Kapitel 30

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Auf dem Weg dort hin, versuche ich alle meine Gedanken zu ordnen. Im Moment herrscht nämlich totales Chaos in meinem Kopf.

Die ganze Sache mit Luke, der Klinik, in der ich war und alles andere. Was ich meinen Eltern gerade antue ist noch schlimmer, aber ich habe vor nicht lange zu bleiben. Falls ich Hinweise finden werde, bleibe ich länger und falls nicht, dann werde ich höchstens eine Nacht bleiben.

Dort angekommen, suche ich unter der Fußmatte nach dem Schlüssel um danach die Tür aufzusperren. In der Hoffnung auf ein warmes Stübchen überrascht mich aber eine kühle Luft.

Meine Winterjacke muss ich wohl anlassen. Es hat sich nichts verändert seit dem letztem Mal, als ich hier war. Alles sieht so leer und lieblos aus. Ein Glück, dass ich eine Taschenlampe mit habe, denn ohne sie wäre ich wahrscheinlich aufgeschmissen.

Ich betrete Lukes Zimmer, doch das einzige was ich vorfand ist ein ungemachtes Bett, in dem ich vor zirka einen Monat übernachtete.

Nichts hat sich verändert. Keine Spur von ihm.

Aus lauter Frust und Trauer vergrabe ich mich in seinem Bett und mache die Taschenlampe aus. Es ist stockdunkel und ich schließe meine Augen.

Wie konnte es so weit kommen, dass ich so verrückt danach bin ihn zu finden? Allmählich denke ich daran, dass es sinnlos nach ihm zu suchen, weil ich ihn vielleicht gar nicht finden werde.

Mir kommen die Tränen, doch das ist mir egal. Viel wichtiger ist, dass ich es immerhin versucht habe und zwar so sehr, dass ich sogar meine eigene Familie vernachlässige und sie dazu bringe sich Sorgen zu machen und alles nur wegen einem kleinen Fehler.

Die Sonne blendet mich in meinem Gesicht und ich werde allmählich wach. Es fällt mir schwer aus dem Bett zu kommen und noch schwerer wird es mir fallen nach Hause zu fahren und mit der ganzen Sache versuchen abzuschließen. Falls ich es überhaupt kann.

Ich gehe ins Badezimmer um mir mein Gesicht zu waschen. Dabei ziehe ich mir die Jacke aus und sofort spüre ich meine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Mit dem kalten Wasser befeuchte ich mein Gesicht und trockne es anschließend mit dem danebenliegenden Handtuch ab.

Ich schaue mich in den Spiegel. Meine blasse Haut, meine trockenen Lippen und meinen schon fast zu dünnen Körperbau. Ich erkenne mich fast nicht wieder. Das letzte Mal, dass ich so schlimm aussah war in der Klinik. In meinen Augen spiegelt sich Angst und Trauer. All das, was Luke anscheinend wegbrachte. Durch ihn habe ich gestrahlt. Doch was jetzt noch bleibt, ist nicht mal annährend der Schatten meines damaligen Lächelns.

Ein lauter Knall von unten lässt mich zusammenzucken. Es hört sich an, als ob etwas zu Boden gefallen ist. Mein Herz fängt an zu rasen und meine Hände beginnen zu schwitzen.

„Hallo?", schreie ich.

Mit langsamen Schritten begebe ich mich zu den Treppen und bleibe kurz stehen, um auf eine Antwort zu warten.

„Ist da jemand? Hallo?", schreie ich erneut, doch wieder kommt keine Antwort.


Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt