Kapitel 24

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»Beherrsch dich! Sei leise, ok?«

Langsam ließ Sorin ihn los, aber behielt ihn im Auge. Wilde Freude tanzte in Caleb und ein glückliches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

Aaron saß mit den Parkers in ihrem Wohnzimmer! Nick und er lieferten sich gerade ein Duell auf der Playstation und Aaron schien am Gewinnen zu sein, Nicks Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Anne saß in einem Sessel und schaute den beiden amüsiert zu. Aaron lachte. Er lachte, wie nur er es konnte, offen, unschuldig und durchtrieben zugleich. Wie hatte Caleb dieses Lachen vermisst! Am liebsten wäre er sofort reingestürmt und hätte ihn an sich gedrückt.

»Er ist seit zwei Tagen hier«, sagte Sorin leise, den Blick fest auf Aaron gerichtet.

»Warum hast du mir nichts gesagt?«

»Weil du es sehen musstest, um zu glauben, dass es wahr ist und es ihm gut geht.«

Nick hatte wohl verloren und warf sich nun auf Aaron zu einer Kitzelattacke. Aaron lachte und japste und sah glücklich aus.

»Können wir ... kann ich ...?«

Sorin schüttelte den Kopf.

»Nein. Ich wollte dir das auch zeigen, um dir klar zu machen, dass du eine Entscheidung treffen musst. Du bist jetzt ein Vampir. Dein Leben als Mensch liegt hinter dir. Wir wollten dir helfen, diesen losen Faden aus deinem Dasein als Mensch zu einem guten Ende zu bringen, aber du kannst nie mehr ein Teil dieser Welt sein.«

Caleb begann zu begreifen, was Sorin ihm sagen wollte und obwohl es vernünftig klang, wehrte sich ein anderer Teil in ihm dagegen.

»Aber könnte er nicht auch Teil unserer Welt werden? So wie Kevin oder die menschlichen Angestellten in der Firma?«

»Wie alt ist Aaron? Dreizehn, vierzehn? Willst du seine Jugend mit dem Wissen belasten, dass es da draußen noch eine andere Welt gibt, über die er nie reden darf? Dass sein Bruder Teil dieser fremden Welt ist? Das Wissen um die Existenz der Vampire muss gewahrt bleiben, denn sonst würden die Menschen Angst bekommen und uns jagen. Er könnte dich nur gelegentlich sehen und wäre nie mehr als ein Zaungast deines Lebens. Tu euch beiden das nicht an, Caleb.«

»Aber könnte man ihn nicht zu einem Vampir machen?«, wagte er einen letzten verzweifelten Versuch.

»Das wäre egoistisch von dir. Willst du ihm wirklich seine Jugend rauben und ihn auf ewig in den Körper eines Dreizehn- oder Vierzehnjährigen verdammen? Außerdem müsste Marcus da zustimmen, das wird er ohne Not nicht tun. Und du kannst Aaron auch keine Scharade vorspielen, dass du ein Mensch bist und alles in Ordnung ist. Er würde es merken. Du könntest ihn nur nachts sehen und du hast dich verändert. Vor allen Dingen körperlich, aber auch allmählich von deinem Wesen her. Du siehst jetzt besser und maskuliner aus als zu deinen Lebzeiten. Das ist Teil des Umwandlungsprozesses zum Vampir. Wir sind im Grunde Raubtiere und mit dem Äußeren locken wir unsere Beute an.«

Caleb musste Sorin leider recht geben. Nach der großen Freude über das Wiedersehen mit Aaron war die Enttäuschung nun umso schmerzhafter.

»Aber wird er sich nicht ewig fragen, was mit mir ist? Ich bin ja einfach verschwunden.«

»Die Gefahr besteht. Wir könnten da etwas arrangieren, deinen Tod vortäuschen, dann können Aaron und deine Pflegeeltern hier mit dem Thema abschließen, genau wie du. Sag mir irgendwann, ob du das willst.«

Traurig nickte Caleb. Er warf einen letzten wehmütigen Blick auf Aaron, der sich immer noch mit Nick kabbelte und Anne, die den Moment lachend mit ihrem Handy fotografierte. Genau so wollte er sie in Erinnerung behalten. Langsam wandte er sich ab und trottete niedergeschlagen Richtung Wagen.

Wolfswandler II: BlutwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt