Kapitel 3

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Ich sehe Mr. Westmount, meinen alten Mathematik Lehrer und an seiner Seite sehe ich mich selbst, aber warum sehen sie mich nicht? „Hören Sie zu junge Dame, ich bin nicht zu bestechen, Sie müssen wie es aussieht die Klasse wiederholen." Ich habe früher oft Leute bestochen und manipuliert, das war sozusagen meine Gabe. Es ist nicht so leicht wie es sich immer anhört. Ich beobachte mich wie ich mein Gesicht zur Seite lege und ihn anlächle, bis ich dann schließlich sage „Dann haben Sie also nichts dagegen, wenn ich die hier Mrs. Miller zeige?" Mrs. Miller war unsere Direktorin. Ich nehme schließlich 3 Fotos aus meiner Tasche und wedle damit vor seinem Gesicht herum. Er scheint sichtlich erschreckt und wütend zu sein, denn sofort schnappte er sie aus meiner Hand und fragte nervös „Von wo hast du die?" „Kontakte. Oh und falls Sie so freundlich sind und die hier entsorgen würden, keine Sorge, ich hab noch viele mehr." Er hatte eine Affäre mit einer Schülerin, ich wusste es schon länger und fand dieses als sehr gutes Druckmittel. „Sie wollen doch schließlich nicht ihren Job verlieren, oder Mr. Westmount?", frage ich scheinheilig besorgt. Er scheint sehr aufgewühlt zu sein, denn er greift sich nachdenklich an seine Stirn. „Haben Sie die Fotos sonst jemanden gezeigt?", fragt er aufgeregt. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und flüsterte ihm zu „Und es wird auch niemand sonst sehen, wenn Sie mir einen kleinen Gefallen tun." „Na gut, ich gebe Ihnen diese Note, aber versprechen Sie mir, dass von den Fotos niemand erfährt."

Schwer atmend und mit einem hohen Puls wache ich auf einem Sofa auf. Mein Mund ist trocken und ich hebe meine Hand um nach Wasser zu greifen. Da kommt auch schon eine Krankenschwester zu mir gerannt und bringt mir ein Glas. Ich setze mich auf und trinke einen Schluck. Das kalte Wasser tut mir jetzt gut. Die Krankenschwester schaut mich auffordernd an. Ist dies sonst keinem passiert? Nachdenklich schaue ich mich im Raum nach anderen Menschen um, denen das Medikament ebenfalls gespritzt wurde. Mit Vergebung. Nur ich bin hier. „Ist den anderen das nicht passiert?", frage ich in müder Stimme. Sie schüttelte bemitleidend ihren Kopf. Na toll, jetzt muss ich ihr vielleicht auch noch erklären, was passiert ist. „Hast du was geträumt? Du bist ganz außer Atem aufgewacht." Hab ich's doch gewusst. Warum sollte ich es ihr erzählen? Sie ist schließlich keine Psychologin, was man in dieser Anstalt sehr gut brauchen könnte. Ich muss kurz nach einer Lüge überlegen. „Ich hab geträumt von dem Tag, an dem ich hierhergekommen bin. Ich hatte nicht einmal die Chance mich von meiner Familie und meinen Freunden zu verabschieden. Wissen Sie denn wie weh mir das tat?", erzähle ich in weinerlicher Stimme. Sie legt mir ihre Hand auf meine Schulter, worauf sie denkt, dass es beruhigend auf mich wirkt. Tut es aber nicht. Ich setze mein Schauspiel fort indem ich weitererzähle „Meine Familie und meine Freunde vermissen mich. Ich werde von meiner ganzen Stadt vermisst. Die haben mich wahrscheinlich schon für Tot erklärt. Haben mich beerdigt in einem Sarg ohne Leiche. Wenn ich eine Chance hätte, das alles ungeschehen zu machen, nur eine Chance, wäre ich nicht in dieses Loch hier gekommen. Meine einzige Sorge wäre wahrscheinlich welches Kleid ich auf die Party tragen soll oder welchen Jungen ich verführen soll." Inzwischen bin ich von dem Sofa aufgestanden und schaue mich in ihrer Apothekensammlung um. Während ich meine ganze Trauer erzähle, hört mir die Krankenschwester aufmerksam zu. Sie muss sich ihre Tränen verkneifen, das sehe ich. „Könnten Sie mir eventuell noch ein kaltes Wasser holen? Ich bin so durstig." Kurz darauf steuert sie schon in einen anderen Raum und ist verschwunden. In der Zwischenzeit krame ich in ihren Medikamenten. Viele unerklärliche Begriffe fallen mir auf den Verpackungen auf. Mir bleibt nur noch wenig Zeit, deshalb stecke ich mir eine kleine Dose auf der ich den Begriff „Benzodiazepine" erkennen kann ein.

Meine Mutter hatte oft Stress, wegen ihrer Arbeit und mein kleiner Bruder Leon und ich haben es ihr nicht wirklich einfacher gemacht. Die Folgen davon waren Schlafstörungen, weshalb sie sich bei ihrem Hausarzt ein Mittel verschrieben ließ. Ein Schlafmittel mit der Aufschrift Benzodiazepine. Jackpot. Ich stecke die kleine Dose in meinen Schuh, der ein bisschen höher geschnitten war und setze mich aufs Sofa. Schon kommt wieder die Krankenschwester und gesellt sich zu mir. „Soll ich dir noch etwas bringen? Möchtest du was essen?", sorgt sie sich um mich. Ich schüttle freundlich den Kopf und sage „Ich glaube ich sollte langsam auch wieder in mein Zimmer gehen. Schlaf könnte mir gerade jetzt gut tun. Danke, dass ich mit Ihnen reden durfte." „Ach das war doch kein Problem. Komm öfters zu mir, wenn du reden willst." Ich lächle sie nur noch freundlich an und verlasse mit einem hinterhältigen Grinsen die Krankenstation. Auf den Gängen ist keine Spur von einer Menschenseele. Perfekt. Ich schleiche in die Küche um mir von dort ein Messer zu stehlen. Zu meinem Glück waren dort ebenfalls keine Angestellten oder Köche zu finden. Was machen die heute alle? Schnell schaue ich mich noch nach jemanden um und öffne behutsam die Tür zur Küche. Sie quietscht leicht, doch das hat bestimmt keiner gehört. Nun befinde ich mich in einem kleinen Raum mit einem Herd, einer Mikrowelle, einen Ofen und viele Schränke. Ich suche zuerst in ein paar Laden. Wer hat denn bittschön Besteck in einem Schrank? Von Scheren bis zu Küchenpapier habe ich endlich die Messer entdeckt. Ich nehme mir ein mittelgroßes Messer. Kein Buttermesser, aber auch kein zu scharfes. Es ist genau das nachdem ich gesucht hatte. Ich höre plötzlich leise Schritte auf mich zukommen. Von wem kommen sie? Aber die bessere Frage ist, wieso kann ich mich nicht bewegen? Angstzustand nennt man das. In meinen Träumen hatte ich immer so eine ähnliche Situation. Man ist wie gelähmt vor Angst und weiß nicht was man machen soll. Soll ich rennen oder lügen? Was ist wenn er das Messer, das ich hinter meinem Rücken in meinen Händen halte, entdeckt? Schnell schließe ich die Schublade und drehe mich um. Einer der Wächter muss mich wohl gehört haben und steht nun nur ein paar Meter von mir entfernt. Ich stopfe das Messer in meine Hose und ziehe mein Shirt drüber, dass man es kaum erkennen kann. Der Mann kommt langsam auf mich zu und ich spüre allmählich wie sich mein Puls erhöht und sich meine Augen gläsern. „Was machst du hier? Solltest du nicht schon längst auf deinem Zimmer sein?", fragt er nur kalt. Durchatmen. Er darf dir deine Angst nicht ansehen! Schau ihm in die Augen, dann wird er dir glauben. Manipulation war jetzt mal wieder an der Reihe. Ich hoffe nur ich hab das ganze durch mein Kaltwerden nicht völlig verlernt. „Oh das tut mir leid. Ich hatte nur ein kleines Problem, denn das Medikament, welches sie mir heute Mittag gespritzt hatten, hatte bei mir irgendeine Nebenwirkung weshalb ich in Ohnmacht fiel und ich so das Mittagessen verpasste. Ich dachte ich könnte mir vielleicht einen kleinen Bissen holen. Ich habe echt großen Hunger.", erzähle ich ihm und seufze. Er scheint meine Lüge zu glauben und sichtlich erleichtert zu sein, dass ich hier nichts anderes gesucht hatte. Glück gehabt. „Komm mit!", fordert er mich auf, worauf ich ihm hinterhergehe. Wir verlassen die Küche und gehen in einen etwas größeren Raum gleich nebenan indem es gleich beim Hineingehen nach frischem Speck und Brot riecht. „Du hast dich wohl verirrt. Sag mir doch nächstes Mal besser Bescheid, wenn du etwas brauchst. Nimm dir von dort hinten ein Sandwich." Er deutet mit seinem Kinn in eine Ecke, weiter weg. Und er lächelt. Ich habe hier noch nie einen Wärter lächeln gesehen. Mein ganzer Charme hat anscheinend gewirkt. Ich glaube er mag mich. Obwohl ich dies vor einem Monat noch total widerlich gefunden hätte, finde ich jetzt, dass es ein tolles Alibi ist. Ich hole mir von hinten eines von vielen Sandwiches und begebe mich mit dem Wärter an meiner Seite auf den Weg in mein Zimmer. „Wie ist denn eigentlich dein Name?", fragt er schließlich nach dem Smalltalk den wir davor führten. „Haben Sie gerade allen ernstes nach meinem Namen gefragt? Die anderen Wärter nennen mich immer nur nach meiner Nummer.", lachte ich spielerisch. Er muss ebenfalls lächeln und sagt dann schließlich „Die anderen Wärter sind auch eiskalte Arschlöcher. Ich will wirklich deinen Namen wissen." „Flirten Sie mit mir?", sage ich in hoher Stimme und ziehe meine Augenbrauen nach oben. „Das würde ich doch nie tun. Du würdest mir schließlich meinen Job kosten. Also erzähle mir doch etwas über dich." Ich schaue lächelnd auf den Boden und erzähle „Samara Higgens. In der Großstadt New Orleans geboren und in Memphis großgeworden. 17 Jahre alt. Gibt es noch etwas, das Sie wissen möchten?" „Nun Samara, es gibt eine Menge die ich noch über so ein schönes und nettes Mädchen wie dich wissen möchte, aber ich glaube wir sind an deinem Zimmer angekommen und ich muss mich leider von dir verabschieden." „Hmm... Schade.", schmollte ich vor mich hin. Er zwinkerte mir noch ein letztes Mal zu und öffnete mir meine Zelle. Ich atme erleichtert auf und schiebe vorsichtig mein Bett zur Seite. Ich habe vor ein paar Monaten ein gutes Versteck entdeckt im Holzboden welches ich gleich zu meinem Nützen gemacht habe. Leise hebe ich ein großes Holzstück und nur wenige Sekunden später ergibt sich auch schon ein Loch im Boden. Ich muss leicht lächeln als ich es erblicke. Schnell schnappe ich das Messer und die Schlaftabletten und stopfe sie in das Loch. Glücklicherweise kann ich das Loch anschließend schließen, da es nicht sehr groß ist und ich noch eine Packung Zigaretten hier versteckt habe. Ich überlege kurz. Wie lange ist es schon her seit ich meine letzte geraucht hatte? Zu lange auf jeden fall! Ich schieb mein Bett zurück, sodass man das Loch nicht entdecken konnte und ging auf den Flur. Der Wärter mit dem ich mich zuvor nett unterhielt steht nun streng an einer Ecke nur wenige Meter von mir entfernt. Endlich trifft sein Blick auf mich und er muss lächeln. „Noch hungrig?", fragt er mich. Ich schüttle meinen Kopf und sage „Ich dachte eher du könntest mir bei etwas helfen..?" Der Wärter schaut mich neugierig an und erwartet wahrscheinlich eine Antwort von mir. „Könnten Sie mich vielleicht begleiten um eine zu Rauchen? Das darf man normalerweise nur mit einem Wärter und da habe ich Sie ausgewählt." Er lächelt mich an und sagt „Ich dachte schon ich sollte dir helfen jemanden umzubringen. Wenn es nichts weiteres ist. Komm mit. Hast du Zigaretten?" Ja zum Glück dürfen wir hier rauchen. Eines der Dinge die wir machen dürfen, aber jedoch auch nicht jeden Tag. Ich verneine seine Frage und gehe ihm hinterher. Wir gehen einige Treppen runter und sind schließlich im Erdgeschoss. Ich schaue mich um und kann viele Türen erkennen auf denen keine Nummer steht. Das heißt, dass sie von keinem bewohnt werden. Ich schätze hier unten wohnt der Gründer dieser Klinik oder wie immer ich das auch nennen soll. Psychiatrie trifft es wohl eher da hier nur geistesgestörte Menschen sind. Ja, sogar dieser verdammte Gründer ist krank. Wie kann man nur so etwas Menschen antun? Egal welches Verbrechen sie nun begangen haben, ob sie Familie haben oder nicht, keiner sollte so behandelt werden. Der Boden hier ist auch ganz anders. Oben in meinem Geschoss ist er aus Holz und hier ist er aus irgendeinem Gestein, welches ich nicht erkennen kann, da ich keine Ahnung von Steinsorten habe, wenn man das überhaupt so nennen kann. Endlich kommen wir an einer Tür an in der es in dem Garten geht. Natürlich streng bewacht und ohne Chance zu entkommen. Der gesamte Garten ist ummauert. Eine Tür gibt es hier keine zu sehen. Das heißt die Tür zum Ausgang muss eine andere sein. Etwa eine Armlänge von mir entfernt sind 3 Stufen nach unten welche in den Garten führen. Ich sehe ein paar andere Patienten? Wenn man solche Menschen Patienten nennen konnte, die gezwungen hier zu sein. Unter anderem sehe ich auch den Jungen, den ich heute auf dem Flur sah. Er sieht so gut aus. Der etwa 19-Jährige hat dunkelblonde Haare, markante Gesichtszüge und soweit ich erkennen kann grüne Augen. Er ist ebenfalls hier um eine zu Rauchen. Perfekte Chance ihn kennenzulernen. Es ist schon krank, dass ich in so einer Situation ans Flirten denke, aber ich bin schließlich noch jung und will hier nicht sterben. Ich brauche allerdings noch einen dem ich vertrauen kann. „Samara?", stupst mich der Wärter auf meine rechte Schulter. Er steht eine Stufe unter mir und muss wohl die ganze Zeit mit mir geredet haben. Wie peinlich. Ich schaue ihn fragend an. Er hält mir eine Zigarette und ein Feuerzeug vor mein Gesicht und lächelt. „Danke. Wer ist der Typ? Der mit den blonden Haaren und dem..." „...der Typ den du vorher die ganze Zeit angestarrt hast? Soweit ich weiß heißt er Luke, aber ich habe mir seine Nummer nicht gemerkt. Ich merke mir nun mal einfach nicht so leicht Zahlen. Warum willst du das denn wissen?" „Ach nur so.", nuschle ich und zünde meine Zigarette an. Es fühlt sich so gut an wie ich das Nikotin einatme um es anschließend wieder auszuatmen. Ich fühle mich für einen Moment frei. Nicht so eingesperrt wie ich es eigentlich bin. Ich fühle mich für einen Moment wieder als würde ich auf die High School gehen und mit meinen Freundinnen vor der Schule auf süße Jungs warten. Als könnte ich das ganze um mich herum, die kranken Menschen, die Wände, in denen ich gefangen bin, vergessen. Früher war ich nie zufrieden mit meinem Leben, obwohl ich so gut wie alles bekam, das ich wollte. Jetzt wäre ich froh, wenn ich nur mein Handy in der Hand hätte. Sogar über ein Buch würde ich mich erfreuen. Alles ist besser, als hier eingesperrt zu sein. Ja sogar die Schule ist besser. Ich wäre glücklich, wenn ich jeden Tag von meinen Freundinnen umgeben wäre. Was sie wohl zu meinem neuen Ich sagen würden? Würden sie mich denn noch immer mögen, wenn sie wüssten was passiert ist und was ich angerichtet hatte? Was würden meine Eltern und mein kleiner Bruder dazu sagen? Wie würden sie reagieren? Würden sie sich freuen, dass ich zurück bin oder gleichzeitig sauer auf mich sein, wegen dem was ich getan habe?

Ich bin ein bisschen enttäuscht als ich meinen letzten Zug mache und den Zigarettenstummel anschließend auf dem Betonboden zerdrücke. Luke muss anscheinend schon gegangen sein, denn ich kann ihn nicht mehr sehen. Ein gescheiterter Versuch mir hier Freunde zu machen. Egal, dann spreche ich ihn eben im Aufenthaltsraum oder im Speisesaal mal an.

Der Wärter, bei dem mir auffällt, dass ich noch nie nach seinem Namen kenne, begleitet mich zu meiner Zelle. Erneut gehen wir bei vielen Türen vorbei und ich frage mich ob vielleicht hinter einer dieser Türen die Freiheit steckt. Die Freiheit nach der ich mich schon so sehr sehne, die ich aber wenn mein Plan nicht funktioniert oder irgendetwas dazwischen kommt, nicht bekommen werde. Ich habe schon oft überlegt wie ich hier rauskommen kann. Fenster gibt es hier keines und wenn sind Gitterstäbe davor. Es ist unmöglich an irgendeinen Wärter vorbeizukommen, da diese ihre Arbeit sehr genau und gut erledigen. Man muss sehr schlau und gerissen sein um sich so einen gutdurchdachten Plan auszudenken. Ich bin meiner Meinung nach weder schlau, noch kann ich gut denken, aber dafür kann ich sehr gut Leute manipulieren und bestechen. Ich kann gut beobachten und mir Sachen gut merken. In der Schule hab ich das meiste immer auswendig gelernt und dafür habe ich meist eine gute Note bekommen.

