Kapitel 35

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Ein mittelgroßes, schlankes Mädchen mit braunen Haaren steht lachend hinter mir. In ihrer Hand hat sie einen leeren Becher.

„Ups, ich habe dich wohl mit dem Müll verwechselt.", kicherte sie und sieht dabei in Richtung hinter mir.

Ich drehe mich um und kann weiter hinter mir keinen anderen als Matthew sehen. Kochend vor Wut, stehe ich auf und nehme meinen Rucksack.

„Und du hast dich wohl im Gebäude geirrt. Wir sind hier nicht im Puff, Schätzchen.", lächle ich sie an.

Danach ist mein Weg zu Matthew. Es ist schon genug, dass er mir gedroht hat, aber dass er andere auf mich hetzt um mir das Leben zur Hölle zu machen, das geht einen Schritt zu weit.

Ich stelle mich vor ihm hin und schreie ihn an „Das war sicher deine brillante Idee. Was willst du damit erreichen? Aufmerksamkeit? Es reicht, Matthew!!"

„Es reicht erst, wenn ich es sage."

„Du weißt wie ich sein kann und du weißt dass ich bei deinem Spiel besser spielen kann, viel besser, also würde ich es drauf nicht ankommen lassen.", zische ich.

„Lass sie in Ruhe, Matthew. Es bringt sich nichts.", mischt sich plötzlich Ryan ein und zerrt an seinem Arm.

Wütend verlasse ich die Cafeteria und das Schulgebäude und bin dabei nach Hause zu gehen. Ich bin froh mir meinen Schlüssel heute noch extra eingepackt zu haben, denn es wird wohl keiner Zuhause sein.

Ich sperre also die Tür auf und bin gerade dabei ins Badezimmer zu gehen, um mir eine Dusche zu gönnen, da ich die jetzt echt nötig habe, da bemerke ich meinen kleinen Bruder auf den Küchentisch vor dem Laptop lümmeln.

„Vicky! Was machst du denn hier? Sieh mal was ich..", er hört auf zu reden, als sein Blick auf mich trifft.

„Wie siehst du denn aus?", er muss sich das Lachen verkneifen.

Ich verdrehe bloß meine Augen und meine „Schon gut. Erzähle ich dir später. Was wolltest du mir sagen?"

„Achja. Oh mein Gott. Das wirst du mir nicht glaube.", sagt er so fröhlich und aufgeregt, wie ich ihm schon lange nicht mehr erlebt habe.

„Was ist denn??", will ich nun endlich wissen.

Ich hasse dieses geheimnisvolle Getue.

„Onkel Sam arbeitet ja bei der Bank, oder?", fragt er mich scheinheilig.

Ich verziehe meine Augenbraun und antworte „Ja, wie kommst du jetzt auf Sam?"

„Hör zu, ich hab ihm ne E-Mail gesendet und habe ihm gebeten, er solle bei einem bestimmten Konto nachsehen. Nämlich bei Lukes. Und, obwohl er ständig meinte, dass er dafür nicht zuständig ist und das gefährlich für ihn ausgehen könnte, hat er es doch gemacht. Natürlich nur mir zu Liebe und jetzt halte dich fest. Vor etwa einem Monat, wurde ein Betrag von zirka 1000 Dollars abgehoben."

Mein Mund ist weit geöffnet und ich kann den Worten meines Bruder gar nicht wirklich meinen Glauben schenken. Er zeigt mir die Mail von unseren Onkel und tatsächlich stimmt es.

„Das heißt...", fange ich fassungslos an.

„Dass er noch lebt. Jap.", fährt mein Bruder fort.

Mich durchfährt eine Gänsehaut und mein Herz beginnt wie wild zu schlagen. All diese Gedanken und Hoffnungen um ihm waren nicht umsonst gewesen. Das alles war nicht umsonst. Er ist am Leben und weiß Gott wo er sich gerade aufhält.

Das einzige das mich beunruhigt ist, wieso er sich nie meldete. Bin ich ihm vielleicht schon egal geworden? Kann er sich überhaupt noch an mich erinnern? Wieso rief er nie an oder versuchte mich zu finden? Vielleicht war er noch immer böse wegen der Sache, dass ich ihn einfach stehen ließ. Aber er wollte es doch so.. Es war sein Befehl, den ich befolgte. Ich bin einfach ratlos und kann mir keine logischen Antworten auf all diese Fragen geben.


Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt