Kapitel 6

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Mein Herz klopft wie wild und meine Hände sind ein wenig feucht. Mit großen Augen schaue ich zur Tür und erkenne, dass Luke der Einbrecher ist. Erleichterung und Wut breiten sich zu Gleich in mir aus und ich stürme zu ihm. „WAS ZUM TEUFEL TUST DU HIER? DAS WAR NIE AUSGEMACHT! WEISST DU EIGENTLICH WELCHEN SCHRECKEN DU MIR EINGEJAGT HAST?!", schreie ich ihn flüsternd an. Er grinst über beide Ohren und meint selbstverliebt „Ach Püppchen. Gib's zu, du bist froh, dass ich hier bin, weil du bis jetzt noch keine Hinweise gefunden hast."

Luke hat Recht, ich bin froh dass er hier ist, denn ich hätte glaub ich wirklich nichts sinnvolles gefunden. Mit meinem Schweigen beantworte ich seine Frage und nun begeben wir uns aufgeteilt an die Suche. Luke sucht im Büro wo ich vorhin schon gesucht hatte, doch wie ich mich kenne genau das wichtige übersehen habe und ich suche im Zimmer nebenan.

Der Raum ist nur mit vielen Kästen, einem Teppich und einem Fenster ausgestattet. Der Oberste hat doch vorher die Mappe von irgendwo entnommen, aber ob in einer solchen Mappen irgendwas Bestimmtes drin stehen würde? Ein Passwort zum Beispiel? Ich durchsuche trotzdem einige Mappen, bis ich schließlich die Personenführung finde, wo sich alle Namen und wichtigen Daten der Personen befinden, die hier festgehalten sind. Sie sind alphabetisch geordnet mit dem Nachnamen. Ich weiß Johns Nachnamen nicht also würde es eine gefühlte Ewigkeit dauern, wenn ich alle durchsuchen würde. Ich blättere trotzdem einmal durch und bin gerade bei dem Buchstaben ‚E' als ich Luke schreien höre „JACKPOT!! OH MANN, SAMARA KOMM SCHNELL!" Nach seinem Ton zu beurteilen hat er etwas Brauchbares gefunden. Ich renne zu ihm und finde ihn mit einer Zigarettenschachtel vor.

„Weißt du wie wertvoll die sind? Das ist pures Gold was der raucht! Ich sag es dir! Oh mein Gott, ich muss unbedingt eine haben!" Genervt verdrehe ich meine Augen und erinnere ihn „Wir sind hier um nach Sachen zu suchen, die uns hier rausbringen könnten und nicht nach Zigaretten. Leg sie weg." Darauf schaut mich Luke mit einem Schmollmund an und fragt leise „Aber nur eine.." „NEIN!", antworte ich und reiße sie ihm aus der Hand um sie in die Schublade zurückzugeben. Ich schaue mich einen Moment lang um und frage Luke „Hast du sonst nichts gefunden?" Er muss kurz überlegen bis er dann sagt „Nein, bis auf den Schlüssel, der in die Tür zum Ausgang reinpasst." Ich werfe ihm einen ungläubigen Blick zu, da ich seinen Sarkasmus verstehe. „Nein natürlich nicht. Denkst du etwa der hat hier irgendwas versteckt ohne es wegzuschließen?", meint er noch darauf.

Wegschließen. Ich hab's! Schnell renne ich zurück in dem Raum nebenan und Luke folgt mir natürlich. Ich zeige auf einen Kasten weiter oben, der verschlossen ist. „Denkst du, hier ist etwas drin, das uns weiterhelfen könnte?", fragt Luke unsicher. „Ganz sicher sogar, nur wo ist der Schlüssel? Wo hast du immer deinen Schlüssel, den du nie verlieren willst?"

Wir denken kurz nach bis wir plötzlich wie aus einem Mund „Na in der Jackentasche!" schreien. Luke und ich rennen in den Raum mit dem Schreibtisch zurück und durchsuchen den Anzug des Obersten nach Schlüsseln und aha! Luke schüttelt mit dem Schlüssel grinsend vor meinem Gesicht herum und schon kommen wir wieder bei dem Kasten an. Der Schlüssel passt und nach kurzem hin und her drehen geht er auf.

Darin finden wir aber nur langweilige Dokumente vor. „Alles war umsonst!", verzweifle ich und wedle dabei mit meinen Armen in der Luft herum. Luke der sich die Dokumente genauer ansieht flüstert „Samara! Komm schnell! Durchsuche die Dokumente, darin könnte ein Passwort oder so etwas in der Art sein. Wenn du eines findest versuche es dir so gut wie möglich einzuprägen, hast du verstanden?"

Er redet schnell und ich mache mir langsam Sorgen er bekäme bald keine Luft mehr, dennoch nicke ich schweigend vor mich hin. Luke greift mir darauf mit beiden Händen auf meine Wangen und sieht mich nun ernst an „Das könnte uns hier rausbringen! Also hast du wirklich verstanden? Ich bring dich hier raus! Versprochen." Ich sehe mich in seinen braunen Augen und könnte glatt darin versinken, so schön wie diese sind. „Ja, ich hab's verstanden. Kann ich jetzt suchen?", sage ich genervt.

Ich nehme mir eine der vielen Mappen und schaue sie oberflächlich durch. Von Kontonummern, hinweg zu Bankbelegen finde ich eine Nummer die dieser ähnelt, die in meiner Zelle eingraviert ist. „Luke, guck mal. Genau diese Nummer ist in meinem Zimmer eingeritzt worden. Du weißt schon, die von der ich dir erzählt habe."

Luke reißt mir die Mappe aus der Hand und schaut sie sich genauer an. Nachdenklich sieht er sie an. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung mit so nem Scheiß. Ich weiß nicht was das soll aber wichtig sein kann sie auf jeden Fall! Such nach einer anderen Nummer, denn diese musst du dir nicht merken, da sie ja in deinem Zimmer eingeritzt ist." Ich blättere einige Seiten, doch von einer Nummer war keine Spur mehr. „Ich geb's auf!" Ich schmeiße die Mappe zurück in den Kasten und setze mich auf den Boden. Ich umschlinge mit meinen Händen meine Knie und vergrabe so mein Gesicht in meine Beine. Luke setzt sich kurz darauf zu mir und legt mir seine Hand auf den Rücken. „Hey Püppchen, wir schaffen es hier raus! Ich verspreche es dir.", sagt er sanft. „Das sagst du nur um mich zu beruhigen.", murmelte ich in meine Beine rein. Ich stehe auf und gehe in dem Raum auf und ab. „Wir wissen noch nicht einmal wo wir sind! Geschweige denn was wir tun sollen um hier rauszukommen! Also bitte versuche nicht mich zu beruhigen.", fauche ich nun Luke an. Diese jedoch starrt verdutzt in den Kasten. „Wenn ich dich schon angehe, dann erwarte ich wenigstens eine Antwort."

„Sa-Samara, da-das musst du dir ansehen!", bringt er stotternd aus seinem Mund. Er zieht einen Autoschlüssel raus wo 'Porsche' in Großbuchstaben oben steht. Ich verdrehe die Augen und meine „Du bist so egoistisch! Genau dasselbe wie mit den Zigaretten! Toll, du hast einen Autoschlüssel gefunden und was wi-" „Samara, dieser Autoschlüssel könnte unsere Rettung sein. Wenn wir es nach draußen schaffen würden, hätten wir wahrscheinlich keinen blassen Schimmer wo wir sind. Mit diesem Auto wären wir schneller und wir könnten es schaffen wohin zu flüchten wo sie uns nicht finden. Aber ich brauch deine Hilfe und dein vollstes Vertrauen, verstanden? Wir müssen noch heute Nacht hier raus, sonst werden wir auffliegen."

Habe ich irgendwas nicht mitbekommen oder von was redet er? Ich werfe ihm einen missverstandenen Blick zu den er versteht. „Dann erkläre ich es eben nochmal für die Dummen. Wir kö-" Noch bevor er weitersprechen kann fahre ich ihm ins Wort „Luke ich bin nicht dumm und zufällig auch nicht dein Schoßhündchen. Ich mach nicht Sitz wenn du mir das befielst und das werde ich nicht tun also wenn du mir sagst wir hauen heute ab, sag ich nein ich will nicht. Ich hätte mich auf das ganze hier nicht einlassen sollen.", schreie ich ihn an und hau dabei die ganzen Mappen auf den Boden. Ich stampfe zur Tür und greife auf den kalten Türgriff. „Viel Glück, Luke.", sage ich sarkastisch und gehe zurück in meine Zelle. Zum Glück hat mich keiner bemerkt, sonst wäre ich glaub ich schon tot.

Heute Morgen habe ich beschlossen frühstücken zu gehen, da ich gestern sehr verärgert und deprimiert ins Bett ging und ich Nahrung brauche. Finn begleitet mich und erzählt mir wie jeden Tag irgendeine lahme Story aus seinem beschissenen lahmen Leben, was mich eh nie wirklich interessiert und worauf ich eh nur immer nett nicke um nicht unhöflich zu wirken. Völlig müde gehe ich den Gang entlang, bis Finn plötzlich etwas von Luke brabbelt. Wenigstens kommt einmal was Vernünftiges aus seinem Mund.

Ich bleibe stehen und frage aufgeregt „Warte, hast du gerade von Luke geredet?" Er schaut mich lachend an und antwortet „Na ich rede schon die ganze Zeit von Luke, der Junge, den du beim Rauchen gesehen hast. Er wird vermisst und in seinem Zimmer ist er auch nicht. Vielleicht wird er ja beim Frühstück gefunden, aber das befürchte ich nicht. Naja jedenfalls habe ich ihn gestern vollkommen fertig unten im Flur erwischt und naja du weißt ja wie ich bin, ich habe ihn natürlich nicht bestraft und ihn nur zurück in sein Zimmer gebracht und da bat er mich, dir etwas auszurichten. Er meinte, die Zeichnungen die er gemalt hat, sind für dich und du sollst sie dir ansehen. Verstehst du was er meint?"

Ich hebe meinen Kopf und frage nervös „Und wo sind diese Zeichnungen?" Finn schüttelt ahnungslos den Kopf und meint „Die haben sie bis jetzt in seinem Zimmer nicht gefunden. Der Typ ist doch komisch. Zuerst meint er die Zeichnungen sind für dich und dann hat er nicht mal welche." Ich seufze und setze meinen Weg zum Speisesaal fort.

Dann hat er es anscheinend geschafft. Wow. Respekt. Er chillt wahrscheinlich gerade irgendwo in South Carolina an der Küste, gönnt sich ein kühles Bier und lässt sich sonnen. Seine Aufenthaltszeit hier war kürzer als meine, doch trotzdem ist er schneller draußen, das nenne ich mal Glück. Ich werfe mir nicht vor, nicht mitgemacht haben bei seinem Plan. Ich habe ihn nie wirklich vertraut also hätte ich es an diesem Abend genauso wenig getan.

„Hallo Samara.", ertönt eine männliche Stimme gegenüber von mir. Meine Augen werden größer und pure Wut steigt in mir hoch. „John."

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt