Ein penetranter, lauter Ton, welcher von meinem Handy neben mir kommt, weckt mich auf. Sofort setze ich mich auf, um den Alarm auszumachen, da er mich sonst noch irre macht. Ich spüre wie mein Rücken zieht und es sich so anfühlt, als hätte ich auf den Boden geschlafen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich nicht wie jede Nacht in meinem Bett schlief, sondern auf dem Sofa. Welches, wie mir gerade auffällt, echt nicht bequem ist. Das Sofa fühlt sich so an wie die Betten in der alten Psychiatrie. Dort hatte ich auch oft mit Problemen mit meinem Rücken zu kämpfen. Jedoch gewöhnt man sich nach einer Zeit daran.
Mein Blick wandert zu Luke, der mit weiten Armen und Füßen in meinem Bett liegt. Obwohl wir gestern Streit hatten, macht es mich irgendwie glücklich ihn zu sehen und ihn bei mir zu haben. Vielleicht würde er es mir ja heute erzählen. Einen Versuch ist es wert. Da ich in die Schule muss und sich Luke ruhig noch ausschlafen kann, ziehe ich eine dunkelblaue Jeans und einen weißen Sweater aus meinem Schrank und schleiche damit ins Badezimmer.
Nachdem ich mit meiner morgendlichen Waschroutine fertig und angezogen bin, gehe ich in die Küche, um mich mit einem kalten Glas Wasser und einem Apfel zu stärken. Gerade als ich den ersten Schluck meines Wassers mache, höre ich plötzlich den Klingelton meines Handys aus meinem Zimmer. Schnell renne ich in mein Zimmer und hebe beim letzten Ton noch ab.
"Hallo?", spreche ich in mein Handy, da ich in Eile war, um zu sehen wer mich anruft.
"Hey, Vicky.", erkenne ich Matthews Stimme. "Ähm, also... Ich wollte dich fragen, ob du das Zeug vielleicht schon gefunden hast."
Ich schluchze "Das ist nicht dein Ernst oder?"
"Ich brauch das Zeug echt."
Mit einem Blick zu Luke, der noch tief und fest zu schlafen scheint, flüstere ich in mein Handy "Ich such das Zeug, aber Matthew, bau keinen Mist!"
Ich höre mich an wie meine eigene Mutter und vielleicht mag das echt komisch klingen, wenn man das Verhältnis zwischen Matthew und mir betrachtet, aber ich habe keine Lust in diese ganze Scheiße, die er macht, mit reingezogen zu werden.
"Geht klar. Und Vicky?"
"Ja?"
"Würde es gehen, wenn wir uns heute Abend schon treffen? Ich brauch es echt dringend."
Ich seufze "Meinetwegen."
Matthew bedankt sich noch bei mir für meine Hilfe und legt dann auf. Noch ein paar Minuten sitze ich auf meinem Sofa, das gestern Nacht ebenfalls mein Bett war und denke über die ganze Sache nach. Ich starre stumm aus dem Fenster, wo gerade unser Nachbar mit seinem Beagle spazieren geht.
"Wer war das?", reißt mich plötzlich die dunkle Morgenstimme von Luke aus meinen Gedanken.
Seit wann ist er wach? Wahrscheinlich wurde er doch von meinem Handy und dem anschließenden Telefonat geweckt.
"Niemand erwähnenswertes.", sage ich ruhig, während ich aufstehe und zu meinem Kleiderschrank gehe.
Ich spüre wie Lukes Augen auf mich kleben, als wäre ich Megan Fox, die gerade keine Klamotten anhat. Obwohl mich Luke beobachtet, öffne ich meinen Schrank und hocke mich hin um in einer der Kisten, nach der Packung Koks zu suchen.
"Bist du noch sauer?", fragt mich Luke.
"Lass uns am Nachmittag drüber reden, ich bin gerade echt in Eile."
Zwischen einem alten Notizblock und meinem alten Mathebuch, entdecke ich es. Schnell schnappe ich es mir und stecke es unauffällig in meine Hosentasche, sodass Luke nichts davon mitbekommt.
Nun stehe ich auf und schnappe mir meine Tasche, die ich für die Schule verwende. Doch als ich Lukes Hände an meiner Hüfte spürte, wurde ich etwas nervös. Okay, was heißt schon etwas? Nervöser als ich vor jeder einzigen Matheschularbeit je war. Wie würde er reagieren, wenn er das Päckchen findet? Was würde er sagen?
"Vic, ich will weg von hier.", haucht er in mein Ohr.
Flüchtig drehe ich mich zu ihm um und schaue ihn verwirrt an. Wie meint er das?
"Ich will nicht ohne dir gehen.", fügt er noch hinzu.
"Luke, können wir bitte am Nachmittag drüber reden? Das hier... Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.", löse ich mich aus seinen Händen.
Doch Luke greift mir erneut auf meine Hüfte, gerade dass er das Päckchen nicht spüren kann. Wenn er mit seiner Hand tiefer geht, würde er es spüren. Oh Jesus, bitte hör auf mich so zu foltern.
"Vic, das ist wichtig.", flüstert er. "Ich muss..", sagt Luke leise während er mir mit seiner Hand zu meinen Oberschenkel streicht.
In dem Moment zucke ich weg und zische "Luke, ich muss jetzt los. Ich komm so gegen 6 Uhr nach Hause, da können wir reden."
Ich ziehe mir meinen grauen Mantel und meine schwarze Stiefel an und verlasse nun das Haus.
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Nummer 213
HorrorWas würdest du tun, wenn du gefangen wärst? In einer Anstalt, ohne jegliche Ausgänge.. Wenn du ein Geheimnis hättest, weshalb du in diese Anstalt kamst? Samara hat ein Geheimnis, weswegen sie in einer alten Psychiatrie festgehalten wird und ihr mon...