Kapitel 32

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Eine Woche verging und ich versuche mich von den täglichen Gedanken an Luke abzulenken. Ich gehe Laufen, verbringe Zeit mit meinem Bruder oder zeichne um mich auf andere Gedanken zu bringen.

Doch da morgen wieder die Schule für mich anfängt, muss ich langsam beginnen mich wieder darauf einzustellen jeden Tag unter der Woche um 7 Uhr aufzutstehen und den Nachmittag lernen.

Weiters muss ich damit wohl oder übel zu Recht kommen, wie die Leute auf mich reagieren werden. Ich habe früher die Menschen nicht immer fair behandelt, also kann ich mir gut vorstellen, dass mich nicht viele oder gar keine vermisst haben. Es wird sicher schwer werden, aber schließlich will ich einen guten Abschluss machen.


Als mein Wecker zum ersten Mal, seit einer halbe Ewigkeit, um 7 Uhr klingelt, ist es eine richtige Herausforderung aufzustehen. Mein Bett fühlt sich so weich und kuschelig an, dass ich am Liebsten noch den ganzen Tag hier verbringen würde.

Doch dies ist mein erster Tag seit langem und ich möchte nicht zu spät kommen und deshalb einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Ich gehe mich duschen und erledige dann den restlichen Kram, was Schminke und Kleidung betrifft. Für's Frühstück bleibt keine Zeit mehr, aber das ist nicht schlimm. Ich hätte mich vor Aufregung spätestens am Klo in der Schule sowieso übergeben.

Da meine Mom mich noch immer nervt, im Bezug auf dass ich mehr essen sollte, habe ich für ihr Gewissen noch einen Apfel eingepackt und meinte, dass ich mir dort Etwas kaufen würde.

Mein Dad fährt mich in die Schule, weshalb er schon im Auto auf mich wartet. Ich schnappe mir meinen Rucksack, verabschiede mich von meiner Mom und Leon und steige ins Auto.

Während ich mich anschnalle fragt Dad besorgt „Und das ist wirklich okay? Wenn es nicht geht, sag es einfach."

Es ist ja wirklich toll solche fürsorglichen Eltern zu haben, aber es gibt Momente, da nerven sie einfach. DAS ist einer dieser Momente.

Aber da ich nicht undankbar und genervt erscheinen will, sage ich leise „Es ist alles okay."

Dad nickt nur und fährt nun los.

Nach einer Fahrt von höchstens 10 Minuten bin ich auch schon dort. Normalerweise bin ich immer in die Schule gegangen und habe am Schulweg meine Freundinnen Hannah und Katie abgeholt, doch ich schätze, dass wir keine Freundinnen mehr sind.

Ich bedanke mich bei Dad, dass er mich herfuhr und steige mit mulmigem Gefühl im Magen aus. Ich habe Angst was die anderen über mich sagen werden, doch ich muss jetzt diesen ersten Schritt wagen. Irgendwann muss ich sowieso wieder zur Schule gehen und in ein paar Monaten werde ich mich vielleicht an diesen Moment zurückerinnern und über meine Angst lachen. Hoffentlich.

Schon am Weg in die Schule sehe ich Gesichter die mir bekannt vorkommen. Leute, die ich früher manipuliert und ausgelacht habe, kommen mir entgegen.

Ich versuche Blickkontakt zu meiden, indem ich zu Boden schaue, doch dies funktioniert nicht immer.

Zuerst muss ich ins Direktorat um mir meinen Stundenplan abzuholen, nur blöd, dass ich deshalb durch das gesamte Schulgebäude laufen muss. Der Architekt dieser Schule muss sich echt Gedanken gemacht haben, als er dieses Gebäude konstruiert hat.

Ein Glück, dass ich noch keine Menschen sah, die mir früher sehr nah waren. Doch trotzdem konnte ich spüren wie hinter meinem Rücken über mich geredet wurde.

Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht wissen was. Nichts Gutes, das ist klar.

Ich schaue auf mein Handy, um nicht auf die Leute zu schauen. Immer wieder entsperre ich es und schaue auf meinen Facebook Account um einfach irgendwo hinzuschauen.

Als ich eine Nachricht von meinem Bruder bekomme, fällt mir ein Stein vom Herzen.

Hey, alles okay bis jetzt?

Ich schreibe ihm zurück.

Soweit alles gut.

Gleich danach bekomme ich wieder eine Nachricht von ihm.

Du schaffst das!

Zum Bedanken war jetzt keine Zeit mehr, da ich schon vor der Tür des Direktors stand und gerade dabei war anzuklopfen.


Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt