Kapitel 38

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Ich bekomme Gänsehaut und traue mich nicht mal richtig zu sehen, aus Angst enttäuscht zu sein, wenn ich es tue.

Ist er es wirklich? Kann er es wirklich sein??

Endlich überwinde ich mich und blicke auf meine linke Seite. Ich sehe Luke an. Wie er lässig auf der Bank sitzt und mich schief angrinst. Als wäre nie etwas gewesen. Als wäre er nie weggewesen. Er trägt ein graues Shirt, darüber trägt er eine schwarze Jacke und eine dunkle, zerrissene Jeans.

Seine dunkelgrünen Augen schauen in meine, was mein Herz zum schmelzen bringt. Ich spüre wie meine Nase anfängt zu kitzeln und sich meine Augen mit Tränen füllen.

„Luke?", hauchte ich, weil ich mein Glück kaum fassen kann.

Mit meinem Daumen wische ich mir eine Träne weg.

„Hey Baby.", lächelt er mich an.

Ich kann es nicht glauben, dass er wirklich vor mir sitzt. Sofort stürze ich mich auf ihn und umarme ihn. Ich spüre seine Wärme und seinen Herzschlag, was mich glücklich macht.

„Ich habe dich vermisst.", flüstert er, während unserer Umarmung.

Ich bin noch immer am Weinen und beruhige mich langsam.

Nachdem wir uns von unserer Umarmung gelöst haben, fragt er „Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber es ging nicht anders. Verzeihst du mir?"

„Wie könnte ich dir denn nicht verzeihen?", schüttle ich den Kopf.

Ich kann nicht anders und presse meine Lippen an seine, was ihm keinesfalls stört. Meine Hände durchfahren seine Haare und ich habe mich noch nie glücklicher gefühlt.

„Das habe ich auch vermisst.", lacht er.

„Wo warst du so lange?", will ich nun endlich wissen.

Sein fröhlicher Gesichtsausdruck ist plötzlich weg und wird ernst. Er schaut mir nicht mehr in die Augen und schweigt.

„Alles okay?", frage ich und drehe seinen Kopf zu mir.

„Jetzt schon.", sagt er und nimmt meine Hand.

„Wieso hast du dich nie gemeldet? Ich habe dich so vermisst, Luke! Ich dachte... Ich dachte du wärst tot.", stottere ich.

Er dreht sich von mir weg und flüstert „Vic, das ist kein guter Zeitpunkt darüber zu reden. Ich will jetzt einfach viel Zeit mit dir nachholen."

„Versprichst du mir, dass du mich nie wieder allein lässt ohne zu wissen wo du bist, wie es dir geht oder ob du lebst? Bitte.", flehe ich ihn an.

Er zögert und beißt seine Zähne zusammen, doch schließlich antwortet er mir „Ich verspreche es dir."

Ich kuschele mich an seinem warmen Körper und versuche zu realisieren, dass ich nicht träume. Er ist wirklich bei mir und lebt. Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Hals. Ich spüre seine Wärme. Ich beobachte ihn, wie er ins Leere starrt. Zu gern würde ich jetzt wissen was er gerade denkt. 


Da mein Bruder ihn sofort in sein Herz geschlossen hat und ich meine Eltern doch dazu überreden konnte, schläft Luke für die erste Zeit bei mir. Später würde er sich nach einem Job und einer billigen Wohnung umsehen, besprachen wir. Wobei sich Luke komisch benahm. Er verhielt sich so abwesend. Nicht wirklich interessiert an der ganzen Sache. Als hätte er Etwas anders im Kopf. Nur was?


„Okay, Luke, was ist passiert nachdem ich dich allein ließ mit denen?", spreche ich ihn erneut darauf an.

Luke seufzt und fährt sich durch seine Haare. Er kuschelt sich näher an mich und meint „Können wir nicht morgen drüber reden?"

„Ich möchte wissen wieso du dich so benimmst."

„Wie benehme ich mich denn?"

„Abwesend."

„Es ist eine menge Scheiße passiert. Die Sachen muss ich erst mal verdauen. Ich kann jetzt echt nicht darüber reden.", versucht er sich rauszureden.

Ich glaub's nicht. Nach allem was passiert ist und nach allem was ich für ihn getan habe, kann er mir nicht einmal erklären was passiert ist? Er ist mir eine Erklärung schuldig. 

„Ist schon okay.", sage ich und drücke ihn von mir weg. Ich stehe auf und nehme mir meine Bettdecke und Polster und gehe zu dem Sofa am anderen Ende meines Zimmers. 

„Ist das dein Ernst?", fragt er ungläubig.

„Sieht wohl so aus. Ich gehe schlafen. Gute Nacht."

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt