetter! Du warst wirklich durstig!«, kommentierte Sorin.

Marcus hatte die Ellbogen aufgestützt und die Fingerspitzen aneinandergelegt. Er hatte schweigend zugesehen. Nun, da Calebs drängendstes Problem gelöst war, kam ihm wieder seine Situation zu Bewusstsein. Marcus schaute ihm eine Weile in die Augen, dann seufzte er.

»Was soll ich jetzt mit dir machen?«

»Kein Fresschen für Theron?«, schlug Caleb vorsichtig vor.

Marcus riss verblüfft die Augen auf und begann gemeinsam mit Sorin zu lachen. Als der Mastino seinen Namen hörte, kam er mit einem leichten Schwanzwedeln herangetappst und legte seinen Kopf wieder auf Calebs Knie.

»Obwohl es scheint, dass Theron dich zum Fressen gern hat«, sagte Marcus amüsiert. »Bisher haben nur wir geredet und du bist kaum zu Wort gekommen. Also erzähl uns von dir, Caleb Hardin. Wer bist du?«

Wolfswandler II: BlutwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt