„Ich habe eine Überraschung für dich. Ich hol dich, wenn ich fertig damit bin, gut? Du kannst in der Zwischenzeit lesen oder irgendwas anderes machen.", meint er.
Eine Überraschung? Ich nicke strahlend und laufe rauf in mein Zimmer. Dabei bemerke ich, dass ich in diesem Zimmer keine Bücher mehr interessant finde oder ich einige davon schon fertiggelesen habe. Also gehe ich rüber in Lukes Zimmer und schaue in seinem Bücherregal. Dieses ist noch größer als das in meinem Zimmer und geht rauf bis zur Decke. Klar erreiche ich die obersten Bücher nicht, deshalb suche ich in meiner Augenhöhe nach etwas was mir zuspricht.
Nach ein paar Büchern ziehe ich ein altes verstaubtes dünnes Buch aus dem Regal und siehe es mir genauer an. Sein Umschlag ist schwarz und darauf steht in verschnörkelnder Schrift Das Leben ist unberechenbar. Ich kenne das Buch. Wir mussten es in der Schule lesen und komischer Weise tat ich dies auch. Es war jetzt nicht besonders spannend, aber irgendwas hatte das Buch. Es ist schon sehr alt. Die Geschichte spielt im 2. Weltkrieg und handelt um eine Liebesgeschichte zwischen einem Soldaten und einer einfachen Hausfrau. Sie haben sich kennengelernt und haben sich ineinander verliebt wie in jeder Geschichte, doch schon relativ am Schluss bekam er einen Brief, dass er in den Dienst muss und kämpfen muss. Das Buch endet somit. Es wird nicht festgestellt, ob er zu ihr zurückkehrte oder bis in seinen Tod kämpfte, was ich bis heute nicht verstehe.
Nachdem ich schon fast wieder die Hälfte des Buches gelesen habe und es bereits schon dunkel ist, ruft mich Luke „Vic, komm jetzt!" Also laufe ich aufgeregt die Stufen zu ihm runter. Er nimmt meine Hand und geht vor. Wir gehen in den Garten und als wir dort angekommen sind, lässt er meine Hand kurz los um das Licht in der Küche abzudrehen. Als es plötzlich hinter mir ganz dunkel wird, sehe ich gar nichts mehr, da sich meine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen. Doch nach nur wenigen Sekunden kann ich auch schon ein kleines Lichtlein etwas weiter weg entdecken. Ich nehme Lukes Hand und folge dem Weg zu dem Licht. Dort angekommen sehe ich zwei Decken auf dem Gras, eine Kerze in der Mitte und eine Weinflasche mit zwei Gläsern neben der Kerze stehen. Es sind normale Gläser, keine Weingläser, bemerke ich.
Ich setze mich auf eine von den Decken und meine „Luke, das ist wunderschön!" Luke, der uns gerade Wein in die Gläser einschenkt nickt zustimmend und überreicht mir anschließend mein Glas Wein. Er pustet die Kerze aus und setzt sich neben mich. Jetzt, da das Licht ganz aus ist, kann man die Sterne sehen, so dunkel ist es. Es sieht irgendwie magisch aus. Ich mache ein paar Schlucke von meinem Wein und lege mich auf die Decke. Der Sternenhimmel über mir ist wunderschön und es kommt mir so vor als würde ich zum ersten Mal die hellleuchtenden Sterne wahrnehmen. Vielleicht ist es das, was wir mal alle machen hätten sollen um den ganzen Stress zu vergessen. Uns einfach ins Gras legen und den Himmel anstarren. Vielleicht sollten wir besser im Moment leben und uns nicht andauernd fertigmachen was wir nicht noch alles zu erledigen brauchen. Um uns nicht mal beim Entspannen Ruhe zu gönnen. Vielleicht sind deshalb die Kinder immer so gut drauf. Weil sie sich einfach auf den Moment konzentrieren und nicht immer vorausdenken was sie nicht noch alles zu tun haben. Wir sollten uns ein Beispiel an Kinder nehmen, die immer Spaß haben und dabei an nichts anderes denken. Die Welt um uns vergessen. Vergessen, dass man sich rächen muss. Vergessen, dass man gesucht wurde. Einfach alles für einen Moment vergessen.
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Nummer 213
TerrorWas würdest du tun, wenn du gefangen wärst? In einer Anstalt, ohne jegliche Ausgänge.. Wenn du ein Geheimnis hättest, weshalb du in diese Anstalt kamst? Samara hat ein Geheimnis, weswegen sie in einer alten Psychiatrie festgehalten wird und ihr mon...