Kapitel 24

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„Mom, Dad, kommt schnell.", schreit er ins Haus.
„Ich hab dich so vermisst!", weine ich und falle ihn um den Hals.
„Du hast uns auch gefehlt.", höre ich ihn schluchzen.
Kurz darauf erscheinen Mom und Dad vor mir, weshalb ich noch mehr weinen muss. Ich habe alle so schrecklich vermisst.
„Oh Gott, Schätzchen. Wie abgemagert du geworden bist. Aber komm doch erst mal her. Lass dich drücken. Wir dachten, wir sehen dich nie wieder.", sagt meine Mom und nimmt mich in den Arm. Dad drückt mich auch kurz und darauf gehen wir in die Küche. Ich sehe wie sie mit den Tränen kämpfen müssen.

Ich sehe unseren Esstisch, der mit 3 Tellern gedeckt ist auf dem je eine Semmel mit Butter oder sonstigem oben ist. „Wir hatten ja keine Ahnung, dass du lebst. Aber setz dich erst mal. Ich mach dir Pancakes. Die isst du doch so gern oder?", sagt Mom und streichelt mir dabei über den Rücken.

„Mom, das ist echt lieb gemeint, aber ich habe zurzeit keinen Hunger.", meine ich dankbar. Und auch wenn ich Hunger habe, werde ich mir einfach eine Semmel mit Butter beschmieren, aber meine Mom muss sich nicht extra in die Küche stellen.

„Kann ich auf mein Zimmer gehen?", frage ich meine Eltern. Sie schauen sich gegenseitig an und antworten dann wie aus einem Mund „Ja klar, Schätzchen." Weshalb ich schmunzeln muss.

Endlich liege ich wieder in meinen Bett mit meinen rosa Bettbezug und dem weißen Kuschelpolster, den ich früher immer zum Einschlafen brauchte. Ich bin froh, dass meine Eltern nie die Hoffnung aufgaben und mein Zimmer nicht leerräumten.

Jemand klopft an der Tür und kurz darauf erscheint mein Dad bei meiner Tür. „Darf ich reinkommen?"

„Ja, setz dich."

„Wie geht es dir?", fragt er beunruhigt.
Ich seufze und meine „Gut." Lüge. Ich bin froh, dass ich wieder bei meiner Familie bin, aber die Schuldgefühle gegenüber von Luke quälen mich. Ich will es meiner Familie nicht noch schwerer machen indem ich ihnen von meinen wahren Gefühlen erzähle, also lüge ich.

Dad verzieht sein Gesicht und fährt mir durch meine Haare. „Ich weiß, dass du stark bist, Vicky. Du überwindest das was du gerade durchmachst, auch wenn du es nicht zugeben willst."
Er war der einzige der mich immer verstand und der weiß was ich fühle, auch wenn ich versuche meine Gefühle zu verbergen, deshalb bin ich nicht verwundert über seine Worte. Ich nicke ihn lächelnd an.

„Wenn du willst, fahre ich morgen mit dir dein neues Handy kaufen.", schlägt er vor. „Ja ich fahre gerne mit.", nehme ich sein Angebot an.

„Du musst um 3 Uhr bei der Polizei sein und aussagen. Sie werden dir anschließend noch ein paar Fragen stellen. Bekommst du das hin oder soll ich das ganze auf morgen verschieben?"

„Dad, ich bekomme das schon hin, keine Sorge.", sage ich lachend, weil mein Vater so fürsorglich ist.

Nach meiner Aussage frage ich den Polizisten neugierig „Ein Freund von mir wurde dort gefangen genommen, könnte ich ihn vielleicht sehen? Irgendwann, es muss nicht heute sein."

Der Polizist lächelt und meint „Ah, das habe ich mir schon gedacht. Sie sind derzeit in Toronto, aber wir werden das schon hinbekommen, dass du ihn besuchen kannst, keine Sorge. Wir haben die Inhaber dieser Klinik verhaftet und für Gerechtigkeit gesorgt. Dabei haben wir auch die Personalakte gefunden und die Leute herausgesucht was wir retten konnten."

Er kramt in einem Koffer und hält mir einige kleine Mappen entgegen, die ich dankend annehme und herumblättere. Auf jeden dieser Mappen ist ein kleines Foto draufgeklebt, welche ich schlampig durchgehe, weil es so viele sind. Doch hier ist kein Foto von Luke. Ich gehe nochmal genau die Mappen durch und schaue jetzt bei den Namen und nicht nur oberflächlich, doch wieder kann ich keinen Luke Bennet finden.

„Sie müssen einen Fehler gemacht haben. Hier ist mein Freund nicht dabei. Könnten Sie das nochmal überprüfen?"

Er seufzt „Das haben wir bereits, Victoria. Wenn dein Freund nicht dabei war, dann haben wir ihn nicht gefunden, tut mir leid."

Als hätte ich nicht verstanden was er gesagt hat frage ich erneut „Können Sie das bitte nochmal überprüfen? Er muss dabei sein! Das muss er! Bitte Sir."

„Wir haben es bereits überprüft. Es tut mir leid, dass ihr Freund nicht dabei ist, aber da können wir nichts tun.", sagt er mit bemitleidenswerten Blick.

Ich nicke und verabschiede mich. Dann gehe ich nach draußen und fühle richtig wie sich meine Augen immer mehr mit Tränen füllen, bis ich schließlich beginne zu Weinen. Ich kann es nicht glauben, dass Luke nicht gefunden wurde und dass ich daran Schuld bin. Ich bin an allem Schuld. Hätte ich nicht die Kiste geöffnet und es herausgefunden, dass Luke wusste wer ich war, wäre das alles nie passiert. Das alles wäre nicht passiert und er würde jetzt noch an meiner Seite sein.

Als mein Dad vor mir mit dem Auto hält, zucke ich vor Schreck auf. Ich steige ins Auto und schnalle mich an. Dad sieht mich mit einem schockierenden Blick an „Oh Gott, Vicky du weinst ja. Was ist los?"

„Gar nichts Dad. Fahr bitte los.", schniefe ich.

Er startet den Motor und gibt Gas. „Vic, was ist los? Du kannst mit mir reden." Das stimmt allerdings. „Ich will nicht reden, ich will einfach nur noch schlafen und nie wieder aufwachen.", weine ich.

„Ach Schätzchen, das wird wieder.", seufzt mein Vater und streichelt mir dabei mit seiner Hand über meinen Rücken.

Übrigens ein großes Dankeschön für die 1000 Reads, die bedeuten mir wirklich viel!

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt