➺09〄 Das Hinterland

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Gelangweilt saß ich auf einem der Steine

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Gelangweilt saß ich auf einem der Steine. Soweit ich mitbekommen hatte, würde es noch etwas mehr als eine Stunde dauern bis wir beim Palast ankommen würden. Aus einem mir unbekannten Grund allerdings rasten wir in einer der ersten richtigen Städte vom Hinterland. Dabei hatten wir ja bereits kurz vor der Grenze in der Taverne gerastet. Wenn ich so darüber nachdenke, wüsste ich nicht einmal, ob diese Ländereien einen richtigen Namen besaßen. Alles, was ich über dieses Reich wusste, wusste ich durch Marion. Seine Erzählungen über diese Ländereien waren so lebhaft, dass man denken könnte er wäre hier groß geworden. Mir wurde bewusst, dass vieles was ich wusste, lernte ich durch ihn. Er hatte mir das Schreiben gelehrt, zumindest das wichtigste, sowie das Lesen zum Teil. Ich bin wahrlich stolz als Frau meinen Namen schreiben zu können sowie diesen auch zu lesen. Dies konnte nicht jede Frau von sich behaupten. ,,Alles in Ordnung Miss?" Ich nickte nur auf Ilias Frage hin. Mit einem Schulterzucken ließ er sich neben mir nieder. Der König, Cyrian, stand an einer der Stände und redete mit dem Bauer. Währenddessen versuchte ich nur angestrengt die Wörter auf einem Schild zu lesen, welches neben dem Stand sich befand. ..Möchten Sie wissen was dort steht?" Ohne zu ihm aufzusehen, fing ich an die Wörter zu sagen die ich kannte und lesen konnte. ,,Heute f-frisch im A.... A..." ,,Angebot." Fragend sah ich zu ihm. ,,Angebot?" Illia nickte und deutete auf das Schild. ,,Heute Frisch im Angebot. " Kurz überlegte ich, ob ich dieses Wort bereits kannte. Angebot klang fremd für mich. Angebot... Angebot... ,,Angebot so wie... Eine Art Geschäft welches man vorgeschlagen bekommt?" Illia nickte begeistert. Tatsächlich sagte mir das Wort etwas, allerdings nur in einem schlechten Zusammenhang. ,,Genau. Der Händler bietet heute etwas von seiner Ware günstiger an als sonst." Geschockt blickte ich zu ihm. ,,Weshalb sollte man dies tun?" Er lächelte und lehnte sich zurück. ,,Er hat eine gute Ernte gehabt, eine sehr gute sogar. Würde er es zum normalen Preis verkaufen würden genauso viele wie immer bei ihm einkaufen. Wenn man weniger Gold für etwas verlangt wird es eher gekauft. Dazu kommt, dass er seine Ware losbekommt bevor sie verdirbt. Auch kaufen die Leute dann Dinge ein, die nicht im Angebot sind, wodurch er mehr Kundschaft hat und mehr verdient." ,,Dies war wirklich schlau gewählt. Wenn er mehr verkauft, bekommt er mehr Gold. Auch wenn er bei einem Verluste macht, wird sich die Summe wieder lohnen." Illia stimmte mir zu und setzte sich etwas anders hin. Scheint so als wäre der Fels etwas unbequem für ihn. ,,Woher könnt ihr das Lesen?" Kurz überlegte ich, ob ich es ihm sagen sollte, doch es würde ihm an sich nicht helfen. ,,Von einem Freund aus meinen Kindheitstagen. Er lehrte mich einige Wörter zu schreiben und lesen zu können" Beeindruckt sah er zu mir. ,,Dies ist wirklich unüblich. Selbst bei uns können nur hoch angesehene Frauen das Lesen erlernen oder die einen angesehenen Beruf ausüben." Während er sprach, spielte ich mit einem Stein. Es war also überall unüblich als Frau lesen zu können. Das ist wirklich traurig. ,,Aber gut, Ihr seid trotz allen die erste Frau, die ich sehe, welche eine Buxe trägt und mit einem Schwert umgehen kann." Seine Worte ließen mich lächeln. ,,Buxe? Ich würde es als Beinkleider oder ganz schlicht als Hose bezeichnen" Schnell schüttelte er den Kopf. ,,Buxe! Das hab ich von meiner Mutter. Sie sagte immer wenn mein Vater heimkehrt, dass die Buxe heimkehrt. Es war eine Art Witz für uns. Ich trug zwar ebenfalls eine Buxe, aber mein Vater hatte nun einmal das Sagen im Hause. Und ich habe oftmals die Buxe voll bekommen" Ich konnte nicht anders und kicherte los. Es war amüsant solche Geschichten zu hören. Es fällt mir sogar schwer sich vorzustellen wie dieser Krieger mal ein kleiner Junge war. ,,Illia! Kommt mal bitte." Sofort erhob er sich als der König ihn rief. So blieb ich wieder alleine dort sitzen. Was wird also nun geschehen? Während beide am Stand angeregt miteinander sprachen, spielte ich weiterhin mit dem Stein in meiner Hand. ,,Aurelia, kommst du bitte!" Die direkte Anrede des Königs ließ mich aufschrecken. Vorsichtig trat ich näher zu ihm. Gegen alle meiner Erwartungen nahm er meine Hand und zog mich näher an den Stand heran. ,,Was esst ihr den gerne?" Ich blinzelte mehrfach bis ich realisierte, was er mich gefragt hatte. Weshalb wollte er wissen, was mir schmeckte? Schnell ließ ich meinen Blick über die Ware wandern. ,,Nicht so schüchtern. Was würdet Ihr normal nehmen?" Na wenn er es so formuliert ist es wieder etwas anderes. Ohne groß zu überlegen zeigte ich auf den Apfel. ,,Weshalb denn ein Apfel?" ,,Ihr habt gefragt, was ich sonst wähle. Und der Apfel ist das Günstigste, was dieser Herr hier anbietet. Ich wähle immer das Günstigste" Als wäre mir alles gleichgültig sprach ich den Satz aus. Die Augen des Königs verengten sich. ,,Verstehe. Illia besorgt ihr den Rest?" ,,Gewiss" Während Illia wieder mit dem Bauern sprach, führte mich der König zurück zu den Pferden. Von allen Seiten wurde der König förmlich angehimmelt. Ich gebe zu, er ist attraktiv, keine Frage. Allerdings sehen die Frauen hier so aus als wollen sie sich ihm um den Hals schmeißen! ,,Eure Hoheit!" Ein Soldat trat näher an uns heran. Ich hatte ihn bereits im Lager gesehen. ,,Was gibt es Henry?" ,,Wir haben Meldungen von den anderen Truppen erhalten. Sie teilen mit, dass sie offiziell auf dem Rückweg sind." Der König nickte erst nur, ehe er sich zu den anderen Soldaten wand. ,,Dann ist hiermit der Kriegszug beendet! Wir gehen nach Hause, Männer!" Ein lauter Jubel erfüllte die Straßen. ,,Die Elite wird zusammen mit mir zurückkehren. Alle anderen sind nun wieder vom Dienst entbunden!" Ich konnte gar nicht so schnell sehen, so saßen die ersten auf den Pferden und ritten los. ,,All die, die jetzt aufbrechen haben Familie" Die Stimme des Königs war ruhig und mitfühlend. ,,Sie freuen sich ihre Gefährtinnen wieder zu sehen." Ich nickte. ,,Nun kommt Aurelia!" Mit einem Ruck hob er mich auf sein Pferd und schwang sich hinter mir auf das Ross. ,,Nun zeig ich Euch das Hinterland." Mit diesen Worten trieb er das Pferd an. Sofort hielt ich mich wieder am Pferd fest. Ich muss mir eines eingestehen. Das Hinterland war einfach wunderschön!

✵ʷᵉʳ ᵃᵘᶠ ᵈᵉᶰ ᵏʳᶤᵉᵍᵛᵒʳᵇᵉʳᵉᶤᵗᵉᵗ ᶤˢᵗ,ᵏᵃᶰᶰ ᵈᵉᶰ ᶠʳᶤᵉᵈᵉᶰᵃᵐ ᵇᵉˢᵗᵉᶰ ʷᵃʰʳᵉᶰ

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