Kapitel 13

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Habe ich gerade richtig gehört? Rache? Ist es das worauf Luke aus ist? Gut, ich hab mich mit dieser Irrenanstalt auch nicht gerade angefreundet, aber ich dachte wir überlassen das der Polizei. Ich will nichts Falsches tun oder erneut ein Menschenleben nehmen. Dazu bin ich zu schwach und habe zu sehr Angst.

„Meinst du das ernst?", murmle ich während ich meine Suppe schlürfe.

„Na klar mein ich das ernst. Denk mal nach was sie mit uns gemacht haben. Das war Freiheitsberaubung und Gefangenschaft. Ich lasse das nicht einfach auf mir liegen. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du nicht auf Rache aus bist?"

Diese Menschen gehören bestraft, da hat Luke vollkommen Recht. Schließlich war ich dort ein halbes Jahr lang gefangen. Ich wurde gefoltert, geschlagen und mir wurde jedes Monat eine Spritze gegeben. Das ist doch nicht normal.

„Was muss ich tun?", frage ich entschlossen.

Luke scheint sich zu freuen, dass ich dabei bin. „Also, ich habe mir überlegt, dass wir in einer Woche oder so den Plan durchführen. Ich habe noch alte Waffen und kann mich in das Computersystem reinhacken, das habe ich gelernt. Somit könnte ich eventuell die Türen von innen öffnen und den architektonischen Plan vom Gebäude herausfinden. Du musst mich nur decken und jemanden abknallen, falls uns jemand in die Quere kommt."

Ach ich muss nur jemanden abknallen. Ist ja nicht schlimm. „Luke, ich schieße bestimmt auf niemanden. Ich kann das einfach nicht." Luke stöhnt theatralisch „Püppchen, dann tu doch einfach so als ob du jeden Moment schießen würdest, aber falls er ebenfalls eine Waffe hat und abdrückt, kann ich nichts tun, da ich mit etwas anderes beschäftigt sein werde. Ich werde auf dich aufpassen. Ich verspreche es dir." Wieso klingen diese Worte so vertraut? Wieso glaube ich ihm, dass mir nichts passieren wird? Wieso vertraue ich ihm mein Leben an? „Gut, ich mache mit.", beschließe ich. Luke grinst über beide Ohren und kommt zu mir um mir einen Kuss zu geben.

Und schon wieder breitet sich das Gefühl von Glück in meinem Körper aus. Mir wird warm und ich fühle mich plötzlich als könnte mir keiner den Tag vermiesen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Es fühlt sich einfach so gut an. Aber ich kann einfach nicht in ihn verliebt sein. Wenn man jemanden liebt ist man schwach. Dieser jemand kann dich nämlich zum glücklichsten Menschen der Welt machen, doch ebenfalls kann er dich sehr verletzen. Jemanden zu lieben erfordert Mut. Diesem Menschen sein Leben anzuvertrauen. Vielleicht ist das der Grund weshalb ich noch nie eine ernste Beziehung hatte. Ich hatte nie den Mut jemanden so zu vertrauen, dass ich ihn meine Schwächen zeige und er sie trotzdem nicht ausnützt. Warum fühlt es sich bei Luke so gut an? Wieso denke ich, ich könnte einen Jungen vertrauen, den ich gerade mal seit einem Monat kenne. Von dem ich nicht mal weiß, wieso er hierher gebracht wurde. Geschweige denn ob er Geschwister hat oder Haustiere.

Am Abend vergrabe ich mich wieder in meinem Bett und denke nach. Über das alles hier. Wie es weitergehen soll. Mich würde es interessieren wie es meiner Familie geht. Meinem kleinen Bruder, den ich so schrecklich vermisse. Meiner Mutter und meinem Vater. Ich habe sie immer so mies behandelt und habe nicht geschätzt wie sie damals immer für mich da waren und mir beistanden. Ich bereue es. Meine alte Persönlichkeit. Wie wird es wohl werden, wenn ich wieder zuhause bin? Oder sogar wieder zur Schule gehe? Ich kann mir die arroganten und verwunderten Blicke schon vorstellen.

„Hey, kann ich mich zu dir legen?", klopft Luke an meiner Tür. Ich nicke und schon kuschelt sich Luke zu mir ins Bett. Er legt einen Arm um mich und starrt in die Leere. Das macht er oft. Ihm beschäftigt etwas, das merke ich. Nur was?

„Was denkst du?", frage ich schüchtern. „Ich habe mich nur gefragt ob der Plan auch funktionieren wird. Sonst nichts, keine Sorge.", beruhigt er mich. „Erzähl mir etwas. Etwas Persönliches!", fordert er mich auf. Ich muss kurz überlegen. Mein Leben war nicht langweilig, ich habe oft totalen Blödsinn gemacht, aber wirklich etwas Persönliches ist an den Geschichten nicht dabei.

„In Lancaster, wo ich wohnte oder wohne, gab es einen Park indem ein nicht fertiges Papillon stand. Ich war dort sehr oft um mal von allen Sachen abzuschalten. Ob man es glaubt oder nicht, aber ich war dort fast immer als es regnete. Es hatte etwas an sich. Dem Regen zuzuhören und wie gut es roch. Ich habe bis jetzt noch keinem von dem erzählt. Nicht mal meine Eltern wissen wo ich mich immer herumgetrieben habe.", lächle ich.

Er hört wie gebannt auf meine Worte, als würde ich ihm die schönste Geschichte vorlesen die er je gehört hat. „Klingt schön. Fahren wir dort mal hin?"

Habe ich gerade richtig gehört? Ich setze mich aufrecht hin und schaue ihn überrascht an. „Willst du wirklich?" „Naja nur wenn es keine Umstände macht. Ich besonders würde es bevorzugen an einem warmen sicheren Ort zu sein, wenn es gewittert und nicht in einem mit Holzgebauten Papillon zu sitzen. Nichts für ungut Püppchen, das ist nichts für mich.", sagt er arrogant und zeigt mir die kalte Schulter. Wie hätte ich es denn anders erwarten sollen? Er wird sich nicht für mich ändern, so etwas passiert nur in Filmen oder Büchern, aber nicht im echten Leben. Er ist und bleibt ein arrogantes, egoistisches, aber heißes Arschloch. Langsam kotzt mich seine Art echt an. In dem einen Moment gibt er sich für den nettesten und verständnisvollsten Menschen aus und in dem anderen Moment könnte ich ihm einfach nur ins Gesicht spucken. Ich meine, will er jemanden etwas beweisen? Ich verstehe ihn einfach nicht.

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt