Kapitel 36

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„Was ist eigentlich passiert?", fragt mich plötzlich mein Bruder.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und schaue ihn mit einen fragenden Blick an.

„Deine Haare sind total nass und sehen irgendwie ekelhaft aus.", deutet er mir auf meinen Kopf.

„Achso. Die in der Schule sind wohl nicht so glücklich, dass ich wieder da bin.", murmle ich.

Er nickt bloß nur und starrt wieder in seinen Laptop rein.

Ich bin froh, dass er das Thema nicht weiter eingegangen ist. Reden will ich gerade echt nicht darüber. Schon schlimm genug, dass ich morgen wieder hingehen muss und den Rest der Woche. Was die mir wohl an den anderen Tagen alles antun werden? Ich will gar nicht daran denken.

Am Wochenende werde ich mich wieder auf die Suche nach Luke machen, auch wenn ich eigentlich was anderes vor hatte. Also bezüglich der Suche nach ihm. Aber ich konnte einfach nicht aufhören nach ihm zu suchen. Gerade jetzt nicht, wo ich so einen nahen Hinweis hatte.

Wer weiß, vielleicht werde ich ihn bald finden. Eines weiß ich auf jeden Fall: Wenn ich ihn finden werde, lasse ich ihn nicht mehr gehen.

Am nächsten Morgen, werde ich mit einem mulmigen Gefühl wach. Ist es denn wirklich eine gute Idee dort hin zur Schule zu gehen? Ich will mir gar nicht vorstellen wie lange sie mich noch ärgern werden. Andererseits, genau das wollen sie durch ihre Aktionen bewirken. Das ich von der Schule gehe und diesen Gefallen werde ich ihnen auf gar keinen Fall machen. Also werde ich es wohl durchziehen müssen. Außerdem wollte ich noch ein paar Worte mit Ryan reden, da ich sein Verhalten absolut nicht nachvollziehen kann. Ich habe ihm doch nie etwas getan? Wieso verhält er sich mir gegenüber so?

Fertiggemacht und mit meiner Tasche bereit, stehe ich nun vor dem Spiegel und begutachte mich selbst. Meine weinrote Lederjacke, unter der man ein schwarzes Shirt herauserkennen kann, eine blaue Jeans, kombiniert mit grauen Stiefeln und einem grauen Schal.

Ich habe Angst, das erkennt man an meinem verunsicherten Blick. Obwohl ich mir die letzten Jahre, die ich hier an der Schule war ein dickes Fell zugelegt habe, sodass mich die Meinung anderer nicht mehr so stark treffen kann, aber irgendwie ist das Fell zu dünn. Ich konnte auch nicht damit rechnen, dass die Leute, welche ich früher meine Freunde nannte, mich mal so behandeln werden. Ich habe ja wirklich gar keinen und ich kenne auch keinen der was sich gern mit mir unterhalten würde.

Mein Vater führt mich wieder zur Schule und fragt mich ständig über meinen gestrigen Tag aus. Wie er war. Was wir gemacht haben. Was meine Freunde zu meiner Rückkehr sagten.

„Hast du mit Matthew gesprochen? Und hat sich Ryan gefreut dich wieder zu sehen? Erzähl mir doch mal was von gestern. Du bist so still seit gestern.", meint er.

„Ich habe mit ihnen gesprochen, ja.", nicke ich.

„Und haben sie sich gefreut?"

„Dad, ich möchte einfach nur schnell zur Schule.", zische ich, da ich jetzt echt nicht an gestern denken möchte. Der Tag war schlimm genug.

Ich bin froh, dass mein Vater es versteht, wenn ich nicht reden will und er mich somit in Ruhe lässt.

Bei der Schule angekommen, sehe ich schon von Weitem Matthew der sich mit Katie unterhält. Na toll, jetzt muss ich auch noch bei diesem Idiot vorbei. Gott stehe mir bei! Hoffentlich spricht er mich nicht an. Ich bin schon zufrieden, wenn er mich einfach nicht anspricht.

„Bye Dad!", schreie ich ins Auto und knalle die Tür zu.

Ich gehe jetzt auf das Schulgebäude zu und versuche Blickkontakte zu meiden. Meine rechte Hand umklammert die Öffnung meiner Tasche und ich kann spüren wie mein Herz pumpt. Jetzt höre ich Matthews Stimme, aber ich kann nicht deuten was er gerade sagt.

Plötzlich schubst mich jemand von der Seite, sodass ich beinahe mein Gleichgewicht verliere und umfliege. Doch dem geschieht nicht so. Nun schaue ich Matthew in die Augen, der nicht mehr mit Katie hier steht, sondern allein. Sein Blick ist leer und ich habe absolut keine Ahnung was er von mir will.

„Vic, du lernst auch nie mit oder?", fragt er provokant.

„Matthew, was willst du? Lass mich doch einfach in Ruhe!"

„Ich will dich, Vicky.", klingt er plötzlich sanft und nimmt dabei meine Hand.

Ich zucke weg und schaue ihn fragend an.

„Vergiss es!", ich verdrehe meine Augen und bin gerade dabei zu gehen, da nimmt Matthew erneut meine Hand, sodass ich mich ein letztes Mal zu ihm umdrehe und meine Hand von seiner wegziehe.

„Ich brauch noch Etwas.", gibt er schließlich seufzend zu.


Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt