Kapitel 40

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Sie fuhren eine Etage tiefer. Sie sah verlassen aus und stellte sich nach einer gründlichen Durchsuchung auch tatsächlich als sicher heraus. Auf dem untersten Stockwerk wurden sie von einem Wächter und einem Leibgardisten empfangen, die von den Vorgängen nichts mitbekommen hatten und sehr erstaunt waren, ihr Oberhaupt in Begleitung eines ganzen Pulks grimmig dreinschauender Vampire vor sich zu sehen.

»Ist jemand hier?«, fragte Marcus kurz angebunden.

»Nein, Herr, wie befohlen haben wir niemand hereingelassen.«

»Gut. Deaktiviert den Alarm.«

Marcus stapfte in die Schatzkammer.

»Präfekt, was ist denn los?«, wollte der Leibgardist wissen.

»Ein Aufstand. Einige Verräter wollten Marcus töten«, gab Lucien knapp zurück.

Es ertönte ein kurzes Klirren von Glas, dann kam Marcus zurück und trug den Codex Sanguinis unter dem Arm.

»Ihr wartet hier«, befahl er und fuhr nach oben. Ein paar Minuten später kehrte er zurück und trug Dr. Barlow auf seinen Armen. Schweigend ging er an ihnen vorbei zur Schatzkammer. Auch Lucien setzte sich in Bewegung. Neugierig ging Caleb hinterher. Marcus trug Barlow in die Schatzkammer und legte ihn auf dem Boden ab. Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.

»Lucien, hilf mir, den Stein zu schieben.«

Langsam glitt der gigantische Quader wieder in seine Position und versperrte die Tür.

»Was soll das?«, fragte Caleb.

»Er wollte leben. Er wird leben. Aber ohne Blut.«

Caleb schluckte. Das war in der Tat eine grausame Strafe für ein hinterhältiges Verbrechen. Auf dem Flur schaute sich Marcus um.

»Wo ist eigentlich Sorin?«

»Scheiße!«, entfuhr es Caleb.

»Der wollte zu Christina, Jamaal suchen«, half Derek weiter.

»Dann nichts wie hoch in U3!«

Auch dieses Stockwerk sah verlassen aus, doch alle blieben wachsam. Caleb machte sich Vorwürfe, weil er nicht mehr an Sorin gedacht hatte, und blieb Marcus auf den Fersen, der zielsicher Christinas Zimmer ansteuerte. Als er die Tür öffnete, kam es Caleb so vor, als hätte er ein Deja-Vu. Sorin lag auf dem Boden mit einem Messer in der Brust und ein weiterer Taser lag neben ihm. Der Anblick lähmte Caleb förmlich.

Marcus fluchte und raste zum Kühlschrank, um Blut zu holen. Caleb wusste, was zu tun war. Er kniete sich hin und spießte sein Handgelenk auf Sorins Saugzähnen auf. Sofort spürte er, wie sein Blut verzweifelt herausgesaugt wurde. Er zuckte zusammen. Ohne die Sexaura war dieses Beißen eine schmerzhafte Angelegenheit.

»Verdammt, Caleb, du bist zu jung!«, schimpfte Marcus und behielt beide im Auge. Als er merkte, das Caleb deutliche Zeichen der Schwäche zeigte, zog er seine Hand weg von Sorin und verabreichte seinem Stellvertreter eine Blutkonserve. Derek kümmerte sich derweil um Caleb.

Als Sorin wieder halbwegs hergestellt war, waren seine ersten Worte: »Dieses Miststück! Wo ist sie?«

»Was ist passiert?«, fragte Marcus.

»Ich wollte Jamaal holen, weil ich ihn telefonisch nicht erreichen konnte, also bin ich zu Christina gegangen. Ich hab sie gefragt, ob sie wüsste, wo er ist, aber sie sagte, sie hätte ihn schon zwei Tage nicht gesehen. Von Caleb wusste ich ja, dass es gelogen war. Sie wirkte nervös, aber ich dachte, sie wollte nur ihr Stelldichein mit Jamaal geheimhalten. Dann hat dein Ruf aufgehört und sie hat mich mit diesem Dreckstaser außer Gefecht gesetzt und mir das Messer reingerammt. Ich wusste nicht, dass diese Taser bei uns so wirksam sind. Sie sagte noch, dass Jamaal für eine wichtige Aufgabe vorgesehen ist und ist dann abgehauen. Ich werde sie umbringen!«

Wolfswandler II: BlutwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt