Kapitel 27

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Tyron schaute zum Boden und Sai spürte Gefühle der Unsicherheit und Angst von ihm. So kannte er seinen Cousin nicht, also fragte er nach. „Tyron, alles in Ordnung? Was beschäftigt dich?", fragte Sai. Sein Cousin schaute ihn für einen Moment überrascht an.

Soll ich ihnen die Wahrheit sagen?, dachte Tyron. Vielleicht würde es ihm helfen. Er blieb stehen und ging dann zu einem Baum, vor den er sich setzte. Die beiden folgten ihm und sie setzten sich im Kreis. Ihr Cousin schaute zu Boden, was sie noch mehr verunsicherte.

„Ich bin vor wenigen Tagen sechsunddreißig geworden. Ich besuche nun schon länger die Schule und werde diese nun abschließen. Ich weiß, es ist früher als sonst, doch meine Entwicklung ging auch schneller als die von anderen."

Die beiden nickten nur. Von der Reife her schien er im Vergleich zu Asta keine zehn Jahre zurückzuliegen.

„Ich muss nun eine Entscheidung treffen. Soll ich auf eure Schule gehen oder...", er brach ab.

Die beiden schauten ihn an. Was war denn die Alternative?

Tyron schaute sie nun direkt an. „Oder soll ich in die Menschenwelt – also die Hölle verlassen?"

Damit hatten sie nicht gerechnet. Die Hölle verlassen? Gut, sie wussten, dass Tyron oft in der Menschenwelt war – doch warum sollte er dort für immer hinziehen, wenn seine Familie hier war?

Auf Tyrons Gesicht erschien ein schmerzlicher Ausdruck.

„Warum willst du gehen Tyron?", fragte Sai nun direkt.

„Weil ich kein Recht habe, hier zu sein", sagte dieser mit belegter Stimme.

Sai und Asta konnten es nicht verstehen. „Was meinst du damit?", fragte Asta und nahm dessen Hand. Dieser drückte sie dankbar.

„Weil ich kein Dämon bin. Ich habe kein Recht, in der Hölle zu sein. Die Regeln hier sind eindeutig, ein Mensch darf die Hölle nicht betreten, außer er ist tot oder der Gefährte eines Dämons. Ich werde also bald meine Daseinsberechtigung hier verlieren, wenn sie bisher überhaupt existiert hat", sagte er und die Angst war nun deutlich.

Tyron hatte seinen Eltern nie den Vorwurf gemacht, dass er nicht die Dämonenseite seines Vaters geerbt hatte, sondern die Menschenseite seiner Mutter. Doch nun saß er hier, als Mensch zwischen Dämonen, die ihn mit einer Handbewegung töten konnten. Er war schwach, das ließ sich nicht bestreiten.

„Tyron. Du bist der Sohn eines Höllenfürsten, das ist Berechtigung genug", sagte Asta – doch sie wusste, dass das Ty nicht helfen würde.

„Ich kann kaum Magie benutzen. Das bisschen, was ich durch meine Deva-Seite nutzen kann, reicht nicht einmal für die unterste Klasse. Ich bin nunmal kein starker Dämon wie ihr zwei und ich bin auch kein Träger. Ich bin ein schwacher Mensch." All die Jahre hatten sie Tyron noch nie so verwundbar gesehen, so ängstlich. „Meine Eltern wollen, dass ich euch auf die Schule folge, doch das kann ich nicht, wenn ich keine Magie nutzen kann", sagte Tyron mit gedrückter Stimme.

„Woher weißt du, dass du keine Magie nutzen kannst? Deine Deva-Seite kann dir doch einen Zugang zur Magie ermöglichen. Zudem weißt du nicht, ob du wirklich ein Mensch bist, immerhin alterst du nicht wie sie", sagte Asta, auch wenn es nur eine Vermutung war.

Tyron schaute sie an.

„Willst du es herausfinden?", fragte seine Cousine.

Tyron war unsicher, er hatte Angst – Angst, Ihn verlassen zu müssen. „Was, wenn sich herausstellt, dass ich ein Mensch bin?", fragte er bedrückt.

„Dann wird sich nichts ändern. Es gibt unzählige Berufe, in denen keine Magie notwendig ist", sagte Sai.

Diese Unterstützung brauchte er nun wirklich. Unsicher nickte er seiner Cousine zu. Sie hob die Hand und legte sie an die Brust ihres Cousins, dann sendete sie einen Energieschub in ihn, versetzte ihm damit einen magischen Schlag, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte.

Sai - ein schicksalhafter Gedanke (BAND 7) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt