Kapitel 7

146 13 0
                                    

Das Frühstück hätte mir sowieso nicht geschmeckt, deswegen lasse ich es - wie jeden Tag - aus. Auf den Weg in meine Zelle versuchte ich Lukes Zimmer zu finden mit der Nummer 530. Die Nummer hat mir Finn gesagt. Leise schleiche ich durch den Gang auf dem kalten Gesteinsboden. 527. 528. 529. 530. Wie meine Tür ist seine auch eine Metalltür und ebenfalls wie meine Tür lässt sie sich nur von außen öffnen, weshalb es hier auch keine Schlüssel gibt. Ich öffne die Tür so weit es geht und betrete dann sein Zimmer.

Wow, was für ein Zufall, sein Zimmer sieht genauso aus wie meines. Also die Architekten von diesem Gebäude mussten wahrscheinlich ihre ganze Freizeit für diese Ausstattung verschwendet haben und ihre ganze Kreativität hier reingesteckt haben. Natürlich liegt hier nicht einfach so etwas herum. Ich denke, jeder hat hier sein eigenes Versteck. Zuerst schaue ich unters Bett - nichts. Wäre auch zu einfach gewesen. Vielleicht in der Schublade, doch hier finde ich nur ein Feuerzeug, welches auch noch kaputt ist. Als nächstes schaue ich unter der Matratze, doch dort finde ich auch nichts vor. Ich durchschüttle den Kopfpolster um zu sehen ob er hier etwas versteckt hat, doch erneut ohne Erfolg. Mit meinen Händen gleite ich die Wand entlang, denn vielleicht hatte er auch ein Geheimversteck in der Wand, so wie ich meines unter dem Bett habe. Schon wieder ohne Erfolg.

Ich lehne mich nachdenklich an den Tisch an, der im Zentrum des Zimmers steht. Wo könnte er die Zeichnungen denn versteckt haben, wenn nicht in seinem Zimmer? Vielleicht im Aufenthaltsraum oder im Büro des Obersten. Es wäre so vieles möglich. Ausversehen gleitet der Tisch plötzlich weg, denn groß war er nun mal nicht und schwer schon gar nicht. Ich setze mich auf den Boden und lehne mich mit meinem Kopf an den Tisch an.

Wenn ich Luke wäre, wo würde ich die Zeichnungen verstecken? Wieso müssen Jungs, denn immer nur so kompliziert sein? Hätte er es nicht einfach unter seinem Bett verstecken können oder im Kopfpolster meinetwegen. So ein großes Geheimnis kann das ja nicht sein. Er zeichnet immerhin nur Wände und den ganzen Kram. Vielleicht hat er sie ja auch mitgenommen und Finn nur angelogen. Langsam bereue ich es, dass ich ihm nicht vertraute. Ich will hier endlich raus. Und mit raus meine ich nicht nur kurz raus in den Hof um eine zu Rauchen, damit meine ich raus in die Freiheit. Nicht mehr ständig in Angst leben müssen, dass man stirbt und einfach leben. Nicht ständig in Angst leben, weil man nicht weiß was die Konsequenzen eines Medikaments sind, das man gespritzt bekommt. Ein paar Tränen kullern mir die Wange hinab. Ich lege meinen Kopf schief und im Augenwinkel kann ich über mir etwas sehen. Als ich genauer hinblicke war es eine Mappe mit der Aufschrift ‚Eigentum von Luke Bennet'. Die Mappe ist mit zwei Klebestreifen befestigt, welche ich leicht runterreißen kann. Mit meinem Handrücken wische ich mir die Tränen weg und mache mich mit der Mappe in der Hand auf den Weg in meine Zelle.

Das erste Bild das ich sehe und ganz oben liegt, kenne ich schon. Das Bild hatte er im Aufenthaltsraum gezeichnet. Auf dem zweiten Bild erkenne ich mich selbst. Ebenfalls auf dem dritten und auf den vierten Bild. Jeweils von verschiedenen Proportionen. Sie sehen toll aus. Die letzten Bilder sind wieder Räume. Als ich sie mir alle genau ansehe kann ich Zahlen darin entdecken. Nicht gut, aber doch sehe ich sie. Auf jedem Bild stehen zwei Zahlen. 22-79-54-15-00-97-98. Was soll das bedeuten? Soll das auf eine kranke weise eine ‚Ich hinterlasse dir meine Handynummer, auch wenn ich weiß, dass du dort kein Handy hast. Ruf mich an, wenn du's nach draußen geschafft hast.'- Nummer sein? Aber so lange ist keine Nummer. Vielleicht ist es das Passwort, mit welchem man es hier rausschafft. Einen Versuch ist es wert es auszuprobieren, auch wenn es die Chance erhöht getötet zu werden. Wenn ich ihn gestern schon nicht vertraut habe, sollte ich es wenigstens jetzt tun, denn immerhin hat er es auch herausgeschafft.

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt