,,Achtung." Mit einer flüssigen Bewegung legte der König mir dem Umhang um und half mir auf. ,,Habt keine Furcht kleine Aurelia. Keiner hier wird euch Schaden zufügen." Sollte ich ihm sagen, dass ich mich nicht vor seinen Männern fürchte, allerdings vor ihm? Er deutete zum Ausgang doch ich sah nur auf die Kette an meinen Knöchel . ,,Verzeiht ich vergaß dies schon beinahe." Er kniete sich vor mich um diese zu lösen. Der Anblick war warlich ungewohnt. Besonders die Tatsache das es der König war, der vor mir kniete. ,,Das müssen wir später noch verbinden." Ich sah wieder hinab auf meinen Knöchel. Das Metall hat meine Haut nur wundgescheuert. Nichts wirklich Schlimmes. Mit gesenktem Kopf lief ich neben ihm her Richtung Ausgang. So wie es Marion immer tat, hielt er mir den Vorhang auf, damit ich hindurch konnte. Sofort viel mir auf weshalb er nicht nass war trotz des Regens. Alle großen Zelte waren miteinander verbunden durch gespannte Tücher. Dies war der Grund weshalb man immer einen Verbindungsweg hatte, der vom Regen verschont blieb. Vorsichtig folgte ich ihm über den steinigen Pfad. Immer wieder piektse einer der Steine in meine Fußsohlen. ,,Dort vorne wo Illia steh ist unser Speisezelt." Ich nickte nur stumm und achtete weiterhin auf den Weg. ,,Alpha, Miss." Sein Beta verneigte sich vor uns und hielt uns das Zelt auf. Nach dem König trat ich ein und musterte als erstes die gesamte Umgebung. Über 20 Mann befand sich gerade hier. Sofort zollten alle dem König Respekt als dieser in die Sichtweite der Anderen gelangte. ,,Eure Hoheit, Ihr Platz ist vorbereitet." Wie hätte es anders sein sollen lief dieser eingebildete Mann einfach weiter, ohne sich bei den freundlichen Burschen zu bedanken. ,,Entschuldigung?" Mit geschockt großen Augen sah der Knappe mich an. Er war optisch um einiges jünger als ich, aber bei Lykalen kann man sich nie ganz sicher sein. ,,Würden Sie mir verraten, wo ich etwas Wasser herbekomme, Sir?" Durch meine freundliche Frage lockerte sich seine angespannte Haltung sofort. ,,Natürlich, folgt mir." Er war eindeutig jünger! Er sprach nicht förmlich, sondern so als würden wir uns seit Jahren kennen. ,,Hier ist das einzige Büffe, wo es Wasser gibt." Bei seinen Worten deutete er vor sich auf einen kleinen Tisch, wo einige belegte Brote lagen sowie einige kleine Behälter mit Wasser. ,,Vielen Dank!" Lächelnd nahm ich das Wasser an, welches er mit reichte. ,,Nicht doch. Ich bin übrigens Loni, der Sohn von einem der Elite Kämpfer" Freudig schüttelte ich seine Hand. Es fühlte sich falsch an sich mit ihm zu unterhalten, aber vielleicht ist er meine Karte hier hinaus! ,,Freut mich. Mein Name lautet Aurelia" Wie ein Gentleman verbeugt er sich. Als er sich aufrichtet zierte ein Lächeln sein Gesicht. ,,Wie alt seit Ihr Loni?" Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. ,,Junge 18 und Ihr?" Nun war ich diejenige, welche verlegen lächelte. ,,24 oder 25. So genau kann ich dies überhaupt nicht sagen" ,,Ihr wisst nicht genau wie alt Ihr seid?" Verlegen schüttelte ich den Kopf. ,,Ich bin im Bilde, dass dies mein 25ster Winter wird und mir ist bewusst, dass ich zum Ende der Sommerzeit das Licht der Welt erblickte, doch dies war es bereits auch schon" Was Loni als nächstes sagte, nahm ich nur unterbewusst mit. Denn der König sah wütend aus, verdammt wütend... ,,Verzeiht, was haltet Ihr davon etwas frische Luft zu schnappen?" Kurz sah er mich verwundert an, was wahrscheinlich an der Tatsache lag, dass ich ihn unterbrochen hatte, stimmte allerdings zügig zu. ,,Gewiss" Er deutete zum Ausgang. Ein kleines, siegessicheres Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Mir ist bewusst, dass der König an sich freundlich war, aber ich musste hier weg. Diese Monster waren mir nicht geheuer. ,,Alles in Ordnung Aurelia?" Ich nickte ihm zu während wir das Zelt verließen. ,,Natürlich, nur müsste ich kurz zu dem Zelt wo ich untergebracht bin und mir meine Stiefel holen." Überrascht blickte er hinab auf meine nackten Füße. ,,Ohje! Kann ich dir helfen?" Schnell verneinte ich. Er durfte nicht mitbekommen, dass ich flüchten wollte. ,,Schon In Ordnung, würdet Ihr vielleicht hier auf mich warten?" ,,Natürlich" Ich nickte ihm noch einmal zu und begab mich zu dem gigantischen Zelt. Erst als ich auf den angenehmen Belag dieses trat, begutachtete ich einen Moment meine Fußsohlen. Kleine Schnitte, nichts von Bedeutung. Also wieder zum Wichtigen! Meine Ausrüstung! Ich durchwühlte jede Kiste, jeden Schrank doch nirgends war sie zu sehen. Da bleibt nur noch... mein Blick ging zu einer Ecke, wo alles gestapelt wurde, was den Anschein nach, entsorgt werden sollte. Tatsächlich fand ich in diesem Stapel 'Müll' meine Ausrüstung. Sachte streifte ich mir die fremden Kleidungsstücke ab und schlüpfte in meine gewohnten Kleider. Die Stiefel machten mir etwas Schwierigkeiten, genauso meine Gürtel. Meine Hände waren einfach noch zu zitterig. Nur mit viel Geduld schaffte ich es mich vollkommen auszurüsten. Vorsichtig und leise schlich ich mich aus dem Zelt. Im Augenwinkel konnte ich den König sehen, welcher scheinbar sehr angeregt mit Loni im Gespräch vertieft war. Ich hatte jetzt die Gelegenheit. Jetzt könnte ich flüchten. Doch eine riesige Angst machte sich in mir breit. Ich fürchtete mich vor dem was geschieht, wenn er mich erwischt... was würde er tun? Doch schneller als mir lieb war wurde ich aus meinen Gedanken geholt. ,,Ihr hattet doch nicht vor zu flüchten, oder?" Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Körper aus. Wie im göttlichen Namen ist er so schnell hinter mich gelangt? ,,Sprecht Aurelia" Sein warmer Atem streift meinen Nacken und sorgte für einen angenehme Gänsehaut. ,,Gewiss nicht... Eure Hoheit" Egal wie stark ich wirken wollte, seine Anwesenheit sorgte dafür, dass ich sämtlichen Mut vergaß. Als wäre ich erneut ein Kind, welches für sich alleine einstehen musste und keine Möglichkeit hat sich gegen die Erwachsenen aufzulehnen. ,,Weißt du kleine Aurelia? Ich bewundere deinen Mut..." Bei jedem Wort beobachtete ich seine Hand dabei wie sie sich um meine Hüfte schloss. Ganz zärtlich und sachte als wolle er mich nicht verletzten, zog er mich näher an sich. ,,... Allerdings habe ich kein Verständnis für Lügner. Ich rate dir meine Schöne, erzähle mir die Wahrheit." Wie erstart stand ich dort. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, verstärkte er etwas den Druck um meine Hüfte. ,,Verzeiht", brachte ich nur keuchend hervor. ,,Was soll ich Euch verzeihen?" Sein Stimme war dunkel und rau allerdings nicht bedrohlich. ,,Verzeiht meinen Fluchtversuch Eure Hoheit." ,,Na siehe mal einer an, so fügsam. Wir gehen jetzt zurück ins Zelt. Du wirst mir deine Ausrüstung geben und wieder meine Kleider anziehen. Ich werde unser Abendmahl hierher befördern." Ich hatte keine Wahl außer zu nicken. Sachte ließ er mich los und sofort umschloss mich die Kälte. Auch jetzt erst realisierte ich den Regen wieder. Als wolle er mich aus meiner Trance befreien prasselte der Regen laut auf die Planen. ,,Kommt Aurelia" Ich wand mich zu ihm und folgte seiner Anweisung mit gesenktem Kopf.
...
Auffordernd hielt mir der König seine Hand hin. Innerlich kämpfte ich mit mir, ich wollte ihn nicht mein einziges Hab und Gut überlassen. ,,Kleines?" Ich sah nicht auf. Kurz atmete ich tief durch, ehe ich ihm meine Sachen reichte. ,,Weshalb war dies den nun so schwierig?" Kurz sah ich zu ihm auf. Seine Augen leuchteten förmlich vor Neugier. ,,Geben Sie gerne Sachen ab, die..." Nun eigentlich wollte ich fragen, ob er gerne Sachen abgibt die sein einziges Hab und Gut repräsentierten, allerdings wird er weit mehr besitzen als ich. ,,Was würde ich geben?" Ich atmete nochmals tief durch ehe ich ihn stur in die Augen blickte. ,,Würdet Ihr Sachen abgeben die Euer letztes Hab und Gut sind nur damit sie verichtet werden?" Er runzelte seine Stirn als er mich betrachtete. Ohne ein Wort zu sagen wand er sich ab und legte meine Sachen in eine der Kisten. Diese verschloss er genauso zügig, wie er sie aufgeschlossen hatte. ,,Ich verstehe Eure Worte. Ich werde dafür sorgen, dass alles im Palast eintrifft." Er sah mit ernster Miene zu mir. ,,Setzt euch" Die plötzliche Kälte in seiner Stimme ließ mich zittern. Hatte dieser Mann Stimmungsschwankungen? Trotz allem folgte ich seiner Anweisung. ,,Ich besorge das Essen, bewegt euch nicht von der Stelle." Wie ein gehorsames Hündchen befolgt ich seine Worte. Was war aus der Stolzen Streunerin geworden die ich eigentlich war?
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Gegen meiner Erwartungen war er länger weg als vermutet. Geschlagene 30 Minuten wartete ich indessen auf ihn. Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken der Flucht. Er hatte mich nicht angekettet. Doch als er vorhin seinen Arm um mich legte, fühlte ich etwas das sich nach Zuhause angefühlt hatte. Ich konnte dieses Gefühl nicht beschreiben. Es war einfach da und einfach schön. Ich musste gegen meinen Willen zugeben, dass ich wollte, dass er mich wieder so berührte. Erneut seinen Arm um mich legte. Für gewöhnlich hatte ich einen seeehr langen Geduldsfaden.. Nur jetzt gerade nicht. Unruhig lief ich im Raum auf und ab. ,,Miss?" Erst erfreut, dann enttäuscht sah ich zu Illia welcher das Zelt betrat. ,,Der König ist verhindert, ich soll euch dies bringen." Ohne auf mich zu achten, stellte er mir einen Teller mit Suppe hin und verließ wieder das Zelt. Frustriert setzte ich mich an den kleinen Tisch und schlürfte die mittlerweile kalte Suppe. Was war den los, dass er nicht zurück kam? Die ganze Zeit war er darauf erpicht gewesen in meiner Nähe zu sein oder eher gesagt in den letzten Stunden. Und jetzt lässt er sich nicht blicken! Was mich allerdings mehr verwunderte war die Tatsache, dass ich mir deshalb den Kopf zerbreche! Mir sollte dies alles absolut egal sein! Aber aus einem seltsamen Grund war dies nicht der Fall. Durch die nun entstandene schlechte Laune schob ich den Teller beiseite und ließ mich wieder aufs Bett fallen. Zu meinem Glück dauerte es nicht lange bis ich endgültig einschlief. Hoffentlich ein Längerer Schlaf als Sonst.✵
ᵃᵐ ᵉᶰᵈᵉ ᵇᵉʰäˡᵗ ᵐᵃᶰ ᵍᵉᶰᵃᵘ
ᵈᵃˢ ᶤᶰ ᵉʳᶤᶰᶰᵉʳᵘᶰᵍ,
ʷᵃˢ ᵐᵃᶰ ᵛᵉʳˢᵘᶜʰᵗ ʰᵃᵗ
ᶻᵘ ᵛᵉʳᵍᵉˢˢᵉᶰ.
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Beyond the horizon
Romance꧁song of Ash and Death꧂ Was bleibt einen, wen der Krieg alles Zerstört? Nicht nur das was man eins sein Zuhause nannte, sondern auch die Orte die eine Zuflucht waren? Aurelia muss am eigenen Leibe erleben, was der Krieg und der Hass der Völker Bewir...