„Wie ist eigentlich Ihr Name?", frage ich neugierig. Er muss lächeln und scheint sichtlich überrascht zu sein. „Mein Name ist Finn und ich arbeite hier seit einem Monat. Und bitte Samara duze mich doch." Ich lächle auf diese Antwort jedoch nur charmant. Er schaut nachdenklich auf den Boden. Ihn beschäftigt irgendwas nur was? Zu fragen wäre unhöflich. Er ist ja schließlich ein Wärter und arbeitet hier. Ich bin Patient. Warum sollte er mir etwas anvertrauen? Ich muss warten und ihn erst dazu bringen mir zu vertrauen und nichts überstürzen, denn das wäre zu auffällig. Ja, ich habe eine Menge meiner alten Persönlichkeit behalten, jedoch werde ich nie wieder so sein wie ich es einmal war.

Schon wieder sind wir bei einer Metalltür angekommen in der meine Nummer eingraviert ist. Er zieht einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor und schaut mich auffordernd an. Ich seufze „Ich hoffe wir sehen uns morgen wieder." Finn nickt mir nur zustimmend zu und öffnet die Tür zu meiner Zelle. Als ich diese betritt schließt er hinter mir zu.

Wie jeden Tag sitze ich nachdenklich auf meinem Bett und höre aufmerksam den Stimmen, die ich am Gang höre, zu. Was Interessantes sprechen sie jedoch nicht. Natürlich erwarte ich mir von Männern auch nicht, dass sie gerade über die neusten Trends quatschen, aber Neuigkeiten könnten sie doch schon austauschen. Wenigstens irgendwas Interessantes. Das ganze hier macht mich verrückt, wenn ich es nicht schon längst bin. Diese Zeit hier hat mich verändert, sie hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. Als hätte ich eine neue Identität bekommen. Genau so fühlt es sich an. Ich sehne mich nach der Freiheit, doch wann werde ich wirklich frei sein? Wenn mein Plan aufgeht, werde ich in gut einem Monat hier rauskommen, doch was, wenn dieser nicht funktioniert? Wie lange werden die mich hier noch festhalten? Monate, Jahre? Ich weiß es nicht. Doch was ich jedoch weiß, dass ich hier nicht einfach nur still rumsitze und um mein Leben trauere und hier schließlich sterbe. Egal wie lange es dauert, ich werde es hier rausschaffen.

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt