Wolfswandler II: Blutwandler

Kapitel 38

Caleb erwachte, als es an seine Tür klopfte. Derek hatte davon nichts mitbekommen, er schnarchte selig vor sich hin. Er löste sich von dem Schlafenden und setzte sich auf.

»Moment!«, rief er und schaute sich nach seinen Kleidern um. Irgendwie lagen seine Sachen mit denen von Derek alle durcheinander auf einem Haufen. Doch der ungeduldige Besucher wartete nicht. Die Tür wurde geöffnet.

»Hi, Caleb, ich bin's nur, Sorin. Steh auf, Marcus hat uns zu sich bestellt. Ich ...«

Sorin hielt inne und betrachtete das Bild, das sich ihm bot. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen.

»Wie ich sehe, hast du dein Experiment ›sexuelle Horizonterweiterung‹ fortgeführt.«

Caleb errötete und zog an der Decke herum, um sich und Derek zu verhüllen.

»Steht auf und macht euch fertig!«

»Derek schläft noch.«

»Oh, kein Problem. Klärst du das bitte, Lucien?«

Er trat einen Schritt beiseite und gab die Sicht auf den Chef der Wache frei.

Fuck! Der Hulk!

Caleb hatte gedacht, die Situation könnte nicht mehr blamabler werden, doch das war mit Leichtigkeit möglich. Lucien kam näher und blieb vor dem Bett stehen. Sein Gesicht verriet wie immer keine Emotion. Übergangslos brüllte er plötzlich los: »Anwärter Derek! Aufstehen!«

Caleb erschrak, aber das war nichts verglichen mit der Reaktion von Derek. Er fuhr hoch, sprang nackt aus dem Bett und ging daneben in Hab-Acht-Stellung.

»Anwärter Derek bereit, Präfekt!«

Diesmal konnte Lucien ein Grinsen nicht unterdrücken.

»Wir treffen uns gleich bei Marcus. Ach, und Derek, bringst du bitte Jamaal mit?«, sagte Sorin und verließ mit Lucien das Zimmer.

»Alter, was war das denn?«, stöhnte Derek und nahm wieder eine normale Haltung ein.

»Peinlich!«, fasste Caleb den Zwischenfall zusammen und stand auf. »Üblich oder nicht, ich bestell mir ein Türschloss bei der Hausverwaltung!«

Er wandte sich Derek zu.

»Aber es war wirklich schön heute Morgen.«

Der hörte gar nicht zu und suchte hektisch seine Klamotten auf dem Boden zusammen. Hastig stieg er in seine Sporthose, klemmte den Rest unter den Arm und lief eilig zur Tür.

»Was ist denn jetzt los?«, fragte Caleb verwirrt.

»Hast du nicht gehört? Marcus wartet auf uns!«

Und schon war er verschwunden. Caleb schüttelte den Kopf. Natürlich, wenn Marcus rief, dann sprang Derek.

Ist ja nicht mit anzusehen. Man muss diesem verliebten Trottel auf die Sprünge helfen!

Kurz darauf saßen alle bis auf auf Derek und Jamaal wieder um Marcus' Tisch versammelt. Lucien berichtete darüber, dass fast schon dreiviertel aller erwarteten Teilnehmer an der Versammlung eingetroffen waren. Caleb vernahm immer noch den Ruf.

»Kein Wunder«, warf Sorin ein, »Zwei Zusammenkünfte so kurz hintereinander und es hat sich herumgesprochen, dass etwas vor sich geht – da sind alle nervös und neugierig.«

»Trotzdem beginnen wir erst um Mitternacht wie geplant. Ich will auch den Nachzüglern die Chance geben, dabei zu sein. Außerdem habe ich vorher noch einiges zu tun«, sagte Markus. »Und wo zur Sonne bleibt Derek?«