Ich atme tief ein und erzähle „Ich heiße Victoria. Victoria Peers. Ich wurde in Lancaster geboren, das ist in der Nähe von Washington. Jedenfalls habe ich die Leute wie Mist behandelt. Ich hatte in meiner Schule Freunde, naja sie waren nie wirklich welche da ich sie wie Sklaven behandelte habe und die Lehrer habe ich mit den verschiedensten Dingen erpresst."
Luke unterbricht mich „Samara oder Victoria oder wer auch immer du bist, komm zum Punkt."
„Wenn du mich verstehen willst, lass mich ausreden! Naja jedenfalls hatte ich es in der 9. wieder nicht in Mathe geschafft. Ich dachte ich stehle mir die Unterlagen für die Prüfung, doch ab da lief alles schief. Ich habe mir die Schlaftabletten meiner Mutter geklaut und habe meinem Mathe Lehrer einen Besuch abgestattet. Ich habe mit ihm meine Note besprochen und ihm unauffällig ein paar Tabletten in den Kaffee getan. Ich hatte ja keine Ahnung was ich tue, ich wollte einfach nur durchkommen. Als er dann schlief, habe ich mir die Daten auf einen USB Stick rüber gespielt und bin dann nochmal nachsehen gegangen ob er noch lebt. Und ich schwöre dir, Luke, ich spürte seinen Puls. Ich wäre nicht gegangen, hätte ich keinen Puls gespürt. Doch am nächsten Tag wurde er für tot erklärt. Ich hatte so Schuldgefühle, anscheinend war er gegen irgendwas allergisch in der Tablette. Die Ärzte meinten es war Zufall, aber ich wusste, dass ich Schuld war. Ich hatte solche Schuldgefühle, ich wollte einfach weg. Ich konnte so einfach nicht mehr leben. Also habe ich nach 2 Monaten mit meinen neuen Haaren, einem neuen Reisepass und Ausweis, Geburtsurkunde und dem ganzen, Lancaster verlassen. Ich konnte einfach nicht mit dem Gewissen einen Mann umgebracht zu haben leben. Ich fühlte mich so egoistisch und verlogen, doch ich habe bemerkt, dass ich mich so mein ganzes Leben verhalten habe. Habe meine Freunde belogen, sie benutzt um zu bekommen was ich will. Ich wollte einfach weg also bin ich Richtung Süden gefahren. Mein Ziel war es eigentlich nach Florida zu kommen, doch dann hat mich jemand gekidnappt und mich in diese Scheiß Anstalt genommen. Du bist der erste dem ich das anvertraue und bitte erzähle es keinem weiter."
Mir laufen fließend Tränen von den Wangen und ich muss schniefen. Luke scheint seinen Blick auf den Parkettboden gerichtet zu haben und sagt kein Wort. „Ich kann nicht glauben was du getan hast.", sagt er schließlich und ich kann die Enttäuschung richtig spüren.
„Weißt du Luke, ich hätte es von mir auch nie erwartet. Ich hätte mir auch nie erwartet, dass ich bei meinen Versuch zu flüchten gefangen genommen werde und wie ein Versuchskaninchen behandelt werde. Was ich damit sagen will ist, dass das Leben aufgestapelten Dominosteinen gleicht. Butterfly Effect. Von Handlungen werden andere Handlungen beeinflusst. Hätte ich zum Beispiel mehr mitgelernt, wäre ich nicht in das Haus meines Mathe Lehrers gegangen, er wäre nie gestorben, ich hätte nie Schuldgefühle gehabt und hätte nicht flüchten müssen. Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber glaub mir, wenn ich das könnte, dann wären wir uns nie begegnet. Ich würde gerade jetzt meine Hausaufgaben machen oder mir meine Nägel lackieren, aber so ist es nicht. Es tut mir leid, was ich getan habe und ich werde es nie wieder tun, aber ich kann das nicht ungeschehen machen. Was passiert ist, ist nun mal passiert. Es tut mir so leid."
Ich fühle wie sich nach und nach meine Augen immer mehr mit Tränen füllen, die mir schließlich die Wangen runterrollen. Ich wische mir mit dem Handrücken die Tränen weg und bedecke mit meinen zitternden Händen mein Gesicht. Ich will nicht, dass mich Luke weinen sieht, obwohl er das sicher schon tat. Alle meinen Gefühlen verstärken sich, jetzt wo ich mein größtes Geheimnis laut ausgesprochen habe. Ich höre Luke seufzen. Er spricht noch immer nichts. Ob er das mit Absicht macht?
Ich wende meinen Kopf zu ihm und schaue ihn auffordernd an. Er schaut mich mit einem bemitleidenden Blick an und nimmt mich in den Arm. „Ist schon gut. Aber hör auf zu weinen. Ich hasse es dich so zu sehen." Wow, Luke kann ja wirklich nett sein. Das hätte ich mir von ihm nie gedacht. Wenn ich daran zurückdenke wie egal ihm das war, als ich ihm beichtete, dass ich gehen werde. Später war es ihm dann doch nicht mehr so egal wie es schien. Ich hoffe nur, dass Luke es wirklich keinem erzählt, aber ich glaube ich habe endlich jemanden gefunden, dem ich vertrauen kann.
Ich nicke und versuche mich zu beruhigen, währenddessen nimmt mich Luke in den Arm. Er küsst mich sanft auf den Kopf und streichelt mich am Arm.
„Willst du was essen?", fragt er.
Ich schüttle nur den Kopf.Es ist mir noch immer peinlich was ich getan habe. Ich schäme mich so dafür und dass Luke dies jetzt weiß macht es nicht besser. Ich lege mich ins Bett und schließe meine Augen. Ich versuche alles für einen Moment zu vergessen.
Als ich aufwache ist es bereits sehr hell draußen, wie ich durch den Spalt der Tür erkennen kann. Ich schätze es für 4 Uhr. Ich beschließe zu Luke zu gehen und mit ihm eine Kleinigkeit zu essen. Mit murmelnden Magen gehe ich die Treppen runter in die Küche und sehe wie Luke lümmelnd am Esstisch sitzt und einen Zettel anstarrt. Er sieht weder glücklich noch traurig aus. Sein Blick ist völlig leer. Es sieht aus als hätte er keine Gefühle. Als er mich jedoch bemerkt, steckt er grinsend den Zettel in seine Hosentasche und deutet mit seiner Hand, dass ich mich zu ihm setzen soll.
„Kann ich etwas essen?", frage ich schüchtern. Luke steht auf, schöpft mir etwas Suppe in eine Suppenschüssel und stellt sie vor mich hin. Ich bedanke mich dafür. Es ist als würde Luke plötzlich durch mich hindurch sehen. Als würde er alles von mir wissen, nur weil er dieses eine Geheimnis weiß. Ich fühle mich so durchschaubar und dieses Gefühl ist einfach schrecklich. Gleichzeitig fühle ich mich aber auch befreit, als hätte ich gerade gebeichtet. Mir war klar, dass Luke kein Priester ist, der mich frei von meinen Sünden spricht, aber ich habe es bis jetzt noch keinem erzählt. Nicht einmal mir selbst wollte ich es eingestehen.
„Wie sieht es aus mit einem Rache Plan?", unterbricht Luke plötzlich unsere Stille.
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Nummer 213
HorrorWas würdest du tun, wenn du gefangen wärst? In einer Anstalt, ohne jegliche Ausgänge.. Wenn du ein Geheimnis hättest, weshalb du in diese Anstalt kamst? Samara hat ein Geheimnis, weswegen sie in einer alten Psychiatrie festgehalten wird und ihr mon...