Kapitel 28

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Caleb bedauerte, dass ihm das Thema nicht lag, denn mit Josie wäre er sicher gut ausgekommen. Er machte sich auf den Rückweg zu seinem Zimmer. Als er den Fahrstuhl verließ, sah er Derek im Gespräch mit einem jungen Mann, die beide vor seiner Zimmertür standen.

»Na endlich! Ich wollte dich gerade zum Training abholen, weil du nicht aufgetaucht bist.«

»Sorry, Derek, ich war bei Josie.«

»Josie?«

»Josephine Bright von der Rechtsabteilung.«

»Mrs. Subzero? Du durftest sie Josie nennen und lebst noch? Als ich ihr nach meiner Rückkehr von Woodstock näherkommen wollte, hat sie mir den Arm gebrochen und mich zur Minna gemacht«, sagte Derek verblüfft.

So viel zur Frage, ob er an Männern interessiert ist.

»Sie hat halt Geschmack«, warf Dereks Gesprächspartner ein und begann zu grinsen. Caleb schaute ihn neugierig an. Ein Schwarzer, etwas hellhäutiger als Aaron. Er sah aus wie ein typischer Student und war auch so gekleidet. In der Gegenwart der beiden kam sich Caleb in seinem Anzug overdressed vor. Er war ein paar Zentimeter kleiner als Caleb und ziemlich schlank. Das Auffälligste an ihm war seine Frisur, die wild in alle Richtungen abstand und Caleb an einen explodierten Wischmopp erinnerte. Die Konturen seines Barts waren sorgfältig in Form gebracht worden, doch die Haare selbst hatte er wachsen lassen. Das Zweite, was ihm auffiel, war, dass sein Blick ständig zwischen Caleb, Derek und seinem Handy im Dreieck sprang.

»Caleb, das ist Jamaal. Er ist unser IT-Wizard und hauseigener Serverstreichler. Die Hausverwaltung hat ihn geschickt, ich hab dir ja gesagt, dass es schnell geht.«

Er zwinkerte Caleb anzüglich zu. »Jamaal, das ist Sorins Betthäschen.«

Caleb wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. Jamaal begann breit zu grinsen.

»Ich habe schon viel von dir gehört.«

»Nichts Gutes, nehme ich an. Und danke, Derek, für die Vorstellung.«

Derek überging den kleinen Anranzer professionell: »Jamaal war übrigens unser Nesthäkchen, bis du gekommen bist.«

»Was soll das heißen?«

»Ich wurde erst vor 19 Jahren verwandelt. Man brauchte noch einen IT-Freak, die alten Herrschaften waren überfordert von dem Thema.«

»Hey, hast du nicht darum gebeten, verwandelt zu werden? Hätte ich dich sterben lassen sollen? Weißt du, er hatte zwar ein helles Köpfchen, aber ein schwaches Herz.«

»Er ist dein Geschöpf?«, fragte Caleb überrascht.

»Traurig, nicht?«, sagte Jamaal, »Von allen Vampiren musste mich ausgerechnet dieser Ex-Hippie verwandeln.«

»Hey!«, empörte sich Derek, »Ohne mich wärst du seit fast zwanzig Jahren Wurmfutter, also Ruhe!«

Er deutete auf die Tasche, die Jamaal über der Schulter trug.

»Er hat den Laptop und dein Handy dabei. Ich habe ihm gesagt, dass du keine Ahnung von dem Zeug hast, und er freut sich darauf, dir alles beizubringen.«

»Hab ich bei dir ja auch geschafft«, brummte Jamaal, während sein Blick wieder kurz zum Handy glitt.

»Dann gehe ich mal zum Training. Du wirst heute wohl ausfallen. Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen, so von Betthäschen zu Jungfrau.«

Unter den verärgerten Blicken von Jamaal ging Derek kichernd Richtung Aufzug.

Caleb öffnete die Tür und bat Jamaal herein.

Wolfswandler II: BlutwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt