Dreizehn Jahre später...
Mit knapp sechsundvierzig Jahren, was einem etwa sechzehnjährigen Menschen entsprach, schloss Sai die dritte Stufe ab, damit war die Grundausbildung fertig. Nun hatten die Schüler die Wahl – sie konnten einen Beruf erlernen, oder weiter die Schule besuchen und ihre magische Ausbildung fortschreiten. Für Dämonen mit sehr niedrigem Magielevel wurde das erste empfohlen, für welche mit hohem Level das letztere.
Sai war von Natur sehr wissbegierig und hatte es auch nicht eilig. Er wollte in allen Bereichen mehr erlernen, um sich für einen Zukunftsweg zu entscheiden. Asta sah es genauso und begleitete ihn, doch dieses Mal würde es anders sein.
Sie würden dort wohnen und ihr Training und Studium in Vollzeit betreiben. Zuvor war er jeden Tag nach Hause gegangen, doch das war nun nicht mehr gewünscht. Sie erhielten ein Zimmer in einem Wohngebäude, in dem sie außer an ihren freien Tagen wohnen würden.
In den letzten Jahren hatte Sai zwar Kontakt mit Astaroth gehabt, hatte jedoch jedes Mal sein Herz hinter einer Mauer verborgen, um es zu schützen. Die einst so starke Verbindung war nur noch ein dünner Faden und er litt darunter. Er hatte jede Minute genutzt, gelernt, trainiert – einfach nur, um diesem unerträglichen Gefühl zu entkommen. Seine Eltern und auch Astaroth hatten es als Abkapselungsphase abgetan, doch das war es nicht. Er wollte zu dem Dämon, wollte ihm nahe sein – aber gleichzeitig fürchtete er sich davor. Seit jenem Tag war er nicht mehr zu ihm gegangen.
Asta war die ganze Zeit an seiner Seite gewesen, hatte ihn aufgefangen. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte, doch noch hatte er sich ihr nicht geöffnet. Vielleicht ist es besser so. Besser, wenn ich ihn nicht sehe. Es wurde Zeit, dass er den lächerlichen Gedanken losließ, dass Astaroth sein Herz sein könnte, und voranschritt.
Ein letzter Abschied und er und Asta machten sich auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Er hatte das Amulett um seinen Hals ablegen wollen, doch er konnte es nicht – noch nicht. An dem Tag, an dem er es ablegen würde, würde er ihn gehen lassen.
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Kendrik lief mit erhobenem Haupt über den Schulhof, schaute das Gesindel an, das sich darauf herumtrieb. Er schnalzte mit der Zunge. Er würde sich hier bestens wohlfühlen, immerhin hatte sein Vater dafür gesorgt. Als Dämon aus bestem Hause war ihm der Erfolg vorherbestimmt, weshalb er die Aufnahmeprüfung ohne Schwierigkeiten bestanden hatte.Mit seinen 1,80 m war er einer der größeren Dämonen, sie waren in ihrem Alter meist noch kleiner als er, weshalb er von oben auf sie hinabsehen konnte. Er hatte schulterlange braune Haare, die er zurückgebunden hatte und ein attraktives Gesicht. Seine Kleidung zeugte von Geld, aber auch Stil, immerhin hatte er einen Ruf zu verlieren. Sie werden mir alle zu Füßen liegen.
Viele Augen blieben an ihm hängen. Ja, so ist es richtig. Stellt euch gut mit mir, dann... Ein Murmeln erklang und er sah, wie sich alle Augen von ihm abwendeten. Was? Es hatten sich alle von ihm weggedreht. Verwirrt schaute er in die Richtung, in die alle starrten und da sah er sie.
Ein etwa 1,75 m großer schwarzhaariger Dämon mit himmelblauen Augen. Seine Haare hingen ihm vorne knapp übers Kinn, reichten aber nicht ganz bis zu den Schultern, hinten hatte er sie unten länger, oben kürzer. Er hatte einen Pony, der ihm in die Augen fiel, und ein filigranes Gesicht. Er hatte feine Lippen, die einen sanften Schwung hatten, aber gleichzeitig unnachgiebig waren. Seine Nase war anmutig geschwungen und er hatte feine Wangenknochen, der ihm ein engelhaftes Gesicht verpasste, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Doch all das strafte dessen Blick – ein kühler, unlesbarer Blick.
Dieser Dämon trug ein schlichtes, schwarzes kurzärmliges Oberteil und darüber eine schwarze, lederne Jacke mit kurzen Ärmeln und goldenen Knöpfen an der Schulterpartie, dem Kragen, den zwei Brusttaschen und an den Ärmeln. Seine Hose war dunkelgrau und seine Hände steckten in zwei fingerfreien Handschuhen. An seinem Hals baumelte ein Amulett mit einem dunklen Edelstein und mystischen Symbolen darauf.
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Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️
FantasyEin schallende Ohrfeige schleuderte Sais Kopf zur Seite. „Achte darauf, mit wem du sprichst. Das geht dich nichts an", erklang eine wütende Stimme. In diesem Moment wusste Sai nicht, was er fühlte. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Wut, Schmerz. Er hat...